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Historisch: Aston Martin siegt auf der Nordschleife

Von Felix Schmucker
Siegerauto: Der Aston Martin Vantage GT3 von Nicki Thiim und Maxime Martin

Siegerauto: Der Aston Martin Vantage GT3 von Nicki Thiim und Maxime Martin

Noch nie zuvor konnte ein Fahrzeug eines britischen Herstellers in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) oder zuvor in der VLN den Gesamtsieg holen. Jetzt gab es einen Werkseinsatz, der zum Erfolg führte.

Das achte Saisonrennen der Nürburgring Langstrecken-Serie sorgte für ein historisches Ereignis. In der jahrzehntelangen Geschichte des Nordschleifen-Championats hatte noch nie ein Fahrzeug eines britischen Herstellers gewonnen. Am Samstag kehrte Aston Martin drei Jahre nach dem offiziellen Renndebüt mit dem Vantage GT3 zurück und siegte auf Anhieb beim 53. ADAC Barbarossapreis. Nicki Thiim und Maxime Martin hatten im Ziel einen Vorsprung von 13,887 Sekunden auf Vincent Kolb und Frank Stippler im Audi R8 LMS GT3 von Phoenix Racing. Dritter wurde das BMW Junior-Team mit Max Hesse, Dan Harper und Neil Verhagen im BMW M6 GT3.

«Ich kann nur sagen: Veni, vidi, vici. Was für ein Comeback. Wir haben gezeigt, was das Auto kann. Der Aston Martin war nicht der Schnellste, aber er ist sehr konstant gelaufen. Wir sehen uns nächstes Jahr auf jeden Fall bei zwei Läufen wieder. Dann wollen wir voll angreifen. Es tut mir für Phoenix ein bisschen leid, dass sie nicht gewonnen haben», sagte Thiim, der für Phoenix bei NLS2 noch zusammen mit Michelle Berreta Dritter geworden war. Das Gefühl, bei der NLS auf dem Podium zu stehen, kennt auch der Belgier Martin. Bei Rennen drei war er im Porsche des Frikadelli Racing Team zusammen mit Patrick Pilet Zweiter geworden. «Was für eine großartige Leistung des Teams. Auf der Nordschleife kann immer was passieren. Aber Nicki ist so gut, der kann auch eine weitere Runde die Führung locker nach Hause fahren», fügte Martin an.

Was er damit meinte: Im Stil des legendären Geheimagenten James Bond, dessen berühmter Dienstwagen ein Aston Martin DB5 war, war Thiim 007 Sekunden vor Ablauf der Renndistanz über den Zielstrich gerast, es gab somit eine zusätzliche Runde. Dies sorgte bei Vincent Kolb für Schweißperlen auf der Stirn, denn dieser lieferte sich in der Schlussphase einen scheinbar endlos langen Kampf mit Max Hesse um den zweiten Gesamtrang. «Die Schlussphase des Rennens hat mir extrem viel Spaß gemacht. Das war ein sehr fairer Fight mit Max über sieben Runden und eine enge Kiste. Einwandfrei durch den Verkehr zu segeln, das ist auch nicht immer so leicht. Als Frank ausgestiegen ist und ich eingestiegen bin, hat er zu mir gesagt, fahr um dein Leben. Ich habe versucht, es umzusetzen. Als Nicki sieben Sekunden vor dem Ende der Zeit über den Zielstrich gefahren ist, dachte ich nur, oh weh nochmal 25 Kilometer, da muss man sich die Hosenbeine schon mal zubinden», erzählte er später.

Damit hatte sich der Youngster auch ein Sonderlob seines erfahrenen Teamkollegen Frank Stippler verdient: «Die Mannschaft hat nach dem letzten Knaller lange Abende gehabt, weil das Chassis zu Audi musste. Erst Anfang der Woche kamen die neuen Teile an. Der Audi ist aber sofort problemlos gelaufen, nachdem er komplett entblättert war. Vincent hat einen sensationellen Job gemacht. Beim letzten Mal hat die Säge geklemmt beim Verteidigen der Position. Heute hat er seine Meisterprüfung abgelegt.»

Der nur um 148 Tausendstelsekunden unterlegene Hesse grämte sich nicht lange. Der nächste Podestplatz der drei jungen BMW-Piloten war dennoch aller Ehren wert, zumal es während des Rennens auch einen folgenschweren Zwischenfall gab: «Heute fehlte uns ein wenig der Speed auf der Geraden. Hinzu kam die lange Code-60-Phase auf der Döttinger Höhe. Es gab im Verkehr für mich keinen Weg vorbei an ihm. Danach auf der Nordschleife zu überholen, ist beinahe unmöglich. Er hat das sehr gut gemacht. Dan hatte in der Mitte des Rennens einen Kontakt und wir hatten dadurch vorne links einen Schaden und ein deutliches Untersteuern im Auto. Wir haben das Beste draus gemacht. Wir haben gute Punkte für die Meisterschaft gesammelt, the fight is on.» In der NLS Speed Trophäe führt aktuell Phoenix Racing (144 Punkte) mit nur vier Zählern Vorsprung auf das BMW Junior-Team. Dritter ist Manthey Racing (92).

Nebel und schlechte Sicht in einigen Bereichen der Strecke hatten zunächst zu einem verspäteten Start des Zeittrainings geführt, das danach auf 45 Minuten verkürzt wurde. Mit einer Zeit von 7.53,542 Minuten sicherte Julien Andlauer Frikadelli Racing im Porsche 911 GT3 R die Pole Position. Diese verteidigte der Franzose trotz einer Stop-and-Go-Strafe für einen Frühstart größtenteils bis zur Hälfte der Distanz, bis Klaus Abbelen den zweiten Stint übernahm. Im Ziel wurde Abbelen zunächst auf Position acht abgewinkt. Aufgrund einer Zeitstrafe für die Unterschreitung der Mindeststandzeit fiel er dann aber auf neun zurück. Den Sieg in der SP9 Pro-Am erbten Achim Thyssen und Nico Menzel im Porsche von Huber-Motorsport. Ein Ausrufezeichen setzte zwischendurch auch David Pittard im BMW M6 GT3 von Walkenhorst Motorsport mit einem neuen Rundenrekord von 7:53.202 Minuten. Nach 22 Runden, 61 Minuten vor dem Ende, hatte dann der Aston Martin Vantage GT3 endgültig die Nase vorn.

Gesamtrang vier ging an Lionspeed by Car Collection Motorsport mit den Piloten Nico Müller, Patrick Kolb und Patric Niederhauser im neuen Audi R8 LMS GT3. Fünfte wurden beim zweiten Renneinsatz des BMW M4 GT3, dem neuen GT-Flaggschiffs der Münchner, Philipp Eng und Augusto Farfus.

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