Katastrophe, Debakel, Desaster: Mercedes ratlos
Gary Paffett
Paul di Resta war angefressen, Christian Vietoris maßlos enttäuscht. Gary Paffett nahm die Situation relativ gelassen. Der Brite kennt sie schließlich bereits aus dem Vorjahr. Kurz nach dem desaströsen Auftritt beim DTM-Heimspiel auf dem Hockenheimring hatten aber alle Beteiligten etwas gemeinsam: Ratlosigkeit. Mit null Punkten beim ersten Saisonrennen hatte wohl auch der größte Pessimist nicht gerechnet.
Es hatte sich im Training und Qualifying schon angedeutet: Mercedes ist auch zu Beginn der neuen Saison nicht konkurrenzfähig. Bei der Zeitenjagd waren die Stuttgarter mit allen sieben Autos unter den letzten Zehn gelandet. Hatten auf die Rennperformance gehofft. Ein kleines Wunder vielleicht. Nun, es blieb aus.
Zwar verpassten Pascal Wehrlein und Paffett die Punkte als Elfter und Zwölfter nur knapp. Aber ein Trostpunkt kann nicht der Anspruch von Mercedes sein. Schließlich will man seit der letzten Meisterschaft 2010 den Titel zurück. Und verpflichtete dafür unter anderem auch di Resta, der eben jenen Titel damals geholt hatte.
Kein singuläres Problem
Ob nun Debakel oder Desaster: Für das Abschneiden beim ersten DTM-Saisonrennen gibt es genügend Umschreibungen. Kurzfristige Lösungen sind allerdings Mangelware. Denn: «Das Problem ist kein singuläres, sondern eine Summe von Kleinigkeiten, die sich zu etwas Größerem addieren. Alle haben gekämpft wie die Löwen, aber sie hatten eine stumpfe Waffe», sagte Mercedes‘ DTM-Manager Wolfgang Schattling. «Wir werden jeden Steim umdrehen und sehen, wo die Schwachstellen waren. Danach gehen wir Schritt für Schritt an die Probleme heran.»
Es war das gleiche Bild wie am Samstag nach dem Qualifying. Es hörte sich alles ein wenig nach Durchhalteparolen an. Mehr ist im Moment aber nicht möglich. Zu viel läuft falsch, nachdem Mercedes bereits über den Winter die schwachen Vorstellungen vor allem im Herbst 2013 eingehend analysiert hatte. Nach Hockenheim fangen Motorsportchef Toto Wolff und Co. praktisch wieder von vorne an.
Doch die Zeit bis zum nächsten Rennen ist kurz. In nicht einmal 14 Tagen findet der zweite Lauf in Oschersleben statt. Zu wenig Zeit, um viele Schritte nach vorne machen zu können. «Der Rückstand lässt sich nicht leicht aufholen. Wichtig wäre, dass wir einen deutlichen Schritt machen», so Schattling.
Generelle Performance ist das Problem
Schattling und Paffett haben eines der Probleme bereits ausgemacht: Die Optionsreifen-Performance war bei weitem nicht so, wie sie sein sollte. «Da hatten wir keine Chance. Aber auch auf dem Standardreifen waren wir nicht wirklich schnell», so Paffett. Die Performance generell sei nicht wirklich gut. Deshalb brauche man dringend Veränderungen, forderte der 33-Jährige.
Sind die neuen Performance-Gewichte vielleicht ein kleiner Hoffnungsschimmer? Die Zusatzgewichte, von denen Mercedes nach dem schlechten Abschneiden nun profitiert, seien aber nicht genug, glaubt Paffett. «Das macht zwei Zehntel pro Runde aus. Aber das ist für uns momentan nicht genug.» Möglicherweise kann Mercedes aber so im Qualifying ein besseres Resultat erzielen, um dann im Rennen zumindest in die Punkte zu fahren.
Der frühere Motorsportchef der Stuttgarter hat sein Ex-Team noch nicht abgeschrieben. «Mercedes? Ich bin sicher dass die Jungs vorankommen werden, ich kenne sie. Die sollen nun in die Hände spucken und dann kommen die wieder!», machte der neue ARD-Experte Norbert Haug seiner ehemaligen Mannschaft Mut.