Jännerrallye: Machtkampf der lokalen Heroes
Alexey Lukyanuk
Während erklärte Siegertipps wie der Pole Kajetan Kajetanowicz, der Ire Craig Breen, der Franzose Stephane Levebfre oder der Tscheche Vaclav Pech vom Triumph bei der 32. Internationalen Jännerrallye, die heute in einer Woche gestartet wird, träumen, lauert ein weiterer Top-Pilot auf seine Chance. Alexey Lukyanuk startet seinen Angriff auf das Favoriten-Quartett mit einem Ford Fiesta R5. Der St. Petersburger ist kein Unbekannter mehr in Österreich, seit er bei der Waldviertel-Rallye 2014 mit seinem ukrainischen Beifahrer Yevhen Chervonenko unter dem Teamnamen «We want peace!» für tosenden Beifall unter den Rallyefans sorgte. In Freistadt heißt der Bewerbername nur noch schlicht «Lukyanuk», die Botschaft der beiden wird aber wohl dieselbe sein. Alexey Lukyanuk, der auch russischer Meister ist, wurde von der FIA bereits zwei Mal mit der «Colin McRae Trophy» ausgezeichnet, welche immer jenen Fahrern überreicht wird, die bei einer Rallye mit der besten kämpferischen Leistung zu überzeugen wussten.
Im Schatten der europäischen Rallye-Superstars und abseits von Hermann Neubauer und Johannes Keferböck, die beide in bärenstarken S2000-Boliden sitzen, warten die Fans der 32. Internationalen Jännerrallye aber gespannt auf den internen Kampf dreier Lokalmatadore, die allesamt mit ihren Mitsubishi Lancer Evo IX ebenfalls in der ERC genannt haben.
Erst sehr spät hat sich Ernst Haneder zu einem Start bei der Jännerrallye entschlossen. «Ich hatte beruflich einiges um die Ohren. Wir haben unseren Bäckereibetrieb in St. Oswald umgebaut, und deshalb war ich nicht so richtig motiviert. Aber dann dachte ich, jetzt warst du schon zwölf Mal dabei, da geht’s doch ohne dich gar nicht. Und jetzt stehen wir halt am Start.» Wir, das sind Ernst Haneder und seine neue Copilotin Elke Aigner, die den 43-jährigen Bäckermeister statt dessen Stamm-Beifahrerin Daniela Ertl durchs Mühlviertel dirigieren wird. Haneder: «Daniela ist vor kurzem Mutter geworden und steht deshalb nicht zur Verfügung. Mit Elke habe ich aber einen absolut würdigen Ersatz gefunden. Wenn es geht, wollen wir natürlich am Ende wieder das beste Mühlviertler Team sein. Das war ich bislang schon sieben oder acht Mal.»
Dieses hat auch Mario Klepatsch vor: «Mein klares Ziel ist es, bester Mühlviertler zu werden. Mir ist bewusst, dass das Fischerlehner und Haneder auch wollen. Da wir praktisch in identischen Autos sitzen, wird es halt aufs Fahren ankommen. Das wird sicher wieder ein Spaß.» Die ganz große Liebe des 40-jährigen Grünbachers freilich gehört dem Motorradsport. «Die Jännerrallye ist eine willkommene Abwechslung für mich, weil man ja im Winter nicht Motorrad fahren kann. Und weil ich allgemein vom Motorsport infiziert bin, darf ich so ein tolles Event praktisch vor der Haustür natürlich nicht auslassen. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, um gleichzeitig meine Motorrad-Sponsoren hier in Österreich präsentieren zu können.» Eine für Klepatsch wichtige Aktion, denn er möchte 2015 nach jahrelanger (verletzungsbedingter) Pause wieder ernsthaft in den zweirädrigen Rundstreckensport einsteigen.
Der dritte im Bunde der Mühlviertler Mitsubishi-Evo-IX-Helden in der ERC ist Martin Fischerlehner, der mit der Jännerrallye noch eine Rechnung aus dem 2014-er Jahr offen hat. «Da sind wir in der ersten SP schon rausgeflogen. Aber ich hab‘ hier schon so viel erlebt. Von Sonderprüfungs-Bestzeiten bis hin zu Blitz-Ausfällen eben. Die Jännerrallye ist einfach unberechenbar.» Den Mühlviertel-Titel hat der ehemalige Radprofi gar nicht so im Visier. «Weil wenn wir ins Ziel kommen, dann sind wir da sowieso auch vorne mit dabei. Letztendlich ist es egal, ob das Rennen der Ernstl, der Mario oder ich macht – es ist ein Wettkampf, der uns allen Spaß macht, und am Schluss gönnt sicher jeder dem anderen den Erfolg.» Neben den drei Lokalmatadoren vertritt auch der Niederösterreicher Hermann Haslauer beim ERC-Lauf die heimischen Farben.
Wettertechnisch präsentiert sich die Gegend um Freistadt momentan mit verschneiten Fahrbahnen und deutlichen Minusgraden. Weil es zumindest bis Dienstag weiterschneien und danach bitterkalt bleiben soll, lacht das Herz der Verantwortlichen umso freudiger.