«Von Jahr zu Jahr besser»: Glock «wie guter Rotwein»
Timo Glock
Timo Glock lässt sich überraschen, so wie er es in den vergangenen fünf Jahren auch getan hat. Denn wenn er in seiner Zeit in der DTM etwas gelernt hat, dann dass er nie genau weiß, was ihn erwartet.
74 Rennen hat er in fünf Jahren in der Tourenwagenserie absolviert, vier Siege gefeiert und neun Podiumsplätze eingefahren. Er weiß inzwischen: Man darf sich nicht verrückt machen lassen. Stattdessen heißt es: Geduld bewahren und verstehen, dass es vor allem auf Details ankommt.
«Man muss die Dinge sehr bedacht angehen. Es ist nicht unbedingt wichtig, das Auto auf dich abzustimmen. Man muss das Auto auf sich zukommen lassen, man muss sich darauf einlassen», beschreibt der frühere Formel-1-Fahrer Glock in der Sport Bild die Herangehensweise.
Die Krux in der DTM: «Die Kombination aus dem Auto und der unfassbar hohen Fahrer-Qualität macht es so schwierig.» Deshalb hatte er wie die meisten seiner Kollegen aus der Königsklasse auch so seine Anlauf-Probleme, machte seit seinem Debüt 2013 Jahr für Jahr den berühmten Schritt nach vorne
Mit seinen 36 Jahren hat er inzwischen gelernt, dass man eine gewisse Lockerheit mitbringen muss, nichts mit Gewalt erzwingen kann. Er ist gelassener geworden, entspannter, unter anderem auch bedingt durch seine beiden Kinder, die ihn auf Trab halten. «Wenn man mit zwei Kindern den ganzen Tag Action hat, dann fährt man entspannt zu einem Rennwochenende», lacht er: «Ich bin das letzte Jahr sehr entspannt angegangen, und so versuche ich das auch in diesem Jahr», kündigt er an.
Für seinen Chef ist er «wie ein guter Rotwein: Er wird von Jahr zu Jahr besser», sagt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. Schnell sei er schon immer gewesen, so Marquardt, «vor allem 2017 kam auch noch die Konstanz dazu. Das ist genau die Mischung, die man in dieser Serie braucht».
2017 war in der Tat bislang Glocks beste Saison, lange lag er im Dunstkreis des Titelrennens, ehe er auf der Zielgeraden abreißen lassen musste und Siebter wurde. Was auch daran lag, dass die Performance-Gewichte abgeschafft wurden. Sie sollten Unterschiede zwischen Audi, Mercedes und BMW ausgleichen, sorgten aber vor allem für Zoff und Diskussionen. Ohne den Ballast war Audi nicht mehr aufzuhalten. Nachdem BMW seit dem Comeback 2012 bis 2016 acht von 15 möglichen Titeln holte, gingen die Münchner 2017 komplett leer aus.
Für 2018 wurde nun die Aerodynamik vereinheitlicht und vereinfacht. Der Abtrieb wurde um rund ein Drittel reduziert, was die Autos instabiler machen soll und damit schwieriger zu fahren. Die Fahrer sollen noch mehr in den Mittelpunkt rücken. Für Glock ist Audi wieder Favorit, «weil man nach dem LMP1-Ausstieg riesige Ressourcen hat, deutlich größere als BMW oder Mercedes».
Er selbst geht die ganze Sache besonnen an. Deshalb gibt es auch keine Kampfansagen, keine Dampfplauderei. «Es kommt auf viele kleine Punkte an. Das Ziel ist, so einen guten Job zu machen wie im letzten Jahr», so Glock. Was dann am Ende dabei herauskommt – da lässt er sich wie immer überraschen.