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Berti Hauser (BMW): «Alle profitieren von Reiti»

Von Ivo Schützbach
BMW hat in der Superbike-WM 2016 mit Althea und Milwaukee zwei Spitzenteams unter Vertrag. Motorsport-Direktor Berthold Hauser über Unterschiede in der Arbeitsweise und Mentalität.

Seit 2014 hat sich BMW in der Superbike-WM Kundensport auf die Fahnen geschrieben. Die Bayern liefern Motoren, Elektronik und Personal, die Teams kümmern sich um die Entwicklung des Chassis’.

Mit Althea und Milwaukee wurden hochklassige Partner gefunden, mit Jordi Torres, Markus Reiterberger, Joshua Brookes und Karel Abraham haben die Teams vielversprechende Fahrer.

Nach sechs WM-Läufen stehen fünfte Plätze von Reiterberger und Torres als Highlights zu Buche – eine starke Leistung gegen Werksteams von Ducati, Kawasaki, MV Agusta und Yamaha. Hinzu kommen die ebenfalls schnellen Gegner Honda und Aprilia.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit BMW-Motorsport-Direktor Berthold Hauser zusammen.

Bekommen Althea und Milwaukee von BMW das gleiche technische Paket?

Sie bekommen immer das für ihre Probleme passende Paket. Es hat sich herausgestellt, dass wir nie in einen Interessenkonflikt zwischen den Teams kommen, weil Milwaukee eine andere Herangehensweise hat.

Wenn es um Verbesserungen aus unseren Themen geht, dann legen wir diese beiden vor. Das ist so abgestimmt. Unser geistiges Eigentum, und die Verbesserungen daraus, stellen wir beiden zur Verfügung.

Gibt es für Kundenteams verschiedene Pakete zu kaufen oder wie läuft das ab?

Es geht um Details. Der Motor ist gleich. Das ist ein Teil und wird in Berlin gebaut. Dort werden auch die Qualitätsprüfung und die Prüfstandabnahme gemacht. Auch die Hardware-Elektronik ist gleich und die Verkabelung.

Dann gibt es aber Multimöglichkeiten in den Einstellungen und der Philosophie Fahrbarkeit. Was unterschiedlich ist, ist die Entscheidung, welche Übersetzung gewählt wird, welche Gangwahl, wie stimme ich das Chassis ab, wie stelle ich das Fahrzeug von der Geometrie ein. Daraus ergibt sich eine wahnsinnige Mannigfaltigkeit an Parametern.

Jedes Team ist so erfahren, dass sie den Weg gehen, den sie in ihrer Philosophie festgelegt haben. Da brauche ich kein Paket 1, 2 oder 3 anbieten. Wir drehen ganz fein an den Stellschrauben, die wir in der Hand haben. Das hängt auch mit den Fahrstilen der Fahrer zusammen.

Stellen die vier BMW-Piloten grob unterschiedliche Ansprüche?

Ja. Auch die Ergebnisse, welche wir aus den Login-Daten herausziehen, sind unterschiedlich. Was der eine macht, funktioniert beim anderen nicht, weil der in eine ganz andere Richtung geht.

Wir haben zum ersten Mal diese breitflächige Ergebnisflut von Spitzenfahrern. Natürlich waren auch Haslam und Melandri Spitzenfahrer, aber auch da hat nicht funktioniert, dass was den einen schneller gemacht hat, auch dem anderen geholfen hat. Die waren so unterschiedlich. Damals hat man gesagt, dass wir uns ja ganz oben in der Fahrerperformance befinden, aber die Liga, in der unsere Jungs dieses Jahr fahren, ist auch sehr hoch.

Unsere Jungs wollen erste Garde werden. Der Weg dahin besteht nicht darin, dass wir ihnen Standardpakete schnüren. Das ist die Komplexität der Superbike-WM.

Überrascht dich, dass Althea in bislang allen Rennen deutlich vor Milwaukee war?

Das war nicht absehbar. Die Schwankungen, die Milwaukee durchmacht, sehe ich nicht als dramatisch oder besorgniserregend, sie sind in einem Findungsprozess.

Bei Althea ist der Vorteil, dass wir Reiti schon in der Vergangenheit intensiv auf der BMW hatten. Wir haben einen Werner Daemen dabei und Mechaniker Wolfgang Kampe weiß extrem viel und drückt das Fahrzeug in die richtige Richtung. Das hat auch positive Einflüsse auf der Seite von Jordi Torres.

Deshalb ist Althea relativ schnell in eine stabile Phase eingetreten.

Es ist erklärbar, weshalb Milwaukee etwas schwimmt – die kommen noch. Es würde mich wundern, wenn Teamchef Shaun Muir nicht weiß was er tut, das ist ein Vollprofi mit seinen Jungs. Sie brauchen halt ein bisschen länger, bis sie in das Betriebsfenster reinkommen.

Dass wir insgesamt schon dort sind wo wir sind, fünfte Plätze von Reiti und Jordi, das hat mich etwas überrascht. Und die ständigen Top-10-Plätze der Jungs, das sind ordentliche Leistungen, machen uns glücklich und zeigen, dass wir mit Althea den richtigen Partner haben. Wir sind auf dem richtigen Weg und haben noch verdammt viel im Köcher.

Gibt es Unterschiede in der Arbeitsphilosophie des italienischen Althea- und des britischen Milwaukee-Teams?

Definitiv. Italienisch ist italienisch, in vielen Dingen lockerer. Passione und Emotione – manchmal stellt es mir die Harre auf, wenn ich da zuschaue. Bei manchen Baustellen habe ich mir auch erlaubt Anmerkungen zu machen und musste auch da und dort etwas die Hörner nach vorne strecken. Um die richtigen Erklärungen zu bekommen, oder um die Einsicht zu ernten, dass es so doch nicht geht. Dass sie es doch mehr deutsch machen müssen.

Auf der britischen Seite gibt es eine unglaubliche stringente Organisation, vom Gefühl her werden da in der Früh noch die Hacken zusammengeknallt und es stehen alle stramm in Reih und Glied. Das ist britisch, das ist Racing, perfekt. So kann ein Italiener gar nicht arbeiten, das würde ihn umbringen.

Das ist für mich die unglaubliche Faszination in diesem Jahr, ich hoffe, das bleibt so. Wie unterschiedlich Racing sein kann, mit demselben Produkt.

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