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Matthias Walkner: Wer sind die Favoriten?

Von Werner Jessner
Am 5. Januar beginnt die Dakar mit dem Prolog. Was ist den einzelnen Piloten zuzutrauen? Matthias Walkner, Dakar-Sieger 2018, analysiert.

„Wie jedes Jahr wird im Vorfeld viel geschrieben und spekuliert, aber Fakt ist: Bei der Vorbereitung zu jeder Dakar versuchen alle Teams Dinge zu verändern und idealerweise zu verbessern, von denen man allerdings erst im Rennen draufkommt, ob sie tatsächlich funktionieren. Dazu überlegen sich die Veranstalter jedes Jahr Neuerungen, um das Rennen noch härter, noch spannender zu machen. In diesem Jahr ist es zum Beispiel die 48-Stunden-Etappe. Dakar 2024: So funktioniert die neue 48h-Etappe.

Daraus ergeben sich Unwägbarkeiten, die dazu führen, dass nicht unter allen Umständen in jedem Jahr der schnellste Fahrer gewinnt.

2024 kommt ein weiterer Faktor ins Spiel: In den vergangenen Wochen gingen in Saudi-Arabien extreme Unwetter nieder, was die Navigation komplett verändern kann. Es kann passieren, dass du in Gegenden navigieren musst, wo ganze Straßen weggeschwemmt wurden. Die Folgen dieser Unwetter können vor allem im Norden des Landes ein Faktor werden. Im Süden hingegen, wo weniger Regen gefallen ist, dürfte das Kriterium werden, im unverspurten Sand das Rennen eröffnen zu müssen und vor der nachkommenden Meute zu flüchten.

Ausgangslage

Unser Team geht sicher sehr gut vorbereitet in die Dakar 2024. Wir haben unsere KTM 450 Rally während des letzten Jahres Stück für Stück weiterentwickelt. Sie ist definitiv besser als bei der letztjährigen Dakar. Ob sie auf dem selben Niveau wie die Werks-Honda CRF 450 Rally ist, kann ich nicht seriös beurteilen, weil ich die Honda nie gefahren bin. Es scheint aber so, dass die japanischen Bikes mehr Federweg haben als unsere, und die Honda-Fahrer ein weicheres Setup fahren können. Jedenfalls nimmt Honda die Dakar 2024 richtig, richtig ernst. Aus dem Kampf David gegen Goliath ist ein Kampf Goliath gegen Goliath geworden.

Die größten Qualität von Red Bull KTM ist unser superstarkes Team mit toller Struktur KTM.com. Das letzte Abschlusstraining in Amerika, bei dem ich ja leider nur bis zu meinem galaktischen Abflug dabei war, hat gezeigt, wie gut und schnell die Truppe ist. Wir hatten gute Roadbooks, die Jungs haben gut trainiert. Auch die Motivation stimmt.

Honda

Fragt man mich nach meinem Geheimfavoriten: Tosha Schareina. Analysiert man die letzten Rennen des 28jährigen, kann man nur zum Schluss kommen, dass der Spanier eine harte Nuss für alle Gegner sein wird. Auch dessen Teamkollegen Ricky Brabec und der in diesem Jahr von uns zu Honda gewechselte Amerikaner Skyler Howes sind hoch einzuschätzen.

Hero

Gespannt bin ich, was der erfahrene Joan Barreda mit seinen 40 Jahren auf einer Hero zusammenbringt. Hero: Ist die Zeit reif für den ersten Dakar-Sieg? Vielleicht ist dieses Motorrad nicht ganz auf dem Stand der Werksbikes von KTM/Husqvarna/GASGAS oder auch Honda, aber darauf kommt es bei der Dakar nicht immer entscheidend an.

Heimspiel

Sam Sunderland ist einer meiner besten Freunde, aber seine Vorbereitung in diesem Jahr lässt ehrlicherweise Zweifel an seinen Sieg-Chancen offen. Er hat ein Jahr lang kein einziges Rennen beendet, und zwar aus unterschiedlichsten Gründen. Defekt, Sturz, sonstwas. Irgendwas war immer. Nach so einer Saison gerade bei der Dakar, dem wichtigsten Rennen des Jahres, alle Puzzlesteine zusammenzufügen ist extrem schwierig. Aber wenn einer das nötige Selbstvertrauen auf den Punkt abrufen kann, dann ist es Sam.

Sein Teamkollege bei GASGAS, der Australier Daniel Sanders ist sowas wie mein bester Buddy im Feld. Einer, mit dem ich nahezu täglich Kontakt habe. Er bringt alles mit, was es braucht, um die Dakar zu gewinnen. Leider hatte er in der Vergangenheit immer einen Tag dabei, der ihm das Gesamtergebnis verhagelt hat. Schafft er die Konstanz über alle Etappen, dann zählt er zum Kreis der Podiums-Anwärter, genau wie die argentinischen Benavides-Brüder Luciano rally (husqvarna-motorcycles.com) und Kevin (Red Bull KTM Factory), wobei Luciano wegen seines WM-Titels nach außen hin ohnehin ein wenig die Favoriten-Rolle mitschleppt, ob es ihm nun passt oder nicht. Und vergesst mir den alten Fuchs Toby Price nicht, der wegen seiner Körpergröße ein etwas anderes Bike fahren kann als wir anderen KTM-Werksfahrer

Es wird jedenfalls eine spannende Dakar, auf die sich jeder Rallye-Fan freuen kann.

Liebe Grüße,
Hiasi."

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