SPEEDWEEK.com erklärt: Das ist die neue LMP2-Klasse
Der neue LMP2 von Riley-Multimatic bei Testfahrten in Daytona
Im kommenden Jahr steht in der kleinen Prototypen-Klasse eine neue Ära vor der Tür. Damit einhergehend werden die Fahrzeuge nicht nur eine spektakulärere Optik erhalten, sondern auch mehr Leistung – was schnellere Rundenzeiten zur Folge haben wird. Für die Erarbeitung des neuen Reglements haben sich der Le-Mans-Veranstalter ACO, die FIA und amerikanische IMSA schon vor einigen Jahren zusammengetan. Ziel war es, einen gemeinsamen technischen Standard zu etablieren und natürlich auch die Sicherheit zu erhöhen.
Über die Zeit wurden diverse grundlegende Entscheidungen getroffen: So werden die neuen LMP2 nur noch geschlossene Fahrzeuge (sprich mit Dach) sein dürfen – also genauso, wie in der LMP1 seit 2014 vorgeschrieben. Weiterhin wurde beschlossen, die Anzahl der möglichen Chassis-Lieferenten auf vier zu begrenzen. Nach einer Ausschreibung wurden die beiden französischen Unternehmen Oreca und Onroak, Dallara aus Italien und die nordamerikanische Partnerschaft zwischen Riley und Multimatic dafür auserwählt. In Bezug auf dem Verkaufspreis wurde ein Kostendeckel festgelegt, der bei 483.000 Euro liegt.
Die Fahrzeuge werden um zehn Zentimeter schmaler und eine Gesamtbreite von 1,90 Meter (ebenfalls wie die aktuellen LMP1) aufweisen. Auch der Heckflügel wird wieder ästhetischer ins Gesamtbild passen, da er 1,80 Meter breit (bislang 1,60 Meter) sein darf.
Für die Hi-Speed-Strecke von Le Mans wird eine zusätzliche Aerodynamik-Variante (ein sogenanntes Le-Mans-Kit) erlaubt sein.
Ausserdem wurde Einigung darüber erzielt, dass die LMP2-Boliden lediglich einen einzigen Motoren-Lieferenten haben werden. Hier setzte sich das britische Unternehmen Gibson (früher bekannt als Zytek) durch. Das GK428 genannte Aggregat ist ein 4,2L-Sauger in V8-Bauweise mit Direkteinspritzung und wird wird über 600 PS leisten (also ca. 100 Pferdestärken mehr als in der Klasse bislang üblich). Die Motoren können auch nicht mehr gekauft werden. Es wurde ein Leasing-Modell entwickelt, dessen Basis die jeweilige kilometer-mässige Laufleistung darstellt. Auch bei der Einheits-Elektronik setzte sich mit Cosworth Electronics eine britische Firma durch.
Die neuen Fahrzeuge werden zunächst nur in der FIA WEC (und somit auch bei deren Highlight – den 24 Stunden von Le Mans), der European Le Mans Series (ELMS) und der amerikanischen IMSA-Serie laufen. In der Asian Le Mans Series sollen sie erst zur Saison 2019 eingeführt werden.
Parallel zum Standard-Modell wird es in der IMSA noch eine Art Schwester-Produkt geben. Dieses hat den Namen ‚Daytona Prototype international‘ (DPi). Grund dafür: In der IMSA sind keine LMP1 zugelassen und somit könnten Autohersteller dort nicht um den Gesamtsieg kämpfen.
Mit einem DPi ist dies jedoch möglich. Denn diese Wagen erlauben den Einbau eines eigenen Motors. Ausserdem dürfen gewisse Änderungen an der Optik der Wagen vorgenommen werden, um an den jeweiligen Motorenhersteller zu erinnern. Diese Änderungen werden jedoch nicht performance-relevant sein. Das heisst: Ein DPi wird somit vom Grundsatz her gleich schnell wie ein Standard-LMP2 sein. Ein Autohersteller muss sich beim DPi auf einen der vier Chassis-Lieferanten festlegen. Bislang haben Cadillac (mit Dallara), Mazda (mit Riley-Multimatic) und Nissan (mit Onroak) sich zum DPi-Konzept bekannt. Weitere Hersteller sollen ab 2018 folgen.
Zunächst war sogar mal angedacht, dass die DPi (jedoch ohne die an den Hersteller angepasste Aerodynamik) auch bei den 24 Stunden von Le Mans mitfahren dürfen. Als jedoch feststand, dass die DPi nicht mit der Standard-Elektronik ausgestattet werden würden, wurde diese Überlegung aber nicht weiter verfolgt.
Erster Renneinsatz der neuen Fahrzeug-Generation wird am Wochenende des 28./29. Januar stattfinden. Denn dann steigt mit den 24 Stunden von Daytona der Saisonauftakt der IMSA-Serie.
Folgen Sie uns auch auf Facebook! Aktuelle News aus der Automobil-Welt von SPEEDWEEK.COM finden Sie unter facebook.com/speedweek.com.auto