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Rallye Dakar in Saudi Arabien: 80 Mill. für 5 Jahre

Von Günther Wiesinger
Hier sind Navigationskünste gefragt

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In weniger als einen Monat beginnt in Saudi Arabien die Rallye Dakar 2020. An die Menschenrechte darf dann niemand denken, landschaftlich haben die Saudis aber extrem viel zu bieten.

SPEEDWEEK.com hat bereits im März 2019 exklusiv berichtet, dass die Dakar-Rallye auf den afrikanischen Kontinent zurückkehrt. Saudi Arabien ist das 30. Land, das diese Rallye beherbergt. Die grandiosen und unterschiedlichen Landschaften halten alle Bestandteile für eine gut geplante Route bereit. Auch die drei Städte, die die unterschiedlichen und charakteristischen der entscheidenden Phasen der Rallye zeigen, wurden mit Sorgfalt ausgewählt.

Dschidda (Englisch: Jeddah) symbolisiert die historischen Wurzeln des Landes, die Hauptstadt Riad repräsentiert die Macht des Königsreichs, das wegen seiner autokratischen Politik, seiner rückwärtsgewandten Gesetzgebung und der fortwährenden Missachtung der Menschenrechte unter dem Deckmantel der Scharia heftig umstritten ist.

Der Absolutismus als Staatsform wurde bei den Saudis 1992 in der Verfassung verankert. Da geht es um die Inhaftierung gewaltloser politischer Oppositioneller, um die Prügelstrafe (meist Auspeitschungen) bei Männern, um die Unterdrückung der Meinungs- und Religionsfreiheit, um Haft ohne Anklage und Gerichtsverfahren und die Anwendung der Todesstrafe sowie andere Tatbestände, zum Beispiel der Unterdrückung der Frauen. Vor einem Jahr gerieten die Saudis außerdem durch die Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Kashoggi von der «Washington Post» weltweit ins Kreuzfeuer der Kritik.

«Für mich ist die Dakar-Rallye in Saudi-Arabien ist ein großer Schritt, denn der Standortwechsel nach Saudi-Arabien ist für mich wie eine Heimkehr der Rallye nach Afrika», frohlockt der 48-jährige Al-Attiyah. Aber seine Heimat Katar liegt mit den Nachbarstaaten wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Ägypten, Bahrain, dem Jemen sowie den Malediven und einem Teil von Libyen im Clinch. Katar wurde wirtschaftlich isoliert, man kann von einer Wirtschaftsblockade sprechen. Katar weist jedoch den Vorwurf, extremistische Gruppen wie den IS unterstützt zu haben, seit Jahren zurück.

Trotzdem tat Al-Attiyah vom ersten Tag an alles, um die Dakar 2020 bestreiten zu können. Der dreifache Dakar-Rallye-Gewinner (er siegte 2011, 2015 und 2019) berichtete begeistert von der Rückkehr der Dakar-Rallye aus Südamerika. Der in Doha geborene Scheich kannte frühzeitig alle Einzelheiten hinsichtlich der Zukunft des Mega-Events und bekommt eine Startgenehmigung – eine Ausnahme, weil er im Mittleren Osten extrem populär ist.

«Ich werde mir diese Dakar in Saudi-Arabien nicht entgehen lassen», kündigte Nasser bereits im März an. «Für unseren Nachbarstaat ist das ein riesiges Investment. Ich habe gehört, die Saudis bezahlen 80 Millionen für fünf Jahre, also 16 Millionen im Jahr», erzählt Al-Attiyah. Da geht es wohl um US-Dollar.

Die Paris-Dakar-Rallye wurde 1979 von Thierry Sabine gegründet, 2009 wanderte sie wegen der politischen Unruhen in den Nachbarländern von Senegal nach Südamerika (Peru, Chile, Bolivien, Argentinien) aus. Übrigens: Der neue Dakar-Race-Director ist Albert Castera, bisher Veranstalter der Marokko-Rallye.

Die Dakar-Rallye 2020

2. bis 4. Januar:
Technische Abnahme.

5. Januar: Start
Rallye-Dakar-Start in Dschidda. 3,5 Millionen Einwohner. Dschidda ist die zweitgrößte Stadt des Landes mit Hafen am Roten Meer, der seit dem 7. Jahrhundert besteht. Ausgangspunkt für die Heiligen Städte Mekka und Medina. Sehenswert auch die «King Fahds»-Fontäne, die das Wasser mit 375 km/h in die Gegend spritzt. Und der Jeddah Tower, der eine Höhe von 1001 Meter erreichen wird.

Ruhetag in Riad
Die riesigen Obstgärten haben der Stadt im 18. Jahrhundert ihren Namen gegeben, Riad steht auf Arabisch für Gärten. Das Stadtgebiet erstreckt sich inzwischen auf 1500 Quadratkilometer (Paris: 105 km2, Buenos Aires 203 km2). Riad hat mehr als 6 Millionen Einwohner. Die Stadt ist seit 1970 demografisch extrem gewachsen, unzählige Wolkenkratzer prägen das Stadtbild. 267 Meter hoch ist das «Al Faisaliyah Centre», 302 Meter misst das «Kingdom Centre» und 307 Meter das «Burj Rafal».

17. Januar: Ziel in Al Qiddiya
Die Dakar-Rallye wird der erste Weltklasse-Sportevent in Al Qiddiya sein. Das ist eine Stadt, deren Grundstein erst 2018 gelegt wurde. In Al Qiddiya sollen die Unterhaltung und die Kultur im Vordergrund stehen, sie soll das moderne Saudi-Arabien repräsentieren. Dieser riesige Komplex befindet sich ca. 40 km von Riad entfernt. Er wird einen Themenpark und einen Freizeitpark beherbergen, dazu Sportstätten von Weltklasseformat und Kunstzentren aller Art. Für die Öffentlichkeit wird Al Qiddiya erst 2022 zugänglich sein. Aber die Dakar-Rallye soll bereits im Januar weltweit die Werbetrommel für diese Tourismus-Location rühren.

Saudi-Arabien erstreckt sich insgesamt über mehr als 2 Millionen Quadrat-Kilometer und ist viermal so groß wie Frankreich. Es handelt sich um das größte Land im Mittleren Osten. Die Bevölkerung konzentriert sich um die Städte nahe am Meer und hält für die Rallye-Dakar-Teilnehmer eine Vielzahl von sehenswerten und abwechslungsreichen Landschaften bereit. Es wird eine Rallye der Kontraste. Der Veranstalter verspricht Canyons, Dünen, Berge, Wadis und viele weitere Eigenarten. Er verspricht wörtlich ein «Entzücken für die Sinne», aber auch einen Leidensweg für Körper und Fahrzeuge.

Die Rallye wird sich im Süden nahe an der Grenze zu Jordanien bewegen, der «Jabal el Lawz» (Berg der Mandeln) reckt sich dort 2500 Meter in die Höhe. Für die Rallye-Fahrer wird sich die Ha’il-Region als Irrgarten erweisen, die besten Navigatoren werden dort den Unterschied ausmachen, wenn die Route im Zickzack-Kurs durch die Täler führt.

Im weiten Süden von Saudi-Arabien ist fast ein Viertel des Landes unbewohnt, Es existieren nur ein paar Dörfer und Oasen. Dieses riesige und unberührte Gebiet wird den Teilnehmern viel abverlangen: Fahrkönnen, Navigation und Ausdauer. Manche Dünen werden bis zu 250 Meter hoch sein. Selbst die besten Dünen-Surfer werden dort auf eine harte Bewährungsprobe gestellt.

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