Rast gegen Müller: «Pinkeln uns nicht ins Auto»
Nico Müller und René Rast
René Rast lächelte schief. Der Audi-Star ist Halbzeit-Meister. Seine erste Reaktion? «Yeah.» Naja - Begeisterung sieht definitiv anders aus. Ist sowieso "nur" ein inoffizieller Titel.
Könnte aber trotzdem ein gutes Omen sein, fiel dem 32-Jährigen dann doch noch ein. «Das ist wie 2017, da war ich auch Halbzeit-Meister. Hoffen wir mal, dass es das gleiche Endergebnis gibt», sagte der DTM-Tabellenführer, der damals als Rookie Meister wurde, SPEEDWEEK.com.
Wesentlich emotionaler war Rast vorher im neunten Saisonrennen gewesen. Er gestikulierte kurz vor dem Ende in seinem Auto wild vor sich hin, winkte ab. Adressat war Nico Müller. Markenkollege. Und Titelkonkurrent.
Der Schweizer hatte sich im Kampf um Platz zwei breit gemacht, war dabei unmittelbar nach seinem Boxenstopp auf kalten Reifen unterwegs. Rast wollte unbedingt vorbei, zog aber den Kürzeren, wurde Dritter hinter Müller. Es war deutlich zu sehen: Da ist jemand sauer. mal wieder. Zur Erinnerung: Die beiden Titelanwärter rasselten bereits zuletzt am Norisring aneinander.
Müller hatte Rast damals umgedreht. Schon damals hieß es: Friede, Freude, Eierkuchen.
«Ich habe 'Hallo' gesagt. 'Hi Nico'», spielte Rast den Ärger anschließend herunter: «Nico hatte kalte Reifen, ich hatte zu dem Zeitpunkt bessere Reifen und habe gehofft, dass ich schneller vorbeikomme. Ich habe aber hinter ihm zu viel Zeit verloren. Deshalb habe ich gewunken.»
Auch Müller wollte kein Öl ins Feuer gießen. In den Urlaub werde er mit Rast zwar nicht fahren, zu einem Bier taugt das Verhältnis aber angeblich schon.
Müller betont bei SPEEDWEEK.com: «Von meiner Seite gibt es keine schlechten Gefühle. Wir verstehen uns gut.»
Und: «Wir teilen uns kommende Woche bei den 24 Stunden von Spa ein Auto. Ich glaube nicht, dass einer dem anderen ins Auto pinkelt.»
Fakt ist: Der Titelkampf wird heißer. Rast hat nach neun von 18 Saisonrennen 145 Punkte auf dem Konto. Müller steht bei 121, ist der erste Verfolger des Champions von 2017. Von generellen Misstönen will Rast aber nichts wissen.
«Auf der Strecke kämpfen wir gegeneinander, aber es gibt keinen Grund, sich abseits der Strecke nicht mehr anzuschauen. Wir wollen alle den Titel gewinnen, aber deswegen durchzudrehen, stur zu schalten oder Psychospielchen zu spielen, bringt nicht viel.»
Rast ist es sowieso völlig egal, gegen wen er um den Titel fährt: «Ich habe schon viele Titelkämpfe mit Teamkollegen ausgefochten. Mittlerweile tangiert mich das gar nicht mehr, mit wem ich um den Titel kämpfe.»
Er weiß: Es geht jetzt in großen Schritten in Richtung Finale. Heißt: «Jeder Punkt, den ich hole, ist wichtig. Ich versuche in jedem Rennen zu punkten», so Rast. Er weiß aber auch: «Über Favoriten müssen wir noch nicht reden, es wird bis zum Ende des Jahres hin und her gehen.» Halbzeit-Meister hin oder her: Abgerechnet wird am Ende.