Tim Zimmermann: Bester Nachwuchsfahrer im GT Masters
Pilot im ADAC GT Masters: Tim Zimmermann
Neben der Fahrer-Meisterschaft, die Christian Engelhart und Michael Ammermüller gewannen, gibt es im ADAC GT Masters auch noch andere Wertungen. So wurde beispielsweise Tim Zimmermann Junior-Champion. Hier war die Titelentscheidung am Ende ein echter Krimi. Der Serienneuling aus Langenargen ging mit einem Punktevorsprung von 25,5 Zählern auf Porsche-Fahrer Jannes Fittje in das Finalrennen in Oschersleben. Bei 37,5 noch zu vergebenen Zählern auf den ersten Blick ein beruhigendes Polster, doch abgerechnet wird auch im Motorsport erst zum Schluss. Aus einer souveränen Fahrt zum Titelgewinn wurde plötzlich eine Zitterpartie.
Denn Zimmermann wurde im Sonntagsrennen mit seinem Lamborghini Huracán GT3 Evo Opfer einer Startkollision und kam nur wenige Meter weit. Titelrivale Fittje kam dagegen unbeschadet durch und war drittbester Junior-Pilot. «Hätte er noch ein Auto überholt, hätte er in der Endabrechnung ganz oben gestanden», wusste Zimmermann. Der Porsche-Pilot blieb jedoch Dritter und der Titel ging an Zimmermann – mit 1,5 Punkten Abstand auf Fittje. «Das war eine ganz schlimme Situation. Ich hätte gerne auf der Strecke Rad an Rad um den Junior-Titel gekämpft. Machtlos draußen zu sitzen war eine elendige Qual.»
Der Titelgewinn war für den Porsche-Carrera-Cup-Aufsteiger die Belohnung für eine starke erste Saison in der Liga der Supersportwagen. Entsprechend positiv fällt auch Zimmermanns Fazit aus: «2020 war mein erstes Jahr im GT3-Sport. Da war das oberste Ziel, viel zu lernen. Ich bin zum Beispiel noch nie vorher ein Auto mit ABS und Traktionskontrolle gefahren. Ich kam gut zurecht und habe über das Jahr eine gute Steigerung gehabt, was auch sehr wichtig ist. Daher bin ich sehr happy. Und das Jahr mit dem Titel in der Pirelli-Junior-Wertung abzuschließen ist natürlich super. Denn die Konkurrenz war mit fast 20 Fahrern sehr stark und teilweise hatten sie super Werksfahrer wie Dries Vanthoor als Teamkollegen.»
Vor allem zwei Rennwochenenden haben Zimmermanns Jahr geprägt: Hockenheim und der Red Bull Ring: «Wir haben dort insgesamt drei Pole-Positions geholt, so viele wie kein anderes Team über das Jahr gesehen. In Hockenheim sind wir dann auch auf das Podest gefahren. Aber auch meine erste Pole in Spielberg war natürlich ein Highlight.»
Als größte Herausforderung empfand der Süddeutsche die fliegenden Starts. «Die waren neu für mich und ich habe anfangs gedacht, dass sie sicherlich einfacher sind als stehende Starts. Aber sie sind ziemlich komplex, da man sehr viel beachten muss. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei meinem Start von der Pole-Position etwas überfordert war. Aber ich bin dankbar dafür, dass es so gekommen ist. Denn ich habe dadurch sehr viel gelernt und es macht mich zu einem besseren Rennfahrer.»
Wichtige Grundsteine für den Titelgewinn waren für Zimmermann das GRT Grasser Racing Team und Partner Steijn Schothorst. «Die Grasser-Mannschaft hat mir ideale Voraussetzungen geboten. Mir ist es immer sehr wichtig, dass ich ein gutes Gefühl beim Team habe und dass man gemeinsam einen Spirit, ein Ziel hat. Ich fühle mich bei Grasser wie in einer Familie. Mit Albert Costa Balboa und Franck Perera hatte das Team zwei Lamborghini-Werksfahrer in seinen Reihen, von denen ich mir vieles abschauen konnte. Nicht nur, was Daten angeht, sondern auch zum Beispiel wie sie mental an ein Rennen herangehen. Mit Steijn hatte ich zudem einen tollen Teamkollegen. Wir haben uns super verstanden und immer zusammengearbeitet, nie gegeneinander.»
Was viele nicht wissen: Dass Zimmermann überhaupt bei Grasser gelandet ist, daran hat der diesjährige Meister und ehemalige Grasser-Pilot Christian Engelhart einen wichtigen Anteil: «Christian war im Carrera Cup mein Fahrercoach und hat den Kontakt hergestellt.»
Die guten Leistungen des Duos sorgten auch bei Lamborghini für Aufsehen. Zimmermann und Schothorst wurden zur Saisonmitte vom italienischen Hersteller in dessen Junior-Programm aufgenommen. «Ich bin dadurch in engerem Kontakt mit den Leuten von Lamborghini. Es ist ein sehr gutes Programm und ich bin sehr dankbar, dass ich dabei bin.»
Schon vor seinen beiden Saisons in dem Markenpokal stand die Karriere des Langenargeners, der bereits mit 16 Jahren sein eigenes Unternehmen gründete, um sich den Traum vom Motorsport erfüllen zu können, im Zeichen des ADAC. Über seinen Vater, der ebenfalls Rennen fuhr, kam Zimmermann zum Motorsport. Mit acht Jahren begann er im Kartsport und startete später im ADAC Kart Masters. Aufgrund seiner vielversprechenden Leistungen wurde er Förderpilot der ADAC Stiftung Sport. 2014 wechselte er in das ADAC Formel Masters, in dem er gleich um Siege kämpfte. Nach einer Saison in der ADAC Formel 4 folgte der Aufstieg in die neue ADAC TCR Germany, in der ebenfalls Podestplätze heraussprangen.
Wie es nun nach dem erfolgreichen Debüt im ADAC GT Masters weitergeht, ist noch offen: «Dass ich für den Titelgewinn in der Pirelli-Junior-Wertung 22 Reifensätze gewonnen habe, hilft ungemein. Denn aufgrund der aktuellen Situation ist es nicht ganz leicht, Sponsoren zu finden. Man muss sehr kreativ werden. Ich führe derzeit Gespräche, aber es ist noch nichts entschieden.»