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Harrison Newey: So kurios war sein Weg in die DTM

Von Andreas Reiners
Harrison Newey

Harrison Newey

Harrison Newey fährt recht spontan in der DTM mit. Vor dem Start in Spa hat er die kuriose Geschichte erzählt, wie es dazu kam.

Es kann eine Belastung sein, wenn man «der Sohn von…» ist. Harrison Newey weiß das. Sein Vater ist Design-Legende Adrian Newey. Die Autos, die er in der Formel 1 konstruiert hat, haben zehn Fahrer- und zehn Konstrukteurstitel gewonnen. Sebastian Vettel stellte er von 2010 bis 2013 bei Red Bull vier Jahre lang Titelautos in die Garage.

Newey Junior lässt es in seiner eigenen Karriere etwas beschaulicher angehen. Kartsport, französische, britische und deutsche Formel 4, dort Teamkollege von Mick Schumacher, danach Formel 3. Herausragende Ergebnisse liefert er in den Formelserien allerdings nicht, dafür wird er 2018 und 2019 Champion und Vize in der Asian Le Mans Series. Das ganz große Kino ist das freilich nicht.

Für 2020 sah es dann auch relativ mau aus, auch bedingt durch die Coronakrise, ehe sich ganz plötzlich doch eine Tür öffnete. Eine ziemlich große.

Sein Vater telefonierte mit DTM-Chef Gerhard Berger, und «sie haben über Müll geredet», sagt Newey und lacht. Bis Berger im letzten Moment dann verriet, dass es beim Audi-Kundenteam WRT Probleme gibt und ein Platz verfügbar sein könnte: Das sei vielleicht etwas, das sich Harry anschauen solle, so Berger. Das war am Abend nach dem ersten Testtag der DTM auf dem Nürburgring.
Newey schaute sich das an, und zwar umgehend.

Er telefonierte mit Berger, dann mit WRT-Teamchef Vincent Vosse, wollte sich zeigen, die Chance nutzen.

Das von Berger angesprochene Problem hatte WRT kurzfristig getroffen. Der eigentliche Stammfahrer Ed Jones hatte es aus seiner Heimat Dubai nicht zu den Testfahrten geschafft, WRT hatte zu dem Zeitpunkt aber betont, dass er die Saison trotzdem fahren werde. Warum genau Jones nun komplett passen muss – das ist immer noch unklar.

«Ed hatte leider ein paar Probleme, die dazu führten, dass er die Saison nicht bestreiten kann», sagt Newey lediglich.

Ihn muss es auch nicht interessieren, er hatte das Ziel bereits anvisiert. «Ich habe versucht, mich gut zu verkaufen und habe erklärt, warum ich zum Test kommen sollte. Das hat ganz gut geklappt, denn sie haben gesagt, dass ich den letzten Tag absolvieren soll.»

Newey stieg also in sein Auto, fuhr zur Strecke und kam am Mittwochabend an.

Am Abend vor seinem Einsatz also. Viel Zeit blieb ihm daher nicht. «Ich wusste, dass sehr wahrscheinlich ein Cockpit für die Saison verfügbar sein würde. Es war also wichtig, sofort gute Arbeit zu machen, um zu zeigen, dass ich das Cockpit verdiene, dass ich der Mann bin, der die freie Stelle besetzen kann», sagte er.

Er machte gute Arbeit, war auf Anhieb lediglich 0,733 Sekunden langsamer als Champion Rene Rast, was angesichts der Umstände durchaus beeindruckend ist. Und wenige Wochen nach dem Test wurde es offiziell: Newey fährt in der Saison 2020 für das Audi-Kundenteam WRT.

Natürlich bleibt es abzuwarten, wie die Saison für ihn als Rookie läuft, wie steil seine Lernkurve tatsächlich sein wird. Ihm bedeutet es sehr viel, jetzt in der DTM zu fahren, «denn die Anforderungen sind hoch. Und es fahren einige der besten Fahrer hier.»

Zu denen er jetzt auch gehört. Auch dank seines Vaters. Es kann nämlich durchaus auch eine Hilfe sein, wenn man «der Sohn von…» ist.


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