DTM in Oschersleben: Die Tops und Flops
Reichlich Regen in Oschersleben
Top:
Das Rennen: Es war eines der besten der vergangenen Jahre. Der Regen stellte nicht nur alle Strategien und den Rennverlauf, sondern auch die Kräfteverhältnisse auf den Kopf. Zahlreiche Kollisionen, Überholmanöver und jede Menge Action: Der Zuschauer bekam alles geboten, was die Tourenwagen-Serie ausmacht. Auch wenn es zwischendurch sehr unübersichtlich wurde: Das war beste Werbung für die DTM. Inklusive Happy End.
Mercedes: Denn sie waren schon totgesagt. Die leben ja bekanntlich länger. Und so fuhr Christian Vietoris dank des Chaos auf der Strecke fast unbemerkt, aber vor allem sensationell zu seinem ersten DTM-Sieg. Und verschaffte den leidgeplagten Stuttgartern einen Lichtblick inmitten des Regenchaos. Eine wundersame Wiederauferstehung nach den desolaten Ergebnissen bis Sonntagnachmittag? Nein. Eine schöne Momentaufnahme ist es aber allemal. Plus Motivationsschub für den langen Weg zurück an die Spitze. Denn ganz nebenbei fuhren ja auch noch Paul di Resta (4.) und Gary Paffett (8.) in die Punkte.
Christian Vietoris: Der neue Regengott. Zocker. Gewinner. Er setzte schon vor Rennbeginn alles auf eine Karte. Wechselte vor dem Start auf Regenreifen. Das ging komplett in die Hose. Kein Problem für Vietoris. Er packte während des Rennens das nächste Ass aus dem Ärmel, natürlich auch dank dreier Safety-Car-Phasen. Manchmal gehört auch einfach Glück dazu.
Miguel Molina: Der Spanier ist schnell. Sehr schnell. Zugleich ist der auch der große Unglücksrabe. In Hockenheim zunächst Startplatz 6. Die Kamera-Attrappe fehlte an seinem Audi, Disqualifikation, Startplatz 23. Resultat: Rang 13. In Oschersleben zunächst eine Fabelrunde. Pole Position. Die Endplatte an seinem Heckflügel verstieß gegen das Reglement. Disqualifikation, Startplatz 23. Resultat: Rang sechs. Sein Lächeln hat Molina nicht verloren. Auch weil er weiß, dass dies seine Saison werden könnte. Wenn das Glück zurückkommt.
Mike Rockenfeller: Der Titelverteidiger macht munter weiter mit seiner Konstanz. Fuhr in beiden Saisonrennen in die Punkte. Und eroberte fast ganz unauffällig die Führung in der Gesamtwertung. Kennen wir irgendwo her. Dass es nicht zum Sieg reichte? Egal. Volles Risiko ging Rocky in den letzten Minuten des Rennens auch nicht. Auch das kennen wir. Denn was am Ende zählt, sind die Punkte. Und die hat er im Sack.
Flop:
Jamie Green: Er sah wie der sichere Sieger aus. Führte das Rennen lange an. Fuhr teilweise mehr als zwei Sekunden Vorsprung pro Runde auf die Konkurrenz heraus. Sein Audi schien teilweise wie auf Schienen zu liegen. Doch weil der Brite noch einen Pflichtstopp absolvieren musste, war der Sieg auch gleichzeitig ganz weit weg. Mutig: Für eine Aufholjagd zog er auf abtrocknender Strecke am Ende die Optionsreifen auf. Drehte sich. Was am Ende blieb? Platz 18. Aber die Erkenntnis, dass es der Audi-Pilot immer noch kann.
Audi: Rockenfeller auf zwei, Edoardo Mortara auf drei, dazu noch drei weitere Piloten in den Top Ten. Audi kann mit dem Wochenende eigentlich zufrieden sein. Wenn da nicht die diversen Peinlichkeiten wären, die vor allem Molina zu schaffen machten (siehe oben). Zuerst die fehlende Kamera-Attrappe in Hockenheim, dann die fehlerhafte Endplatte am Heckflügel in Oschersleben. Eine Nachlässigkeit, die nicht mehr passieren soll und darf. Wir sind gespannt.
Timo Glock: Ein sehr, sehr gebrauchtes Wochenende für den Ex-Formel-1-Piloten. Erst streikte die Servolenkung sowohl im Training als auch im Qualifying: Startplatz 19. Im Rennen hatte der BMW-Pilot seinen Spaß, allerdings auch nur bis Runde 14. Dann übersah er Mike Rockenfeller und schied aus. Absolvierte Laufleistung an diesem Wochenende: Gerade einmal 137 Kilometer. Größtes Ärgernis: Es wäre mehr möglich gewesen.
BMW: Die Münchner gingen das Rennen konservativ an. Während vor allem Mercedes, natürlich auch bedingt durch die schlechten Startplätze, zockte, traute man bei BMW dem Ganzen nicht so ganz. Und verlor, auch bedingt durch einige Pannen. Vier Piloten standen beim Start in den Top Ten, darunter Marco Wittmann als Polesetter. Doch der drehte sich zunächst bei einem ungestümen Überholversuch und hatte später Probleme mit dem Getriebe. Der Rest? Augusto Farfus als Fünfter bester BMW-Mann, Martin Tomczyk auf Rang neun noch in den Punkten. Das war‘s.