Rasts Horrorcrash: Das macht die DTM-Autos so sicher
Der zerstörte Audi von Rast
René Rast turnte am Sonntag schon wieder im Fahrerlager herum. Dem Champion ging es nach seinem Horrorcrash gut. Über Nacht war er im Krankenhaus geblieben und bekam auch keine Freigabe für den Rennsonntag, doch wenn man das Wrack nach seinem Crash gesehen hat, grenzt es schon an ein kleines Wunder, dass Rast im Grunde nur etwas dreckig im Gesicht war. Von seinem Boliden war nicht mehr so viel übrig.
Doch es war mal wieder ein Beweis, wie sicher die Autos sind. Erinnerungen wurden wach an den Norisring 2017, da sahen die Autos von Mike Rockenfeller und Gary Paffett nach einem Megacrash ähnlich aus, Rocky kam damals mit einem Mittelfußbruch davon.
«Es hat sich wieder einmal gezeigt, wie hoch das Sicherheitsniveau in der DTM ist und wie sicher der Audi RS 5 DTM ist», sagte Audis Motorsportchef Dieter Gass. Und Timo Scheider, der bei Sat.1 die Rennen als Experte mitkommentiert, weiß: «Das DTM-Auto ist definitiv das sicherste Rennauto, das es gibt.»
«Wir haben da sehr viel Zeit, Geld und Knowhow reingesteckt. Da haben alle drei Hersteller mitgearbeitet, um dieses Konzept zu erarbeiten. Das haben viele Ingenieure mit cleveren Ideen gemacht. Und eigentlich ist die Tatsache, dass es Rast gutgeht, nur eine Bestätigung dessen, dass sie einen guten Job gemacht haben. So ein Unfall wie von Rast ist ein Livetest, den man nicht haben will, aber wenn man ihn einmal erlebst, ist man froh, dass man ihn bestanden hat. In der Theorie kann man viel prüfen, mit Crashtests an die Wand fahren und mit Stempeln da reinfahren. Aber jeder Unfall ist anders – gerade so ein Unfall wie gestern. Dann rollt das Auto, dann ist mal eben ein Pfosten in der Nähe, das kann man alles nicht simulieren. Und wenn es dann so wie gestern ausgeht, dann weiß man: Okay, so viele Fehler haben wir nicht gemacht, als wir das Auto gebaut haben», sagte Michael Bernard, Technikchef der DTM-Dachorganisation ITR.
Doch was macht die DTM-Boliden so sicher? Zunächst einmal werden rund ein Drittel der Kosten eines Autos in die Sicherheit gesteckt. Bei diesem Thema arbeiten alle Beteiligten eng zusammen und stellen ihre Erfahrung sowie Forschungs- und Testergebnisse regelmäßig zur Verfügung.
Das Monocoque ist nur ein Bestandteil des Sicherheitskonzepts. Daneben gibt es noch einen Überrollkäfig aus hochfestem Flugzeugstahl. Vorne, hinten und an den Seiten sind die Boliden zudem mit Crash-Absorbern aus Kohlefaser versehen. Sie fangen bei einem Aufprall die größte Energie ab.
Der Kopf des Fahrers wird durch eine weitere Stütze, die ihn seitlich umschließt, geschützt. Ergänzt wird sie durch das HANS-System. Das verhindert, dass sich die Wirbelsäule überdreht oder der Kopf gegen das Lenkrad schlägt.
Fixiert wird der Fahrer im Sitz dann noch durch einen an sechs Punkten befestigten Sicherheitsgurt. Im Vergleich zu einem Serienfahrzeug sitzen die DTM-Fahrer sehr weit hinten, etwa auf der Höhe der Rücksitzbank eines Serienautos.
Sollte es zu einem Crash kommen, muss der Fahrer das Auto innerhalb von sieben Sekunden durch die Fahrertür und innerhalb von neun Sekunden durch die Beifahrertür selbstständig verlassen können. Für die Bergung, falls sich der Fahrer nicht aus eigener Kraft aus dem Auto befreien kann, gibt es zusätzlich eine von außen zu öffnende Klappe im Dach. Diese Bergung wird vor jedem DTM-Event geprobt.
«Das Auto an sich ist das Konzept, es ist eben nicht nur das Monocoque. Bei Paffett war es ein klassischer Seiteneinschlag. Der von Rast war ein Überschlag, das sind zwei völlig verschiedene Unfallszenarien, die nichts miteinander zu tun haben. Bei dem Rast-Unfall kam der Überrollbügel mehr zum Tragen. Das rollende Auto hat den Fahrer geschützt, in der Phase, als das Auto auf das Dach geflogen ist. Der Käfig hat ein paar Kratzer, ansonsten sieht er ganz normal aus. Er geht jetzt zur Rissprüfung und wird geröntgt», ergänzte Bernard.