Formel 1: Hamilton über Kampf mit Verstappen

Lando Norris kein Schwein: «Ich tat wie befohlen»

Von Mathias Brunner
Kurz nach dem Start: Oscar Piastri geht vor Norris und Verstappen in Führung

Kurz nach dem Start: Oscar Piastri geht vor Norris und Verstappen in Führung

​Zweiter Platz für Lando Norris beim Grossen Preis von Ungarn: Der Engländer weigerte sich eine ganze Weile, der Anordnung von McLaren Folge zu leisten und Piastri vorbeizulassen. Dicke Luft nach dem Doppelsieg.

Der Traditions-GP von Ungarn bringt dem 24-jährigen Lando Norris den zweiten Rang und damit die 21. Podestplatzierung in der Königsklasse. Vor der Sonne steht Lando ausgerechnet sein McLaren-Stallgefährte Oscar Piastri – nach endlosen Diskussionen am Funk.

Einfach erklärt: McLaren holte Norris vor Leader Piastri an die Box, um sich gegen die Verfolger abzusichern. Mit der Vorgabe, dass Norris später für Piastri Platz machen würde. So weit, so gut.

Aber Norris war nachher ziemlich pampig am Funk, monierte, dann müsse Oscar halt schneller fahren, das ging hin und her, und als

dann der Satz bei McLaren fiel, «Wir sind sicher, dass du das

Richtige machen wirst», da war klar, dass Norris nicht mehr viel Spielraum bleibt.

Kurz vor Schluss liess Miami-Sieger Norris demonstrativ den jungen Australier bei Start und Ziel vorbei. Da würden wir heute Abend in der Nachbesprechung bei McLaren gerne Mäuschen spielen.

Norris hatte die Wahl: Entweder er ist genau, was er ja nicht sein wollte, ein Schwein, das gewinnt, oder er macht Platz und steht für manche Fans nun wieder als Verlierer da. Nachdem ihm ohnehin vorgeworfen war (etwa nach dem Duell mit Max Verstappen in Österreich), zu wenig Härte zu zeigen.

Norris wusste auch: Wenn er sich nun gegen die Stallorder stellt, dann wird die Stimmung beim derzeit hervorragend aufgestellten McLaren-Team vergiftet sein. Also gab er nach.

Wie immer in der Formel 1 gibt es zwei Seiten. In einem anderen Rennstall hätte die Team-Leitung vielleicht dem in der WM besser platzierten Fahrer die Vorfahrt erlaubt. Stunk hätte auch das gegeben. Und es hätte gewiss Fahrer gegeben, die auf die Stallorder gepfiffen hätten.

Bemerkenswert: Norris ist nun zum vierten Mal zu einem Formel-1-Rennen von Pole gestartet (drei Mal zu einem Grand Prix, einmal zu einem Sprint), und wieder kam er nicht als Leader aus der ersten Kurve. Piastri hingegen machte fast alles richtig, beim Start und auch danach. Bis auf zwei kleine Patzer, als er kurz neben der Bahn war. Ging aber gerade noch mal gut.

Norris wirkte nach dem Grand Prix ziemlich niedergeschlagen, aber es ist klar: Da ist richtig dicke Luft bei McLaren.

Lando meinte: «Was für ein Tag für McLaren, das muss der stärkste Eindruck sein. Es hat lange gedauert, aber wir haben diesen Doppelsieg verdient eingefahren, weil wir da draussen am stärksten waren.»

Norris hat McLaren den 49. Doppelsieg in der Formel 1 garantiert, den ersten seit Monza 2021, und auch damals wurde Norris Zweiter – hinter Daniel Ricciardo.

Es ist der 185. GP-Sieg von McLaren, der zweite in dieser Saison nach Norris in Miami, der erste in Ungarn seit Lewis Hamilton 2012.

Norris weiter: «Gratulation an Oscar, er kam besser vom Start weg als ich und hatte danach das Rennen unter Kontrolle.»

Zur Stallorder von McLaren sagt Norris nur: «Ich tat wie befohlen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.»

Das Gesicht, das der Engländer dazu macht, spricht Bände.

Zum weiteren Saisonverlauf meint Norris: «Wir haben derzeit das schnellste Auto, und mindestens im Konstrukteurs-Pokal dürfen wir in dieser Form an den Titel denken. Wir haben zwei starke Fahrer und ein tolles Team. Klar wird es nicht einfach sein, den Rückstand auf Red Bull Racing wegzuknabbern, aber das muss unser Ziel sein.»

«Heute war unser Tag. In wenigen Tagen in Belgien kann es wieder ganz anders aussehen. Wir bleiben auf dem Gas und müssen versuchen, mehr Tage wie diesen hier abzuliefern.»

Was Norris nicht sagt: mit ihm als Sieger.

Ungarn-GP, Hungaroring

01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:38:01,989 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +2,141 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +14,880
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +19,686
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +21,349
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, +23,073
07. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +39,792
08. George Russell (GB), Mercedes, +42,368
09. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1:17,259 min
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:17,976
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:22,460
12. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +1 Runde
13. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
14. Alex Albon (T), Williams, +1
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1
18. Esteban Ocon (F), Alpine, +1
19. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1
Out
Pierre Gasly (F), Alpine, Hydraulikdefekt

WM-Stand (nach 13 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 265 Punkte
02. Norris 189
03. Leclerc 162
04. Sainz 154
05. Piastri 149
06. Hamilton 125
07. Pérez 124
08. Russell 116
09. Alonso 45
10. Stroll 24
11. Hülkenberg 22
12. Tsunoda 22
13. Ricciardo 11
14. Oliver Bearman (GB) 6
15. Gasly 6
16. Magnussen 5
14. Albon 4
18. Ocon 3
19. Zhou 0
20. Sargeant 0
21. Bottas 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 389 Punkte
02. McLaren 338
03. Ferrari 322
04. Mercedes 241
05. Aston Martin 69
06. Racing Bulls 33
07. Haas 27
08. Alpine 9
09. Williams 4
10. Sauber 0

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