Oreca und RBAT bauen Wasserstoff-Renner für Le Mans
Wasserstoff-Auto: Der LMPH2G bei einer Demofahrt in Spa-Francorchamps im Jahre 2018
Die 24 Stunden von Le Mans gelten seit jeher als große Spielwiese für den technologischen Fortschritt. Über die letzten fast einhundert Jahre wurden rund um den Langstrecken-Klassiker in Westfrankreich diverse Entwicklungen vorangebracht, die heute zum Standard der automobilen Welt zählen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Aus diesem Grund hat der Le Mans-Veranstalter ACO (Automobile Club de l’Ouest) bereits vor einigen Jahren beschlossen, dass ab 2024 zusätzlich auch Wasserstoffautos an dem so prestigeträchtigen Rennen teilnehmen sollen.
Um dies zu gewährleisten, hat der ACO eine Ausschreibung für ein Chassis-Projekt herausgegeben. Dieser Tender wurde nun von Oreca und Red Bull Advanced Technologies gewonnen. «Wir sind stolz darauf, dass der Automobile Club de l'Ouest uns ausgewählt hat, gemeinsam mit Red Bull Advanced Technologies an diesem ehrgeizigen, zukunftsorientierten Projekt zu arbeiten», freut sich Oreca-Boss Hugues de Chaunac. «Die Zusammenarbeit ist entscheidend, wenn es uns gelingen soll, bei den 24 Stunden von Le Mans 2024 eine Wasserstoff-Klasse einzuführen.»
Bei der Zusammenarbeit zwischen der Hightech-Schmiede Red Bull Advanced Technologies und Chassis-Experte Oreca wollen beide Parteien ihre Fähigkeiten voll ausspielen. So soll Oreca beispielsweise sein Designbüro aufbieten, sich um die Produktion kümmern und auch das Knowhow aus dem Langstreckensport einbringen. Red Bull Advanced Technologies hat seine Stärken beim Rennauto-Design und legt im Projekt den Fokus auf Aerodynamik, Fahrzeugdynamik, Simulationen und die Optimierung der Energie-Rückgewinnung.
«Red Bull Advanced Technologies ist gut qualifiziert, um die vom ACO gestellten Herausforderungen anzunehmen. Denn die Firma verfügt über viele Werkzeuge, die für das Design und die Entwicklung des Red Bull Racing F1-Fahrzeugs verwendet werden», erklärt Red Bull Advanced Technologies-CEO Christian Horner. «Die Wasserstoff-Klasse in Le Mans bietet einen spannenden Einblick in die Zukunft des nachhaltigen Motorsports.»
Oreca ist seit etlichen Jahren eine feste Größe im LMP-Business. Das Unternehmen aus Signes in Südfrankreich (nur wenige Meter von der Rennstrecke in Le Castellet entfernt) ist beispielsweise eines der vier Chassis-Lieferanten für die LMP2-Kategorie. Dort haben die Oreca 07 genannten Prototypen die Kundenteams mittlerweile so sehr überzeugt, dass fast nur noch Orecas in der Klasse aktiv sind. Auch der Alpine A480, der 2021 in der Hypercar-Klasse der FIA WEC unterwegs ist, stammt von Oreca. Dieses Fahrzeug basiert fast komplett auf dem von Oreca entwickelten Rebellion R13, der zuletzt in der LMP1 unterwegs war. In der LMP3-Kategorie ist Oreca für die Betreuung des Antriebsstrangs verantwortlich. An dieser Stelle gibt SPEEDWEEK.com einen Überblick auf die einzelnen Prototypen-Klassen.
Der ACO beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit dem Thema Wasserstoff. Schon 2013 sollte ein GreenGT H2 getaufter offener Prototyp außer Konkurrenz bei den 24 Stunden von Le Mans mitfahren. Der Einsatz in der sogenannten 'Garage 56' wurde jedoch circa drei Wochen vor Rennstart abgeblasen. Erst 2016 (also mit drei Jahren Verspätung) konnte der H2 dann einige Kilometer auf dem prestigeträchtigen Circuit de la Sarthe abspulen.
2018 hat der ACO schließlich GreenGT zusammengespannt, um das Thema Wasserstoff noch weiter voranzubringen. Aus der Kooperation entstand ein LMPH2G genannter Prototyp, der auf einem Adess LMP3 aufbaute. Dieses Fahrzeug hatte im Verlauf der Jahre einige Demoauftritte im ACO-Umfeld erlebt. 2020 wurde bereits ein Nachfolger vorgestellt, der auf den Namen MissionH24 hört. Dieser neue Prototyp soll 2021 im Rahmen des Le Mans Cups auch zu Renneinsätzen kommen.
Auch in Bezug auf die eigene Infrastruktur spielt das Thema Wasserstoff beim ACO eine sehr große Rolle. So ist es geplant, dass im neuen Boxengebäude, welches zur 100-Jahr-Feier 2023 fertiggestellt sein soll, entsprechende Nachtank-Vorrichtungen für Wasserstoff installiert werden. Die Wasserstoff-Zukunft bei den 24h von Le Mans kann dann also beginnen.