Kommt Ferrari in die neue große Prototypen-Klasse?
Bislang letzter Prototyp von Ferrari: Der 333 SP aus den 1990er Jahren
Die große Prototypen-Klasse der FIA WEC steht vor einem elementaren Umbruch. Die aktuelle Fahrzeug-Generation vom Schlage eines Toyota TS050 Hybrid wird nur noch bis zum Ende der Saison 2019/20 up-to-date sein. Für die Zeit danach soll ein neues technisches Reglement eingeführt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei maximale Werte für Abtrieb und Luftwiederstand. Das hat zwei Auswirkungen: Durch die beschnittene Aero werden die Entwicklungskosten niedrig gehalten. Und die Designer haben einen gewissen kreativen Grad an Freiheit, um ein Aussehen zu zeichnen, welches an Straßenfahrzeuge erinnern kann. Die Klasse wird dann aller Voraussicht nach auch nicht mehr LMP1 heißen, sondern Super Sportscar, GTPrototype, Le Mans Supercars oder Le Mans Hypercar.
Aktuell arbeiten der Weltverband FIA sowie der Le-Mans-Veranstalter ACO mit einigen Herstellern an der Erstellung des technischen Reglements, das noch in diesem Jahr verkündet werden soll. Und entgegen anderer Medienberichten ist auch Ferrari weiterhin an der Fassung der Regeln beteiligt. «Wir waren bis jetzt bei allen Meetings der Working-Group mit dabei», bestätigte ein Ferrari-Sprecher gegenüber SPEEDWEEK.com.
«Auch in Zukunft werden wir den Treffen beiwohnen. Denn die neue Klasse interessiert uns», so der Sprecher weiter. Neben Ferrari sitzen definitiv auch Toyota und Aston Martin mit am Verhandlungstisch. McLaren gilt als Wackelkandidat. Porsche hat bestätigt, nicht mit dabei zu sein. Und Ford hat sich mittlerweile verabschiedet. Der amerikanische Hersteller plädierte für gemeinsame Prototypen-Regeln in IMSA und FIA WEC. Doch diese internationale Lösung ist aktuell etwas ins Stocken geraten.
Sollte Ferrari tatsächlich in die LMP1-Nachfolgeklasse einsteigen, so wäre das Engagement jedoch auf Kunden-Motorsport ausgerichtet. «Das einzige Werksteam ist die Scuderia Ferrari in der Formel 1. Das wird auch so bleiben», so der Ferrari-Sprecher weiter. Ziel von Ferrari wäre es demnach, Rennwagen an interessierte Teams zu verkaufen. Doch dabei spielen natürlich die Kosten eine große Rolle. Als Folge dessen fällt auch die vor einiger Zeit kolportierte Idee flach, den Le-Mans-Renner mit dem Antriebsstrang aus der Formel 1 auszustatten. Das Gesamtkonzept aus Hypercar-Chassis und F1-Motor würde für die Sportwagen-Szene sonst zu teuer werden.
Grundsätzlich ist Ferrari jedoch noch weit davon entfernt, ein Prototypen-Programm zu bestätigen. Sollte grünes Licht gegeben werden, so wäre das dann zu bauende Auto der Nachfolger des Ferrari 333 SP. Dieser war Mitte der 1990er Jahre in diversen Sportwagen-Serien unterwegs und übrigens auch auf Kundensport ausgelegt. Der damalige Verkaufspreis lag bei heute undenkbaren eine Million Dollar.