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Gespann-WM, Valkenwaard: Adriaenssen/Daiders kontern

Von Axel Koenigsbeck
Starker Auftritt - Andreas BürglerMartin Betschart

Starker Auftritt - Andreas BürglerMartin Betschart

Im tiefen Sand von Valkenswaard wurden die Karten neu gemischt. Diesmal spielten Ben Adriaenssen/Lauris Daiders ihre Trümpfe aus. Valentin Giraud/Nicolas Musset büßten dagegen wichtige WM-Punkte ein.

Es fehlte nicht viel, und der zweite GP der Niederlande wäre abgeblasen worden. Schon in der Vorwoche hatte es kräftig geregnet, sodass der Sand weitgehend mit Wasser gesättigt war. Am Samstag gab es erneut einen kräftigen Guss und das Wasser stand derart auf der Piste, dass man Spuren und Löcher nicht mehr erkennen konnte. Zu gefährlich – befanden die Teams. So verzichtete man auf die Qualifikationsrunde und legte die Resultate der Pre-Qualifikation für die Startaufstellung zugrunde. Eine im Hinblick auf die Sicherheit der Fahrer und Beifahrer absolut richtige Entscheidung, auch wenn manch neunmalkluger Insider die Akteure als Pussies herabwürdigte.

Nachdem Verletzungen das Fahrerfeld schon deutlich dezimiert haben, traten nur 35 Gespanne an. So reichten die Zeiten der meisten deutschsprachigen Teams für die Teilnahme aus. Nur Silvio Senz und Stefan Nicke mussten nach einem Sturz zuschauen. Dabei hatte Nicke seinen rechten Arm stillgelegt: «Ich glaube, das Schlüsselbein ist gebrochen. Aber das ist ja nicht das erste Mal.» Untersuchen lassen wollte er die Verletzung lieber erst daheim. Die Brüder Joachim und Philipp Reimann, im Sand noch wenig routiniert, kamen als Reservisten immerhin im zweiten Lauf zum Einsatz.

Den Ton gaben in beiden Rennen die belgischen Gespanne an – größtenteils mit Unterstützung lettischer Beifahrer. Selbst die als Sandspezialisten bekannten Gastgeber hatten den Nachbarn wenig entgegen zu setzen. Den ersten Start gewannen Kristof Santermans/Elvijs Mucenieks. Ben Adriaenssen/Lauris Daiders, Jan Hendrickx/Ben van den Bogaart und Marvin Vanluchene/Haralds Kurpnieks brauchten einige Zeit, um an 'Santi' vorbeizupflügen. Gert van Werven stürzte in der vierten Runde schwer, Beifahrer Siebe van der Putten musste ins Hospital gebracht werden. Durch die Havarie wurden Koen Hermans/Kenny van Gaalen und Etienne Bax/Robbie Bax aufgehalten.

Der Weltmeister setzte für sein Heimrennen das WSP-Gespann des verletzten Daniël Willemsen mit dem Zabel-Zweitakter ein, nachdem der Yamaha-Viertakter noch nicht genügend Leistung für Podestplätze bringt. Offenes Geheimnis: Am Wochenende zuvor hatten die Bax-Brüder für bessere Platzierungen auf Husqvarna-Power gesetzt. Doch Motorprobleme bewogen sie für das wichtige Heimrennen zum neuerlichen Umschwenken. Im Rahmen der Entwicklung eines neuen Motors zum Gespanntriebwerk mutet ein solches Vorgehen zumindest ungewöhnlich an. Doch erläuterte Etienne Bax seine offenkundig mit Billigung von Yamaha eingeschlagene Strategie im Vorfeld auf der Team-Webseite. Im ersten Lauf konnten sich die Bax-Brüder immerhin noch zwischen die Briten Brett Wilkinson/Dan Chamberlain und Stuart Brown/Josh Chamberlain schieben, während letzterer keinen Weg vorbei an seinem Landsmann fand.

Die vor dem Valkenswaard-GP in der WM führendenden Valentin Giraud/Nicolas Musset taten sich im Sand schwer und sahen in diesem Lauf nur als 13. die Zielflagge. Dagegen trumpften Andreas Bürgler/Martin Betschart auf. Die Probleme mit der Führung der Antriebskette scheinen nun nachhaltig behoben zu sein, und so mischten die Schweizer kräftig im Vorderfeld mit.

Auch im zweiten Durchgang hatten sie keine Mühe, in die Top Ten zu fahren. Diesmal machte Adriaenssen seinen Laufsieg schon vom Start weg klar. Hendrickx konnte Vanluchene ausstechen, der sich später noch Hermans/Van Gaalen beugen musste. Giraud war diesmal besser vom Gitter weggekommen, hatte aber gegen die Sandspezialisten keine Chance. Auch Bax operierte im Mittelfeld und brauchte einige Zeit, um an Andreas Clohse/Christian Verhagen vorbei zu ziehen. Die neuen Deutschen Meister waren nach dem ersten Start im Getümmel stecken geblieben. Im zweiten Durchgang lief ihr Rennen deutlich besser.

Und das deutschsprachige Lager? Nullrunde für die einzigen Österreicher in der WM: Benjamin Weiss musste aufgeben, nachdem sein vom schweren Sturz in Kamp-Lintfort lädierter Fuß immer noch Probleme macht. „Ich kann ihn zwar normal belasten. Aber unter extremen Bedingungen wie hier geht es noch nicht“, so Weiss. Trotzdem wollen die Vorarlberger am nächsten Wochenende beim Heimrennen in Feldkirch (SAM-Meisterschaft) antreten. Von den Schweizern, außer Bürgler nicht gerade Freunde solcher Sandstrecken, fuhren Kevin Battaglia/Philipp Furrer die Ränge 26 und 24 ein. Remo Inderbitzin/Stefan Forster konnten sich nach dem 22. Platz im ersten Lauf immerhin über drei WM-Zähler freuen.

Die Deutschen blieben punktelos. Adrian Peter/Andy Schlinnertz kamen im ersten Lauf als 23. vor Tobias Blank/Michael Klooz ins Ziel, die am Start den Motor abwürgten. Marcel Faustmann/Andres Haller scheiterten an schwäbischer Sparsamkeit: Das nicht mehr ganz neue Antriebsritzel war schon bald nach dem Start vom Sand zahnlos geschmirgelt. Im zweiten Durchgang sahen Faustmann als 22. vor Blank, Battaglia, Peter und Reimann die Zielflagge.

Erwähnenswert ist noch Neil Campbell. Der Ire bestritt mit seinem englischen Beifahrer Craig Parmenter seinen ersten GP und fuhr gleich einen WM-Zähler ein. Auch die niederländischen Youngster Mike Keuben, Justin Keuben und Julian Veldman zeigten unter den schwierigen Streckenbedingungen respektable Leistungen.

Das beweist eindrucksvoll, dass sich konsequente Nachwuchsarbeit bezahlt macht. Auch in Deutschland würde man sich das wünschen!

Resultate Motocross-Gespann-WM Valkenswaard/NL:

1. Lauf: 1. Adriaenssen/Daiders (B/LV), WSP-Husqvarna. 2. Jan Hendrickx/van den Bogaart (B/NL), WSP-Husqvarna. 3. Vanluchene/Kurpnieks(B/LV), VMC-Zabel. 4. Santermans/Mucenieks(B/LV), WSP-KTM. 5. Bürgler/M.Betschart (CH), VMC-KTM. 6. Wilkinson/D.Chamberlain (GB), WSP-Zabel. 7. Bax/Bax (NL), WSP-Yamaha. 8. Brown/J.Chamberlain (GB), WSP-Zabel. 9. Visscher/Visscher (NL), VMC-Zabel. 10. Hermans/Van Gaalen (NL), VMC-Zabel. 11. Cermak/Cermak (CZ), WSP-Mega. 12. Jarvis/Nilsson (GB/S), WHT-KTM. 13. Giraud/Musset (F), WHT-KTM. 14. M.Keuben/Humphrey (NL/GB), VMC-Husqvarna. 15. Rodionov/Linters (RUS/LV), WSP-Zabel. 16. Dierckens/Boxtaele (B), VMC-Zabel. 17. Veldman/J. Van der Putten (NL), WHT-Husqvarna. 18. Clohse/Verhagen (B/NL), WSP-Zabel. 19. J.Keuben/Rietmann (NL), VMC-Zabel. 20. Campbell/Parmenter (IRL/GB), WSP-Zabel.

2. Lauf: 1. Adriaenssen. 2. Jan Hendrickx. 3. Hermans. 4. Vanluchene. 5. Giraud. 6. Brown. 7. Bürgler. 8. Bax. 9. Clohse. 10. Santermans. 11. Wilkinson. 12. Cermak. 13. Rodionov. 14. Dierckens. 15. M.Keuben. 16. Visscher. 17. Kunnas/Kunnas (FIN), WSP-Husqvarna. 18. Inderbitzin/Forster (CH), VMC-Yamaha. 19. Van Duijnhoven/Sloot (NL), VMC-Zabel. 20. Derks/Derks (NL), EML-Zabel.

WM-Stand nach 10 von 22 Läufen: 1. Adiaenssen 197 Punkte. 2. Vanluchene 181. 3. Giraud 174. 4. Jan Hendrickx 173. 5. Brown 162. 6. Cermak u. D. Willemsen je 122. 8. Santermans 120. 9. Hermans 104. 10. Bax 102. 13. Clohse 65. 14. Bürgler 63. 25. Faustmann 15. 27. Cuche 10. 31. Weiss 7. 33. Battaglia u. Inderbitzin je 5. 36. T. Blank u. Heinzer je 3.

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