MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Matthias Walkner: «Wie auf eine Mine getreten»

Von Werner Jessner
Wie geht es Hiasi Walkner nach seinem Operations-Marathon? Wir durften den Dakar-Sieger im Krankenhaus besuchen.

AUVA Unfallkrankenhaus Graz, Neujahr 2024. Ein überraschend gut gelaunter Matthias Walkner, 37, hat nicht nur Weihnachten hier verbracht, sondern auch Silvester, und es werden noch ein paar Wochen vergehen, bevor der Dakar-Sieger 2018 daran denken kann, in die Rehab überstellt zu werden. In den kommenden Tagen steht die vorläufig letzte Operation an, bei der das rechte Wadenbein wieder an seine angestammte Position im Knie verfrachtet wird, Bänder inklusive. Ein Kratzer quasi, geht es nach der unfassbaren Leidensfähigkeit des KTM-Werkspiloten, die im Dezember 2023 noch einmal neu definiert wurde.

Amputation droht

Was sich nach den ersten Meldungen nach seinem Trainingssturz in den USA («Bruch von Schien- und Wadenbein») nicht allzu schlimm anhörte, entpuppte sich als die ärgste Verletzung seiner Karriere: «Mein Sprunggelenk sah aus, als wäre ich auf eine Landmine getreten.» Heinz Kinigadner: So passierte der Walkner-Crash / Dakar Moto - SPEEDWEEK.COM

Ohne allzu sehr ins Splatter-Movie-Genre abzudriften: Aus einem Knochen waren 31 Teile geworden. Von drei Schlagadern, die den Fuß durchbluten, gab es nur noch zwei. Viele hätten sich nicht getraut, den Fuß überhaupt anzusehen, nachdem man ihn aus dem schweren Enduro-Stiefel geschält hatte. Hiasi ist sicher: «Wenn mir das in Afrika passiert, ist mein Fuß nicht zu retten.» Doch auch bei guter Erstversorgung in Amerika (wenngleich unter teils rustikalen Bedingungen) blieb eine Amputation die längste Zeit nicht ausgeschlossen. Dazu kamen tagelanger Schlafentzug, Medikamente, die heftigste Magen-Darm-Krämpfe verursachten und Gedanken, so schwarz wie noch nie in seinem Leben: «Ich habe über Sterbehilfe nachgedacht. Wie es Menschen geht, die zu nichts mehr fähig sind vor Schmerzen.» Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie stark waren deine Schmerzen wirklich in den langen Tagen im Krankenhaus von Palm Springs? «Acht, neun. Locker.»

Die guten Engel von Graz

Was folgte, ist eine Sportler-Weihnachtsgeschichte. Das AUVA-Unfallkrankenhaus Graz, in dessen Gängen die Fotos vieler genesener Sportler hängen, stellte sich als Glücksgriff zur Rettung des Fußes (Hiasi: «Kupplungsfuß») heraus. In den letzten knapp zwei Wochen wurde Walkner dort fünf Mal operiert, insgesamt 31 Stunden lang. Die längste OP – bei der das zerstörte Sprunggelenk unter anderem durch ein Stück Beckenknochen ersetzt wurde, dauerte unfassbare 15 Stunden! Am Morgen des einen Tages bekam er die Narkose, erst am Morgen des nächsten Tages setzt seine Erinnerung wieder ein. Unvergessen bis in alle Tage: «Wenn dein Arzt nach einer 15-Stunden-OP strahlend zur Tür rein kommt und sagt: ‚Matthias, ich habe dir versprochen, dass wir nicht aufhören, bis wir wir völlig zufrieden sind. Und auf den Verlauf dieser Operation sind wir extrem stolz.‘» Hier spricht High-Performer zu High-Performer. Hiasi: «Ich bin extrem froh und dankbar, das gefühlt beste Team der Welt hier um mich zu haben, angefangen von Primarius Michael Plecko und Gefäßchirurg Heinz Bürger. Sie zeichnet nicht nur ihre unglaubliche Kompetenz aus, sondern auch unerreichte menschliche Wärme. Positive Energie, die mich in einer solchen Extremsituation mit unendlicher Dankbarkeit erfüllt. In meinem Telefon habe ich sie mit dem Zusatz ‚Engel‘ eingespeichert.»

Schritt für Schritt

«Ich bin froh, dass ich so glimpflich davongekommen bin», sagt Matthias Walkner. «Ich werde wieder Motorrad fahren können, mit ein bisschen Glück bis zur nächsten Dakar sogar schmerzfrei.» Ist das tatsächlich ein realistisches Ziel von dir? «Schritt für Schritt. Jetzt kommt einmal die Knie-OP, danach freue ich mich, irgendwann allein ohne Schläuche oder Nähte wieder allein duschen zu können. Im Frühjahr werde ich den linken Fuß hoffentlich wieder belasten können. Beim Wings for Life World Run werde ich eher nicht als Läufer am Start stehen, aber als Fahrer des Catcher Cars – das klingt nach einer realistischen Zielsetzung.»

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