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«Frustrierend»: Wenn dich der jüngere Bruder überholt

Von Andreas Reiners
Kelvin und Sheldon van der Linde

Kelvin und Sheldon van der Linde

Sheldon van der Linde ist drei Jahre jünger als sein Bruder Kelvin, schaffte es aber deutlich früher in die DTM. Für den älteren van der Linde war das nicht immer einfach.

Kelvin van der Linde versucht erst gar nicht, das Ganze zu beschönigen. Der Frust war da, und er saß tief, als sein Bruder zum Überholen ansetzte.

Drei Jahre jünger ist Sheldon, und noch keine 20 war er, als er 2019 in Hockenheim sein DTM-Debüt für BMW gab. Die große DTM – das war auch immer das Ziel von Kelvin van der Linde, dort wären beide gerne gegeneinander gefahren, doch Kelvin blieb im ADAC GT Masters. Dabei hatten 2018 beide geglänzt: Sie wurden mit nur einem einzigen Punkt Rückstand Gesamtzweiter.

«Es war am Anfang sehr schwierig für mich. Als Brüder unterstützen wir uns zu 1000 Prozent. Trotzdem ist es schwierig, wenn du genauso hart arbeitest und den gleichen Job abliefert, das war sehr frustrierend. Es war sehr hart zu akzeptieren, dass mein Bruder aufsteigt und ich selber dann noch ein Jahr GT Masters machen musste», sagte Kelvin van der Linde.

Sein Bruder kam bei BMW unter, die Münchner hatte er bei Testfahrten überzeugt und das DTM-Cockpit im Sturm erobert. Kelvin blieb Audi treu, die Ingolstädter setzten in der Tourenwagenserie personell aber auf Kontinuität, ein Platz fand sich für den älteren van der Linde nicht.

Bedeutete: Weiter im Kundensport abliefern. «Es hat sich aber gelohnt, ich habe in den vergangenen Jahren viel gelernt. Wie man als Fahrer ein Team führt, das wird in diesem Jahr in der DTM viel helfen, und ich hoffe, dass uns das einen Vorteil gibt», sagte van der Linde.

Während Sheldon in der DTM einem größeren Publikum zeigen konnte, dass er ein Motorsport-Juwel ist, blieb Kelvin also weiter unter dem Radar.

Die geringere Aufmerksamkeit im GT Masters hatte aber auch Vorteile. Denn unter dem Radar fliegt es sich ungestörter.

«Medial ist das GT Masters auf einem anderen Niveau, aber ich konnte lernen, ohne die Kameras auf mich zu haben. Sheldon hatte es da schwerer», sagte Kelvin van der Linde und verwies auf den Zoff zwischen Sheldon und Ex-Formel-1-Weltmeister Jenson Button beim Saisonfinale 2019 in Hockenheim, nachdem beide auf der Strecke aneinandergeraten waren. Button hatte van der Linde daraufhin als «dreckigsten Fahrer» bezeichnet.

«Ich kann mich an das Drama mit Jenson Button erinnern: Es war ein ganz normaler Fehler eines 20 Jahre alten Rennfahrers, aber das wurde in den Medien groß gefahren», sagte Kelvin. «Das konnte ich vermeiden. Ich habe viele Fehler gemacht, auch viel schlimmere Fehler. Wir haben aber unseren eigenen Weg gemacht und es hat sich ausgezahlt.»

2021 treffen sich beide in der DTM wieder: Kelvin geht für Abt Sportsline an den Start, Sheldon für Rowe Racing.


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