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Neue DTM: Gibt es noch ein Alleinstellungsmerkmal?

Von Andreas Reiners
Die Class-1-Boliden sind ein Alleinstellungsmerkmal der DTM

Die Class-1-Boliden sind ein Alleinstellungsmerkmal der DTM

Die Class-1-Boliden sind bald Geschichte, die DTM soll stattdessen mit GT3-Autos weitergehen. Kritiker monieren: Die DTM verliert so ihr Alleinstellungsmerkmal. Gerhard Berger kontert die Vorwürfe.

Alleinstellungsmerkmal. Ein Wort, das inzwischen immer öfter fällt, wenn es um die Zukunft der DTM geht. Der Vorwurf: Mit dem Wechsel auf ein GT3-Reglement werde die Serie genau das verlieren. Stattdessen sei sie nun nur noch eine GT-Serie von vielen.

GT3-Erfinder Stephane Ratel bringt die Meinung auf den Punkt, wenn der Chef der SRO-Motorsports-Group bei Sport Auto sagt: «Wenn die DTM auf ein GT3-Format wechselt, verliert sie ihr Alleinstellungsmerkmal, denn bisher fuhren sie ja ihre eigenen Autos. In Zukunft ist es dann eine weitere GT3-Serie, genauer gesagt eine weitere deutsche GT3-Serie. Sie fahren mit denselben Autos wie SRO, GT-Masters, GT-Open, Creventic - wo soll da der Sinn für die Sponsoren oder TV-Partner liegen?».

Auch andere Beobachter oder auch Begleiter heben die Schwäche des Konzepts von DTM-Chef Gerhard Berger hervor. Dass die Macher des ADAC GT Masters das tun, liegt als Konkurrenzserie in der Natur der Sache. Sie haben sich mit dem Prädikat «Internationale Deutsche GT-Meisterschaft» auch nach außen hin in Stellung gebracht.

Klar ist aber: Die Kritiker treffen alle inzwischen durchaus einen Punkt.

Denn Berger hatte geplant, die neue DTM durch Stellschrauben am sogenannten GT-Pro-Reglement vom Rest abzuheben. Wie zum Beispiel durch einen stehenden Start, mehr PS oder die Abschaffung der Fahrhilfen ABS und Traktionskontrolle.

Das Problem: Die Serie wechselt gleichzeitig vom Werks- zum Kundensport, und die Teams müssen den Einsatz der Autos finanzieren. Die Kosten sind das A und O, und Bergers Ideen sind genau damit verbunden.

Zwei Pläne musste er deshalb bereits über den Haufen werfen und den Herstellern damit entgegenkommen: Es gibt 2021 in der DTM fliegende Starts und die Fahrhilfen bleiben auch im Auto, weil notwenige Umbauten zu teuer geworden wären. Die Einstiegshürden wurden auf diese Weise gesenkt. Ob die Hersteller Berger mehr PS freischaufeln, ist noch offen. Wie viel das dann sein werden, ebenfalls. Im schlimmsten Fall bleibt auch im Bereich Geschwindigkeit alles so, wie in anderen Serien auch.

Was bleibt dann noch als Alleinstellungsmerkmal?

Für Berger ist das «klar und eindeutig: Wir sind eine Serie, die vom Sprintformat lebt, der ADAC hat beim GT Masters ein Langstreckenformat mit Fahrertausch, mit allem, was dazugehört». Die DTM behält ihr Format mit zwei Rennen à 55 Minuten und einem Boxenstopp bei, einen Fahrerwechsel gibt es nicht. Daneben dürfen in der DTM nur Piloten im Auto sitzen, die eine A- oder B-Lizenz der FIA besitzen. Im GT Masters ist man auch mit einer C-Lizenz dabei.

Ein Alleinstellungsmerkmal sei zudem, «dass wir am Wochenende zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Zuschauern und an guten Renntagen 30 bis 40.000 Zuschauer an der Rennstrecke haben. Und die in Deutschland und Europa bekannteste und von den Reichweiten her interessanteste Meisterschaft sind», so Berger weiter.

In der Tat ist die Reichweite von TV-Partner Sat.1 mit im Schnitt 600.000 Zuschauern pro Rennen (weshalb Berger bei seiner Rechnung auf 1,2 Millionen pro Wochenende kommt) ein Pfund, mit dem man – auch bei den Teams – wuchern kann. Die Zahlen des GT Masters bei Sport1 kommen nicht ansatzweise in diese Region.

Hinzu kommt laut Berger: «Wir sind die Rennserie im GT- und Tourenwagenbereich, die fahrerisch und sportlich die anstrengendste und schwierigste ist, auch technisch.» Und klar: Am Ende ist es dann auch der Name, der zieht: Immerhin ist die DTM reich an Historie und immer noch eine Marke. Ob das reicht, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen, wenn sich die Teams einschreiben können.


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