Forward: Neues Chassis für Colin Edwards in Mugello
Colin Edwards will es erst glauben, wenn er es sieht. Es dreht sich um das neue Chassis für seine Yamaha YZR-M1-Motoren, das ihm Forward-Racing-Teambesitzer Giovanni Cuzari für den Mugello-GP versprochen hat.
Der ehemalige FTR-Designer Mark Taylor, der jetzt im Auftrag von Forward Racing werkt, hat es gezeichnet, bei Harris in England soll es gebaut werden.
Edwards hat gute Gründe für seine Zweifel. «Im Winter hiess es, das neue FTR-Chassis werde beim Sepang-Test im Februar in der Box stehen. Bis heute fehlt davon jede Spur», stellte Edwards in Le Mans achselzuckend fest.
Es gibt offene Fragen zur missglückten Partnerschaft zwischen Forward und FTR. Forward testete im November in Almeria mit Corsi und Pasini FTR-Fahrwerke für die Moto2, für Februar sollten neue 2014-Chassis geliefert werden. In der FIM-Entry-List wurde im Januar bei Forward auch FTR als neues Fabrikat veröffentlicht.
Bei FTR hiess es dann, Forward habe nicht rechtzeitig bezahlt, deshalb sei das Material nicht ausgeliefert worden.
Forward lieferte eine andere Version der Geschichte. Man habe seit dem WM-Finale in Valencia den Umstieg auf Kalex ins Auge gefasst, FTR werde bei der Weiterentwicklung dieser Bikes helfen, verlautbarte Forward im Februar.
Auch diese Pressemitteilung ist inzwischen durch ihren geringen Wahrheitsgehalt unglaubwürdig geworden. Denn inzwischen hat Forward einen Moto2-Deal direkt mit Kalex für den Kauf neuer Teile vereinbart. Von FTR ist längst keine Rede mehr.
Und warum man Ende November in Almeria FTR testet, wenn längst der Wechsel zu Kalex geplant ist, die Frage hat bei Forward bisher niemand beantwortet.
Wie auch immer: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht – und wenn er auch die Wahrheit spricht.
Deshalb wartet Colin Edwards vorläufig mal ab, was er am nächsten Donnerstag in Mugello in der Box zu sehen kriegt.
Forward: Ein Prototyp für 2015
«In Le Mans haben wir als erstes Teil ein neues Getriebe bekommen», sagt Cuzari. «In Mugello werden wir einen neuen Rahmen erhalten und eine neue Verkleidung. Dazu wird das Motorrad hinten durch einen neuen Sitz und die ganze Kombination drumherum modifiziert. Bis zum Renntag in Mugello wird man jedenfalls einen klaren Unterschied zum jetzigen Modell erkennen. Zwischen Barcelona und Assen wird das Motorrad mit weiteren neuen Komponenten versehen. Es wird dann zu 75 Prozent so aussehen, wie wir es uns für die Saison 2015 vorstellen.»
Yamaha hat längst verlautbart, dass die Kundenteams in der Open Class nächstes Jahr nur mehr die Motoren leasen können, wie es ursprünglich vorgesehen und vereinbart war. Aber weil sich Forward 2013 sehr spät für Yamaha entschieden hat, konnte kein Chassis-Partner (wie Kalex, FTR oder Suter) für die Wintertests ein Motorrad startklar machen. Also rückte Yamaha für Aleix Espargaró und Colin Edwards letztjährige M1-Rolling-Chassis heraus. FTR sollte 2014 auf dieser Basis Schritt für Schritt eigene Motorräder entwickeln und bauen.
Dieser Plan fiel ins Wasser.
Neues Bike nur für Edwards
Cuzari teilte mit, das neue Taylor-Chassis werde überwiegend auf dem FTR-Design von 2013 basieren, das Edwards bei Forward im Vorjahr mit der FTR-Kawasaki eingesetzt hat. Aber jetzt sei das Team selber für die Fertigung zuständig.
Während momentan beide Fahrer ein identisches Paket fahren, wird vorläufig nur Edwards das Eigenbau-Chassis von Taylor bekommen. Aleix Espargaró (zweimal in der ersten Startreihe) kommt ja mit dem M1-Chassis glänzend zurecht.
«Aleix ist ein sehr schneller Fahrer, er passt sich rasch an alle Gegebenheiten an. Er hat rasch Vertrauen zu seinem Motorrad gefunden», weiss Cuzari. «Colin hingegen hat bei den Richtungswechseln Mühe. Aleix wird das neue Chassis nicht testen, zumindest ist das nicht geplant. Aber wenn er es wünscht, wird es kein Problem sein.»