Chaos bei Audi: Zum Abschuss freigegeben
Mike Rockenfeller: Aus im Titelrennen?
Sieben Audi waren nach der Zeitenjagd unter den ersten Zwölf. Und immerhin kamen vier Verfolger von Spitzenreiter Marco Wittmann aus dem Audi-Lager. Doch nach einem chaotischen Rennen war der Ärger bei Audi groß: Vier Piloten hatten sich auf dem Moscow Raceway gegenseitig auf die Hörner genommen. Und so teilweise auch aus dem Titelrennen.
Audis DTM-Leiter Dieter Gass hatte vor dem fünften Saisonlauf erklärt, man wolle diesen abwarten, ehe man sich möglicherweise auf einen Titelkandidaten festlege, den man dann unterstütze. Was Gass sah, hatte er sicherlich anders gemeint. «Wir haben für dieses Rennen natürlich mehr erwartet: Die Zielsetzung war klar, dass wir hier gewinnen wollten. Das haben wir relativ deutlich verfehlt. Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht, um dieses Rennen gewinnen zu können. Das müssen wir uns sicherlich anschauen und für die Zukunft ausmerzen», so Gass.
Denn vor allem Titelverteidiger Mike Rockenfeller sorgte mit einem für ihn ungewöhnlichen Fauxpas dafür, dass er selbst nur noch geringe Chancen auf die erneute DTM-Krone hat (Wir berichteten).
Rockenfeller leistete nach dem Rennen Abbitte. Ändern konnte er dadurch freilich auch nichts mehr. «Das Rennen war nahezu perfekt – bis zum Restart nach der Safety-Car-Phase. Jeder hat gesehen, was passiert, ich möchte niemanden beschuldigen. Mike (Rockenfeller) tut es leid. Es sollte nicht passieren, dass zwei Audi kollidieren. Aber solche Dinge passieren», sagte Adrien Tambay, der vor dem Rennen auch zu den vier aussichtsreichen Verfolgern von Wittmann gehörte.
Erster Verfolger war Edoardo Mortara, der in Moskau allerdings nach einem Dreher weit zurückfiel und nur zwei Punkte einfahren konnte. Der Zwischenfall ereignete sich ausgerechnet mit seinem Markenkollegen Jamie Green. «Ich war innen mit den Optionsreifen, und ich glaube, er hat mich nicht gesehen. Ich habe dann versucht, das Beste zu geben – es wurde ein neunter Platz. Mehr war nicht drin als die zwei Punkte. Schade, ein weiteres Rennen bei dem wir vorn dabei hätten sein können», so Mortara.
Und Green, der nach der Kollision in Runde eins früh ausschied, erklärte: «Edoardo hat mich gedreht. Ich wusste nicht, dass er da war, das habe ich erst gemerkt, als er mich getroffen hat – und dann war es zu spät.» Die Folge der internen Zwischenfälle: Mortara fiel mit 41 Punkten auf Gesamtrang vier zurück, Rockenfeller blieb nach seinem Ausfall bei 35 und rutschte auf Rang fünf ab. Für Tambay bleibt neben dem Ärger Rang acht mit weiterhin 28 Punkten.
«Wir sehen es natürlich gar nicht gerne, wenn sich zwei Audi-Piloten gegenseitig aus dem Rennen reißen. Heute ist das gleich zweimal passiert. Es war in beiden Fällen keine Absicht, trotzdem darf es nicht vorkommen. Wir haben dadurch wertvolle Punkte und einen Teil unseres Vorsprungs in der Herstellerwertung eingebüßt. Mattias (Ekström) ist einmal mehr ein starkes Rennen gefahren und nun der einzige Fahrer, der in diesem Jahr schon dreimal auf dem Podium stand. Er muss aber an seiner Qualifying-Form arbeiten», sagte Audis Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich.
Möglicherweise ist der Schwede aber nun derjenige, der im Audi-Lager in Sachen Titelrennen unterstützt wird. Denn nun ist der zweimalige Champion mit 50 Punkten und 20 Zählern Rückstand auf Wittmann erster Verfolger des BMW-Piloten.