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Davide Brivio (Trackhouse): «Spezial-Motivation»

Von Thomas Kuttruf
Ende 2020 wanderte der erfolgreiche Rennsportmanager in Richtung F1-Sport ab. Vor drei Monaten kehrte Davide Brivio zurück. Wir trafen den Trackhouse-Racing-Verantwortlichen in Austin für ein Interview.

Nach drei Jahren Abstinenz (und einem Abstecher ins Team-Management der Formel-1) kehrte Davide Brivio zu Beginn der Rennsaison 2024 ins MotoGP-Fahrerlager zurück. Als oberster Manager der Motorrad-Division der amerikanischen Trackhouse Racing-Struktur hat der Italiener eine große Verantwortung übernommen.

Erst beim großen Wintertest in Malaysia Anfang Februar war Brivio zum Team gestoßen. Nach einem sehr lebendigen Saisonstart, ersten WM-Zählern durch Miguel Oliveira und kurz vor dem ersten Training in Austin nahm sich der im gesamten Fahrerlager hoch angesehene Rückkehrer Zeit für ein Gespräch.

Wie geht es Davide Brivio nach seinem Comeback?
Davide Brivio: «Das ist einfach zu beantworten. Es geht mir sehr gut und ich bin glücklich, wieder im Fahrerlager zu sein.»

Drei Jahre Auszeit sind im Profi-Rennsport eine lange Zeit – gibt es das Gefühl einer neuen Ära?
«Sagen wir so, das persönliche Umfeld ist sehr vertraut und es war ein Heimkommen. Ich würde sagen, 90 Prozent aller Kontakte dort sind «alte Bekannte». Abgesehen davon hat sich schon eine ganze Menge getan. Zum einen sind die Sprintrennen als große Veränderung dazugekommen. Dann hat die aerodynamische Entwicklung stark zugenommen, das Gleiche bei den diversen Devices. Technologisch gab es einen Sprung. Und ich denke auch, das fahrerische Niveau hat sich nochmals gesteigert. Ohne Weiteres sind heute 10 Piloten in der Lage, ein Rennen zu gewinnen. Das ist extremer und vom Sport her auch eine positive Veränderung. Und ich denke, der Wettbewerb auch unter den Herstellern ist enger geworden. Ok, Ducati ist vorne und auch mit der Anzahl der Bikes sehr speziell aufgestellt. Dahinter ist es sehr eng. KTM, aber auch Aprilia sind dran. Und man spürt, dass die Japaner nicht resignieren. Es ist eine sehr spannende Zeit.»

Franco Morbidelli sprach über einen speziellen italienischen «Vibe» bei Pramac Racing. Wie würden sie die Atmosphäre bei Trackhouse beschreiben?
«Ich würde sagen, es geht sehr international zu. Aber natürlich merkt man den Einfluss der Inhaber aus Amerika. Es ist eine sehr gesunde Atmosphäre.»

Trackhouse verfügt über Expertise im Auto-Rennsport. An welchen Stellen versprechen sie sich Lerneffekte für das MotoGP-Team?
«Die gesamte Situation ist sehr speziell. Wir gehören einer gemeinsamen Organisation an. In der Teamzentrale ist wirklich alles unter einem Dach. Wir sind ein großes Team. Was bedeutet, Motorrad- und Auto-Struktur lernen voneinander. Viele Abläufe sind gleich, aber es gibt auch neue Felder. Lernen können wir von der Trackhouse Geschichte. Sie haben sich im Nascar-Sport innerhalb von 3-4 Jahren aus dem Stand zu einer siegfähigen Mannschaft entwickelt. Genau das sollte auch unser Weg als MotoGP-Team sein. Was mir und uns besonders hilft, ist die unfassbare amerikanische Art, die Dinge anzugehen. Es ist wie eine US-Spezial-Motivation.»

Trackhouse wünscht sich einen amerikanischen Piloten. Aktuell ist kein Superstar in Sicht. Wie ist ihre Meinung zu dem Thema?
«Das ist natürlich der Wunsch und es würde sicher dem Sport und den Fans sehr guttun. Aber am Ende zählt das Resultat, ganz gleich, mit welchem Fahrer. Es ist ein natürlicher Prozess, den wir nicht beschleunigen können. Was wir sehr wohl leisten können, dass wir als amerikanisches Team eine Inspiration für junge Menschen und Kids sind. Wir müssen langfristig denken und auf den Nachwuchs hoffen.»

Derzeit wird hinter verschlossenen Türen über das MotoGP-Regelwerk ab 2027 beraten. Sind sie hier auch involviert?
Ehrlich gesagt – Nein. Das ist die Aufgabe des Werkes, über die Herstellervereinigung zu verhandeln.

Aber ihre Meinung hat Gewicht. Wie ist ihre Einschätzung zu einem neuen Regelwerk für 2027?
«Es ist aus meiner Sicht ein normaler Vorgang, dass sich die Regeln anpassen. Etwa aus Prinzip für 10 oder 15 Jahre an etwas festhalten, das funktioniert nicht. Es gibt immer Veränderungen und es ist ein normaler Prozess, dass der Ausrichter die Spielregeln hinterfragt. Aktuell gibt es drei wesentliche Argumente. An oberster Stelle steht die Sicherheit. Es ist komplex, aber die maximalen Geschwindigkeiten sind am Limit und es kann schon helfen, über eine Hubraumreduzierung in diesem Bereich einen sichereren Weg zu nehmen. Wichtig ist auch der Kostenaspekt. Und dann gibt es die Show des Sports, die maximal gut sein sollte. Diese Dinge spielen die Hauptrolle und wie gesagt, sich auf die Entwicklung einzustellen ist nur normal».

Gibt es eine sportliche Maßgabe für den US-GP? Welches Resultat hat der Boss Justin Marks ausgerufen?
Eine Ansage mit einer Zahl gibt es nicht. Justin Marks ist Rennfahrer durch und durch. Er kann die Situation sehr gut einschätzen. Die Motivation bei uns allen für ein außergewöhnliches Resultat ist aber besonders hoch – und natürlich haben wir in den USA auch mehr Druck. Aber das ist normal. Wir werden pushen, aber viel wichtiger als ein gutes Ergebnis allein ist, dass wir uns weiter als Mannschaft etablieren. Wir wollen unsere Abläufe weiter verbessern und uns als Team verbessern. Das ist das Hauptziel. Wenn wir bei unserer Arbeit als Team permanent bestens zusammen funktionieren, dann werden die Ergebnisse von allein kommen.»

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