Arlington: Stewart-Sieg, Roczen im Clinch mit Barcia
Nicht einmal drei Knochenbrüche, die sich Chad Reed vor nur einer Woche in San Diego zuzog, hielten den zähen Burschen aus Australien davon ab, in Arlington/Texas zur Qualifikation anzutreten. Reed musste jedoch frustriert feststellen, dass ein Start nicht nur unmöglich ist, sondern dass sein Qualifikationsversuch dem verletzten Schlüsselbein so stark zusetzte, dass sich der Bruch erneut verschob. An eine Teilnahme am Rennen war trotz des übermenschlichen Einsatzes also nicht zu denken.
Ken Roczen gegen Justin Barcia
Ken Roczen setzte mit der schnellsten Qualifikationszeit und dem erneuten Gewinn des Vorlaufs vor Ryan Villopoto ein klares Zeichen, dass mit ihm zu rechnen ist. Diesen Schwung konnte der Thüringer jedoch nicht ins Finale mitnehmen. Nach mäßigem Start tauchte Roczen als Fünfter aus der ersten Runde auf. In Runde 3 blies der KTM-Rookie sofort zur Attacke auf Honda-Pilot Justin Barcia, dessen unsauberes Überholmanöver von Phoenix beiden Protagonisten offenbar in sehr guter Erinnerung war.
In einer Linkskehre überrumpelte Roczen den Honda-Star mit einem entschlossenen, harten, aber fairen Blockpass. Mit sichtlich Wut im Bauch revanchierte sich Barcia umgehend mit einem gewaltigen aber gleichwohl äusserst riskanten Whip und zeigte wieder einmal, weshalb «Bam Bam» bei seinen Fahrerkollegen so berüchtigt ist: Haarscharf flog Barcia quer über einen grossen Dreifachsprung an Roczens Vorderrad vorbei. Diese gefährliche Beinahe-Berührung liess nicht nur den Atem der 80.000 Zuschauer im komplett überdachten AT&T-Stadion stocken, sondern beeindruckte offenbar auch Roczen selbst.
Er kam aus dem Rhythmus und liess zunächst Villopoto ohne nennenswerte Gegenwehr ziehen, vielleicht darauf vertrauend, dass Villopoto mit ihm im Schlepptau den wilden Barcia bezwingt. Aber diese Rechnung ging nicht auf. Auch Villopoto kam nicht mehr an Barcia heran. Während der Überrundungen fand kurz vor Schluss auch noch Yamaha-Pilot Justin Brayton an Roczen vorbei, so dass der KTM-Pilot das Rennen etwas enttäuscht auf Rang 6 beendete.
Trotz dieses für ihn unerfreulichen Verlaufs hielt sich der entstandene Schaden in Grenzen: Roczen liegt nach diesem Rennen nach wie vor auf Gesamt-Platz 2 mit 12 Punkten Rückstand auf Titelverteidiger Villopoto.
Podium von Ryan Dungey
Red-Bull-KTM-Pilot Ryan Dungey führte das Rennen zunächst an, konnte aber dem Druck von James Stewart nur zwei Runden lang stand halten. Auf Platz 2 fuhr er ein unauffälliges, aber sehr solides Rennen nach Hause. In der Punktetabelle liegt der Teamkollege von Roczen nach diesem Ergebnis nun wieder auf Platz 4.
Überlegener James Stewart
Yoshimura-Suzuki-Pilot James Stewart lieferte ein souveränes, kontrolliertes und für seine Verhältnisse äusserst unspektakuläres Rennen ab. Eine Woche nach dem ersten Saisonsieg und drei Tage nach der Vertragsverlängerung bei Suzuki bis Ende 2015 sicherte sich Stewart Sieg Nummer 2. Die Musik spielte dahinter: Der Kampf zwischen Barcia, Roczen und Villopoto gab dem Rennen die Dramaturgie eines Blockbusters. Stewarts zweiter Sieg in Folge spülte den Routinier in der Gesamtwertung auf Platz 3, nur zwei Punkte hinter Ken Roczen.
Rookie Cianciarulo gewinnt den 250-ccm-Ostküsten-Auftakt
In Abwesenheit des verletzten Meisterschafts-Aspiranten Marvin Musquin (Red Bull KTM) gewann Youngster Adam Cianciarulo bereits seinen Vorlauf vor Routinier und Kawasaki-Markenkollege Blake Baggett. Die Schlagkraft des Teams Monster Energy/Pro Circuit/Kawasaki an der Ostküste unterstrich Martin Davalos mit seinem Sieg in Vorlauf 2.
Im Finale zeigte Cianciarulo seine Klasse und gewann auf Anhieb sein erstes 250-ccm-SX-Finale vor Baggett und Davalos, der das Finale zunächst anführte, dann aber auf seinem Weg zu Platz 3 zweimal zu Boden musste. Cianciarulo kommentierte den emotionalen Moment seines ersten SX-Sieges: «Ich kann es kaum glauben, hier mein erstes Rennen zu gewinnen und danke allen, die von Anfang an mich und meine Leistung geglaubt haben.»
Supercross-WM Arlington/USA, 450 ccm
1. James Stewart, Suzuki
2. Ryan Dungey, KTM
3. Justin Barcia, Honda
4. Ryan Villopoto, Kawasaki
5. Justin Brayton, Yamaha
6. Ken Roczen, KTM
7. Broc Tickle, Suzuki
8. William Hahn, Honda
9. Joshua Hill, Suzuki
10. Andrew Short, KTM
Meisterschaftsstand nach 7 von 17 Rennen:
1. Ryan Villopoto, Kawasaki, 144
2. Ken Roczen, KTM, 132
3. James Stewart, Suzuki, 130
4. Ryan Dungey, KTM, 116
5. Justin Brayton, Yamaha, 114
250-ccm-Supercross-Meisterschaft, Ostküstenserie:
1. Adam Cianciarulo, Kawasaki
2. Blake Baggett, Kawasaki
3. Martin Davalos, Kawasaki
4. Vince Friese, Honda
5. Justin Bogle, Honda
6. Cole Thompson, KTM
7. Blake Wharton, Honda
8. Kyle Cunningham, Honda
9. Alex Martin, Yamaha
10. Mitchell Oldenburg, Honda
Meisterschaftsstand nach 1 von 9 Rennen:
1. Adam Cianciarulo, Kawasaki, 25
2. Blake Baggett, Kawasaki, 22
3. Martin Davalos, Kawasaki, 20
4. Vince Friese, Honda, 18
5. Justin Bogle, Honda, 16