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Wie KTM Honda bei der Dakar Jahr für Jahr besiegt

Von Günther Wiesinger
Für den weltgrößten Motorrad-Hersteller Honda ist die Rallye Dakar nach der MotoGP-WM das zweitwichtigste Sportereignis. Seit 2013 gibt es ein Werksteam mit riesigem Aufwand – aber gegen KTM kein Ankommen.

Der Australier Toby Price hat die Dakar-Rallye schon 2016 gewonnen, 2019 triumphiert er zum zweiten Mal, dabei mühte er sich mit einem Verband an der rechten Hand ab. Darauf war die Aufschrift «Toby Special» zu lesen, daneben sah man ein paar GPS-Daten. «Das sind die Zielankünfte für die nächsten fünf Tage», scherzte der bärtige Australier am Ruhetag im Gespräch mit KTM-Berater Heinz Kinigadner. Price war im Trainingslager in Dubai in der ersten Dezemberwoche mit Teamkollege Matthias Walkner kollidiert und hatte sich einen Kahnbeinbruch zugezogen, den Dr. Xavier Mir in Barcelona operierte.

Bis zum letzten Tag lag Price auf der Red Bull-KTM nur zirka 1 Minute vor Husqvarna-Werksfahrer Pablo Quintanilla. Aber der Kraftprotz aus «Down Under» zeigte eine makellose Vorstellung. KTM jubelte über den 18. Dakar-Sieg hintereinander. Übrigens: Das Aufgebot von KTM und Husqvarna umfasste bei der Rallye Dakar 2019 rund 40 Mann.

«Ein Sieg von Husqvarna wäre für uns keine Niederlage. Es befinden sich ja beide Marken unter einem Dach», verriet Alex Doringer, der damalige Offroad Operations Manager von KTM, schon vor einem Jahr. Er war zehn Jahre lang für die Rallye-Erfolge von KTM verantwortlich – und gewann die Dakar zehnmal. Die Devise von KTM lautete auch in diesem Jahr: «Quintanilla fährt für uns! Das fällt alles unter das Dach von KTM. Ein Sieg von ihm wäre keine Niederlage für uns. Wir hatten neun Fahrer in unserem Programm. Wer von ihnen gewinnt, ist ganz egal. Alle fahren unter dem Schirm der KTM Group.»

Übrigens: Für den ersten KTM-Sieg sorgte Fabrizio Meoni 2001. Und eigentlich hat KTM seither nicht jedes Jahr gewonnen, denn 2008 musste die Rallye Lissabon-Dakar aus politischen Gründen abgesagt werden. 2009 wurde die Dakar dann erstmals in Südamerika ausgetragen.

KTM hat für die Dakar-Rallye 2018 ein neues Motorrad mit der Bezeichnung KTM 450 Rallye gebaut, das inzwischen zwei Dakar-Gesamtsiege errungen hat. Am Konzept mit dem Gitterrohrstahlrahmen hat sich nichts geändert. «Weil wir der Meinung sind, dass dieses Konzept die größte Stabilität bei hohem Tempo gewährleistet. Trotzdem haben wir versucht, das Motorrad kompakter zu bauen. Wir waren bemüht, den Gewichtsschwerpunkt sehr zentral zu gestalten. Das heißt: Der Motor ist etwas niedriger geworden. Das ganze Motorrad ist ein bisschen kürzer, die Sitzposition für den Fahrer ist viel angenehmer, ähnlich wie beim Enduro, aber nicht gleich. Das bedeutet, das Motorrad reagiert viel schneller. Für uns ist das Thema Sicherheit im Rallye-Bereich immer sehr wichtig, denn Rallyefahren ist ein gefährlicher Sport, deshalb muss man bei der Entwicklung eines neuen Motorrads diesem Bereich hohe Bedeutung zumessen. Mit einem kompakten Motorrad kann der Fahrer bei einer Schrecksekunde sehr schnell reagieren, weil das Motorrad viel handlicher ist», heißt es bei KTM. «Wir haben auch den hinteren Tank zentraler gelagert, wir haben ihn mehr unter den Sitz gebracht. Das ganze Gerät ist für 2018 völlig neu entwickelt und gebaut worden, auch mit der Unterstützung von Kiska Technology und Team. Wir haben schon bei den ersten Wettkämpfen gesehen, dass die Fahrer mit der neuen KTM super glücklich sind. Wir haben die Fahrer auch bei der Entwicklung gemeinsam mit Technical Director Stefan Huber einen wichtigen Beitrag leisten lassen. Da waren nicht nur unsere Testfahrer involviert, sondern auch unsere Topfahrer.»

Seit Juni 2018 wurde die KTM 450 Rally Replica auch für Kunden angeboten, die Husqvarna ebenfalls. Von der Rallye-Serienmaschine werden pro Monat 70 Stück produziert.

Bei der Dakar-Rallye liegt der Tankinhalt zwischen 36 und 38 Liter, denn es müssen bis zu 250 km bis zum Auftanken zurückgelegt werden. Das Gesamtgewicht vollgetankt liegt zwischen 175 und 180 kg. Über die Motorleistung will sich KTM nicht äußern, sie dürfte im Bereich von 75 PS liegen, damit wird ein Topspeed von fast 170 km/h erreicht.

Trotz der vielen Dakar-Erfolge betonte Alex Doringer gerne: «Man kann einen Rallye-Sieg nicht planen. Was man planen kann ist die Arbeit, die dahintersteckt. Auf diesem Gebiet waren wir immer fleißig. Wenn es dann für einen Sieg reicht – da gehört in diesem Sport auch viel Glück dazu. Unser Team hat viel Erfahrung und viel Stärke, um diese Vorzüge immer wieder ausspielen können.»

KTM hat die Dakar-Rallye schon zu Zeiten der 690-ccm-Maschinen dominiert und 2019 zum neunten Mal in Serie mit der KTM 450 Rally gewonnen.

Die Honda Racing Corporation hat inzwischen in Südamerika sechsmal mit riesigem Aufwand als Werksteam an der Dakar-Rallye teilgenommen. Für HRC ist dieser Event der zweitwichtigste nach der MotoGP-Klasse, betonen die Japaner. 2019 zeigte sich das Honda-Team mit Joan Barreda und Ricky Brabec stark wie selten zuvor, KTM geriet in Bedrängnis. Aber schließlich blieb Barreda in einer Schlucht stecken, bei Spitzenreiter Brabec streikte zur Wochenmitte der Motor. Honda hat in sechs Jahren nur zwei Podestplätze erreicht – und keinen Sieg.

Die besten Honda-Dakar-Fahrer seit 2013:

2013: Hélder Rodrigues – 7.
2014: Hélder Rodrigues – 5.
2015: Paulo Goncalves – 2.
2016: Kevin Benavides – 4.
2017: Joan Barreda – 5.
2018: Kevin Benavides – 2.
2019: José Cornejo – 7.

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