Zwei Rennen in einem: «Fans müssen es geil finden»
Das Rennen in Hockenheim
Das DTM-Reglement erfuhr 2014 zum dritten Mal eine einschneidende Änderung. Kontinuität sieht sicher anders aus. Doch die Hersteller Audi, BMW und Mercedes waren sich einig, dass die Rennen im vergangenen Jahr für den Zuschauer nicht mehr wirklich lesbar waren. Hatten doch sogar selbst die Piloten Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten.
2014 sollen nur noch ein Pflichtboxenstopp, Performance-Gewichte und die Nutzung des Optionsreifens bis zu maximal 50 Prozent des Rennens für mehr Ausgeglichenheit und Übersichtlichkeit sorgen. Die Gewichte fallen wortwörtlich erst in Oschersleben ins Gewicht. Die anderen Änderungen machten sich aber bereits in Hockenheim bemerkbar. Und führten nach dem Saisonauftakt zu unterschiedlichen Meinungen.
Massenauflauf in der Box
Da das Boxenstopp-Fenster erst im zweiten Renndrittel geöffnet wurde, kam es wie erwartet zur Hälfte des Rennens zu einem Massenauflauf in der Box. Mit Folgen: BMW-Pilot Maxime Martin wurde zu früh wieder auf die Reise geschickt, kollidierte beinahe mit Daniel Juncadella und verlor zudem noch einen Reifen.
Was aber auch deutlich wurde: «Das waren zwei Rennen in einem», so Timo Glock. «Ob das gut ist, das ist die Frage. Am Ende muss der Fan entscheiden. Wenn die es nicht geil finden müssen wir schauen, ob es das Richtige ist», sagte der BMW-Pilot. Diejenigen, die auf den schnelleren Optionsreifen ins Rennen gegangen waren, fuhren in der ersten Hälfte einen Vorsprung heraus oder kämpften sich nach vorne. Nach den Wechseln begann das ganze Spiel von neuem, nur umgekehrt. Wirkliche Kämpfe? In erster Linie am Anfang und am Ende des Rennens. Der Strategie-Mix? Gehört der Vergangenheit an.
Für die Zuschauer war das Rennen zwar deutlich lesbarer, doch für einige Fahrer war es ein zweischneidiges Schwert. «Es ist weniger verwirrend, und das ist gut. Es ist aber etwas langweilig, was die Strategien angeht», so Mercedes-Mann Gary Paffett. Sein Teamkollege Paul di Resta wünscht sich auch mehr taktische Möglichkeiten. «Jeder stoppt innerhalb von zwei Runden, weil man die Optionsreifen so lange wie möglich ausnutzen möchte. Ich bin mir nicht sicher, ob das im Sinne des Erfinders ist.»
«Wir müssen abwarten»
In Hockenheim gab es dank DRS auch zwischendurch zahlreiche Positionskämpfe und reichlich Action auf der Strecke. Mike Rockenfeller beispielsweise kämpfte sich von Platz zehn auf Rang vier nach vorne. «Ich war vorher sehr skeptisch, aber Hockenheim hat mir besser gefallen, als ich erwartet habe. Ich glaube, dass es ein spannendes Rennen mit Überholmanövern und spannenden Zweikämpfen war. Ich fand letztes Jahr für uns toll, aber für die Fans ist das hier besser und das ist wichtiger.» Es gibt im Kalender aber auch noch andere Kurse. «Wir müssen aber abwarten. Es kann auch Strecken geben, auf denen wir wieder nur hintereinander herfahren», so Paffett.
Die Hersteller sind mit dem ersten Rennen des Jahres zufrieden. «Es war gut durchgemischt und man hat auch gesehen, dass einige, die hinten mit dem Optionsreifen losgefahren sind, ganz gut durchs Feld gepflügt sind. Da ist das Thema komplett aufgegangen. Ich hoffe, dass die Leute am Fernsehschirm auf ihre Kosten gekommen sind. Wir an der Boxenmauer hatten schon einen ziemlichen Nervenkitzel», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.
Wir haben bis zur letzten Runde eigentlich genau die Schlachten gesehen, die wir sehen wollten und von daher denke ich mal, war das wirklich ein extrem spannendes Rennerlebnis», sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass.
Natürlich muss man dem neuen Format noch Zeit geben. Denn urteilt man nach den Zahlen des Wochenendes, hat sich erst einmal nichts verbessert. Eher im Gegenteil: 75.000 Fans vor Ort waren über 10.000 weniger als noch im Vorjahr, die TV-Zahlen (1,08 Millionen) blieben in etwas auf dem Niveau von 2013.