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Le-Mans-Startplätze: Kein Gnade für WEC-Aussteiger

Kolumne von Oliver Runschke
Der mächtige FIA WEC- und 24h von Le Mans-Veranstalter ACO springt mit seinen langjährigen Kunden nicht gerade zimperlich um. Langjährige Le-Mans-Teilnehmer bekamen in diesem Jahr einen Korb.

Startplätze für die 24h von Le Mans (14./15. Juni) sind im Sportwagensport ein begehrtes Gut. 56 Teilnehmer lässt der Veranstalter ACO bei dem bedeutendsten Langstreckenrennen der Welt zu. Anders als in den Vorjahren hat der ACO in diesem Jahr nicht kommuniziert, wie viele Teams sich um einen der 56 Startplätze beworben haben. Liesst man die Le-Mans-Startliste sowie die Liste der zehn Reserveteams aufmerksam, kommt man zu dem Schluss: Sehr viel mehr als die 56 Teilnehmer plus die zehn Reservisten dürften es in diesem Jahr nicht gewesen sein.

Ein Grossteil der 56 Le-Mans-Teilnehmer in diesem Jahr – 31 an der Zahl – setzt sich aus Teams zusammen, die einen Saisonnennung für die Sportwagen-WM FIA WEC abgegeben haben, sechs weitere Teams nahmen ihre Einladungen aufgrund von Erfolgen in Le Mans 2013, WEC, ELMS oder AsLMS wahr. Ein Startplatz wird über die Einladungsklasse für innovative Technologien («Box 56») vergeben.

Die weiteren 18 Startplätze verteilt der ACO nach Gutsherrenart: Ein zehnköpfiges Selektionskomitee unter der Leitung von ACO-Präsident Pierre Fillon wählt die Teilnehmer aus. Kriterien sind dabei laut dem Reglement unter anderen der Bekanntheitsgrad des Teams oder des Herstellers, die Erfolge des Teams, bisherige Le-Mans-Teilnahmen oder Teilnahme in Serien des ACO oder nach ACO-Reglement.

Was man offenbar tunlichst unterlassen sollte wenn man in Le Mans starten will: Aus der FIA WEC aussteigen. Diese Erfahrung machten in diesem Jahr gleich einige langjährige ACO-Kunden, die sich nur auf der Reserveliste wiederfanden und nun hoffen müssen, dass eines der gesetzten Teams abspringt. Das französische Porsche-Team IMSA Performance, seit neun Jahren dauerhaft in Le Mans und in den Le-Mans-Serien am Start, wechselt in dieser Saison von der WEC in die ELMS. Einen GTE-Am-Startplatz in Le Mans haben die Franzosen dank ihres Klassensieges im vergangenen Jahr bereits sicher. Doch der zweite IMSA-Porsche 911 GT3 RSR, allerdings auch ein betagtes 2010er Modell, landete nur auf der Reserveliste. Ein anderes französisches Team hatte es da besser: SOFREV bekam mit seinem Ferrari 458 Italia auf Anhieb einen Startplatz, obwohl das Team von Jerome Policand bisher noch in keiner ACO-Serie startete. Der Joker des Ferrari-Teams: Deren 458 fährt in Le Mans der ehemalige französische Nationalkeeper Fabien Barthez.

Noch Ärger als IMSA traf es Le-Mans-Urgestein Jack Leconte, der mit seinem Team Larbre Competition und Porsche, Chrysler, Ferrari, Aston Martin, Saleen und Corvette immerhin seit 20 Jahren in Le Mans am Start ist. Der Franzose sah sich mit seinen Corvette in der FIA WEC im vergangenen Jahr hoffnungslos unterlegen und macht aus seinem Ärger auch kein Geheimnis. Die Quittung bekam Leconte in diesem Jahr. Larbre stiege von der GTE-Corvette auf einem LMP2-Morgan-Judd und von der FIA WEC in die ELMS um. Trotz OAK-Eigner Jacques Nicolet als Fahrer des LMP2 zeigte der ACO Leconte die kalte Schulter und verwies Larbre auf die Reserveliste, dort steht der Morgan aber immerhin an erster Stelle.

Gewundert haben dürfte sich auch das britische Ferrari-Team JMW. Das Team von Jim McWirther zählt in Le Mans und ELMS erst mit Ferrari und zwischenzeitlich mit Aston Martin seit 2009 zum Establishment. Im vergangenen Jahr boten die Briten auf ihrem in der GTE-Pro-Klasse gemeldeten 458 Italia allerdings nur Herrenfahrer auf. In diesem Jahr verbannt der ACO den einzigen Dunlop-bereiften GTE-Teilnehmer im Feld trotz ELMS-Nennung kurzerhand auf die Reserveliste.

Etwas Mysteriös ist die Geschichte um Risi Competizione und Tracy Krohn. Risi hatte eine von zwei der ALMS zustehende Le-Mans-Einladungen erhalten, die von der ALMS nur an Teams vergeben werden, die auch beabsichtigen, die Einladung anzunehmen. Trotz Einladung findet sich der Risi-Ferrari 458 Italia nur auf der GT-Reserveliste. Die Erklärung von Risi: Das Team aus Texas hatte Amateurfahrer Tracy Krohn und dessen giftgrünen Ferrari in der GTE-Amateurklasse genannt, der ACO sei bei der Einladung davon ausgegangen das Risi mit einem Profi-Auto kommt und strich so die Einladung. Krohn, der nach zwei Jahren aus der FIA WEC ausgestiegen ist, steht so auf dem aussichtslosen letzten Rang der GT-Liste. Keine feine Art mit einem langjährigen Kunden umzuspringen, der Le Mans immerhin seit neun Jahren die Stange hält.

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