Fahrersprecher in der DTM: Nur ein Sprachrohr?
Audis Fahrersprecher Timo Scheider
Der zweimalige DTM-Champion Timo Scheider ist prädestiniert dafür. Scheider sagt, was er denkt. Denkt dabei vor allem an das große Ganze und scheut sich auch nicht vor Kritik. Und dann kommt auch noch die Erfahrung aus mittlerweile 14 Jahren DTM hinzu. Im Grunde ein perfektes Paket.
«Ich glaube, dass man dazu bereit sein und grundsätzlich die Voraussetzungen Erfahrung und Eloquenz mitbringen muss. Dass man seine Meinung sagt, ohne davor Angst haben zu müssen. Und dann muss natürlich auch der eigene Chef davon überzeugt sein, dass man der Richtige dafür ist», so Scheider im Gespräch mit SPEEDWEEK.com über die grundsätzlichen Voraussetzungen.
Bei Audi kam man dann relativ schnell zu der Entscheidung, dass Scheider der richtige Mann für den Job ist. Und das ging relativ formlos. «Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef, Anm.d.Red.) hatte mich gefragt. Aber nachdem was ich so mitbekommen hatte, hatte auch kein anderer Fahrer etwas dagegen.» Natürlich spielen sich die Audi-Piloten hinter den Kulissen die Bälle zu. Informationen werden ausgetauscht, um das Bestmögliche im Sinne der Fahrer zu erreichen.
Soweit die Theorie. Doch in der Praxis gibt es allerdings auch ein großes Aber. Denn der Einfluss hält sich in Grenzen. Vor allem, was Regelfragen angeht. Oder aber beim Thema Fahrzeit (Hier geht es zum Bericht).
Nicht umsonst beschweren sich die Fahrer regelmäßig darüber, dass sie nicht angehört würden. «In Wirklichkeit ist der Fahrersprecher derjenige, der es letztendlich nach außen trägt, oder der dann vielleicht auch bei einem Gespräch mit den beiden anderen Herstellern mit am Tisch sitzt», so Scheider.
Wie das konkret aussieht: Wenn es beispielsweise vor dem Rennwochenende etwas zum Thema Streckensicherheit zu besprechen gibt, werden die Fahrersprecher eingeladen. «Und wenn man die Meinungen von allen Fahrern hören möchte, dann ist der Fahrersprecher derjenige, der die Stimmen im eigenen Lager sammelt.»
Und am Ende geht es vor allem darum, Kompromisse zu finden. «Auch wenn die Fahrer manchmal andere Meinungen zu gewissen Strukturen haben und auch wenn das die Hersteller nicht gerne hören, sitzen wir am Ende alle im gleichen Boot und sollten in die gleiche Richtung rudern. Deswegen findet man hier und da Kompromisse, denn dass nicht alle rot schön finden, ist auch klar», so Scheider.
Doch inzwischen tut sich etwas. Und das auch dank Scheider. Denn der 35-Jährige initiierte die Idee, eine Art Fahrer-Gewerkschaft zu gründen (Hier geht es zum Bericht). Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. Bleibt zu hoffen, dass die Piloten ihre Idee durchsetzen können.