Formel 1: FIA spricht Urteil

FIA WEC: Ginetta baut einen eigenen LMP1-Wagen

Von Oliver Müller
So soll der Ginetta LMP1 aussehen

So soll der Ginetta LMP1 aussehen

Für die Saison 2018 wird sich das Feld in der LMP1-Kategorie weiter vergrössern. Das traditionsreiche britische Unternehmen Ginetta möchte Kundenfahrzeuge für die Gesamtsieg-Klasse anbieten.

Überraschung für die Königsklasse der Sportwagen: Die britische Schmiede Ginetta hat den Bau eines LMP1-Renners bestätigt. Der Wagen soll ab der Saison 2018 in der Sportwagen-WM (FIA WEC) – und somit auch bei den 24 Stunden von Le Mans - unterwegs sein und dort unter anderem gegen die grossen Werke Porsche und Toyota antreten. In Bezug auf den Antriebsstrang befindet sich Ginetta gerade in intensiven Gesprächen mit Motorenhersteller MECACHROME und Getriebespezialist Xtrac. Das von Hubraum und Bauweise noch nicht näher benannte Aggregat soll bis zu 200 PS mehr als ein aktueller LMP2-Motor (diese liegen bei ca. 600 PS) leisten. In Kombination mit dem Fakt, dass der Wagen auch 60 Kilogramm leichter als ein LMP2 sein soll, sind dementsprechend gute Rundenzeiten zu erwarten. «Ich danke dem ACO für die Möglichkeit, an der Spitze des Feldes zu fahren und somit um Gesamt-Podiumsplätze kämpfen zu können», freut sich Ginetta-Boss Lawrence Tomlinson.

Das britische Unternehmen hatte gleich noch eine weitere Überraschung im Köcher: Denn Adrian Reynard wird für die Aerodynamik des neuen LMP1 verantwortlich sein. (Modelle von Reynard hatten in der Vergangenheit grosse Erfolge im Formel- und Sportwagen-Sport erzielt.) «Dies spricht natürlich meine Wettbewerbsnatur an. Aerodynamik, Fahrbarkeit und Effizienz dominieren die Performance in dieser Kategorie. Zusammen mit dem hochtalentierten Ingenieurs-Team, das Ginetta zur Verfügung hat, wird dieser LMP1 auf höchstem Level entwickelt werden», so Reynard. Ebenfalls in das Projekt involviert ist Paolo Catone, der beispielsweise den Peugeot 908 und zuletzt den BR01 aus der LMP2-Klasse designt hat.

Ginetta wird in der LMP1-Klasse nicht als Werksteam antreten, sondern möchte den Wagen als Kundenprojekt laufen lassen. Drei Teams mit jeweils zwei Wagen sollen beliefert werden. Insgesamt werden zunächst zehn Chassis aufgebaut. Die Mannschaften PRT Racing und ARC Bratislava haben diesbezüglich schon grosses Interesse bekundet. «Wir sind schon hochgradig gespannt auf dieses neue Chassis, welches es mir erlaubt, meine Motorsport-Plattformen auf die FIA WEC auszudehnen», schaut Miro Konopka (Teambesitzer von ARC Bratislava) voraus.

Ginetta ist schon seit vielen Jahrzehnten im Motorsport aktiv. Neben eigenen GT-Boliden entwickelte man für die Saison 2015 (als erster Hersteller überhaupt) einen LMP3-Wagen. Darüber hinaus entstand mit dem G57 zuletzt ein weiterer Prototyp, der von einem Chevrolet 6,2L-V8-Motor angetrieben wird. Ausserdem hatte sich das Unternehmen von Lawrence Tomlinson (er übernahm es übrigens 2005) auch für den Bau eines LMP2 beworben - doch hier setzten sich bekanntlich Dallara, Oreca, Onroak und Riley-Multimatic durch.

Mit dem Einstieg von Ginetta erhält die private LMP1-Klasse weiteren Aufwind. Vor einigen Wochen hatten bereits BR Engineering und Dallara ein gemeinsames LMP1-Projekt für 2018 angekündigt. Erste Testfahren des Ginetta LMP1 sollen nach den 24 Stunden von Le Mans (17./18. Juni) stattfinden.

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