Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

24h Le Mans: Porsche durch Aussitzen zum Sieg

Von Oliver Runschke
Lieb, Lietz, Dumas und Olaf Manthey auf dem Podium

Lieb, Lietz, Dumas und Olaf Manthey auf dem Podium

Porsche setzte eine Entscheidung über den letzten Boxenstopp so lange aus, bis der GT-Klassensieg mit dem 911 RSR nicht mehr zu vermeiden war.

Zwischen Aston Martin und Porsche ging es in Le Mans 24 Stunden lang Spitz auf Knopf. An der Spitze der GTE-Pro-Klasse lieferten sich die Briten mit den Stuttgartern ein Rennen um Sekunden. Die starke Performance der neuen Porsche 911 RSR beim ersten Porsche-Werkseinsatz in Le Mans seit dem bisher letzten Gesamtsieg 1998 hatte nach einem zuletzt eher schwachen Auftritt beim Sportwagen-WM in Spa niemand erwartet. 

Nach Spa hat man in Weissach die Arme hochgekrempelt, ist testen gegangen um die Fahrwerksprobleme auszusortieren und hat dem Elfer ein Le-Mans-Aero-Paket auf den Leib geschneidert, das optimal funktionierte. «Unser neues Aero-Paket war hier ausschlaggebend, denn das hat perfekt funktioniert» sagte Jörg Bergmeister, der hinter den Siegern Marc Lieb, Richard Lietz und Romain Dumas Zweiter wurde. «Jetzt heisst es natürlich, dass wir in den ersten Rennen nur gepokert haben, aber den Schritt haben wir durch die Aero gemacht. Wenn wir beim nächsten Rennen wieder mit der Standard-Aero fahren, kann es wieder ganz anders aussehen.»

Dass die Werks-Porsche im Rennen auf Augenhöhe mit Aston Martin ist, hatte Sieger Marc Lieb vor dem Rennen nicht erwartet. «Wir waren schon etwas überrascht, denn im Rennen waren wir deutlich schneller, als wir es vermutet haben. Die Duelle mit den Aston Martin waren toll. Ich bin immer gegen Darren Turner gefahren. Darren ist ein harter, aber sehr fairer Racer wie die meisten Briten. Unser Duell beruhte auf gegenseitigen Respekt.»

Nicht nur die Aero passte in Le Mans, auch die Strategie. Porsche liess die Werksfahrer stets bis zur Mindestfahrtdauer von vier Stunden im Auto. «Wir konnten auch wohl erstmals in der 50-Jährigen Renngeschichte des Porsche 911 hier im Rennen Dreifachstints mit den Reifen fahren», erklärte Sieger Lieb.

In den letzten Rennstunden zeichnet sich ab: Das Duell Porsche gegen Aston Martin entscheidet sich über die Boxenstrategie. 90 Minuten vor Rennende sorgte dann Regen für Wetterchaos, das Safety-Car ging mal wieder auf die Piste.

Jetzt war guter Rat am Porsche-Kommandostand teuer: Sollte man den zweitplazierten Elfer von Richard Lietz zum Reifenwechsel an die Box holen, oder den Österreicher auf Slicks auf der nassen Piste lassen? Porsche schob die Entscheidung erstmal auf die lange Bank, liess Lietz mit Slicks im Regen hinter dem Safety-Car kreisen. Denn ein Wechsel auf Regenreifen hätte automatisch einen weiteren Splash-Dash kurz vor Rennende nach sich gezogen, damit wäre der Sieg futsch gewesen.

«Dann kam doch der Funkspruch, dass ich reinkommen soll. Doch da war ich gerade schon an der Boxeneinfahrt vorbei», schildert Lietz. «Als Antwort kam dann, dass das auch okay sei, und ich dann halt einfach draussen bleiben sollte.»

Die ungewollte Taktik ging dann auf: Die Strecke trocknete schnell ab. Lietz blieb draussen und konnte in der Safety-Car-Phase den Sprit so weit strecken, dass es ohne Zusatzstopp zum Sieg reichte. Lietz: «Am Ende war da bei diesem verrückten Rennen jede Menge Glück im Spiel».

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