Hard-Enduro: Manuel Lettenbichler gewinnt WM-Auftakt
Gleich zu Beginn der neuen Hard-Enduro-Saison stand mit dem Xross ein Mehrtages-Event im Rallye-Modus an. Am 17. Mai ging es in Serbien mit dem Prolog in Zlatibor los. Wie zu erwarten ließ SuperEnduro-Weltmeister Billy Bolt nicht den Hauch eines Zweifels zu, dass er in dieser Disziplin aktuell auf einem eigenen und für den Rest des Feldes nicht zu erreichenden Niveau unterwegs ist. Der Spanier und Routinier Alfredo Gomez pilotierte seine Rieju satte 38 Sekunden später über die Ziellinie, gefolgt von dem Kanadier Trystan Hart (KTM).
Eine der Neuerungen des Reglements der Hard-Enduro-Weltmeisterschaft sieht die Vergabe von Meisterschaftspunkten für die ersten drei eines jeden Prologs vor. So konnte Bolt 3 Punkte, Gomez 2 und Hart 1 mitnehmen. Bei sieben Rennen in der diesjährigen Weltmeisterschaft sind für den Prologspezialisten Bolt 21 Punkte drin, die in der Endabrechnung ein wichtiger Faktor werden können.
Die Podiumsfinisher des Prologs können sich bei Rennen wie dem Xross oder den Romaniacs die Startplätze des ersten Renntages aussuchen. Bolt wählte am ersten von drei Offroad-Tagen den dritten Startplatz, um die Spuren von Hart, der als Erster ins Rennen ging, und Gomez zur ersten Orientierung nutzen zu können.
Das Xross ist wie auch die Red Bull Romaniacs eine Rallye-Veranstaltung, bei der die Fahrer nach GPS-Tracks navigieren müssen. Die GPS-Geräte werden nach dem jeweiligen Renntag ausgewertet und bei regelwidrigen Abweichungen werden Strafen vergeben.
Gleich am ersten Renntag machte Bolt einen ahndungswürdigen Navigationsfehler und wurde mit einer Zeitstrafe von 43 Minuten belegt, die ihn in der Endabrechnung des ersten Tags auf den 10. Platz zurückwarfen. Manuel Lettenbichler, der Bayer aus Kiefersfelden, ging als Vierter ins Rennen und zeigte auf den 100 km in technisch anspruchsvollem Terrain eindrucksvoll, dass er nicht nur die Ambitionen hat seinen Weltmeistertitel erfolgreich zu verteidigen, sondern auch das Können und die notwendige Form dazu mitbringt. Am Ende des Tages hatte er fast 13 Minuten Vorsprung auf Mario Roman, der bei den durch massiven Regen widrigen Umständen eine überzeugende Leistung ablieferte. Der Bulgare Kabakchiev beendete Tag 1 mit gut 19 Minuten Rückstand auf Lettenbichler.
Mit entsprechender Wut im Bauch ging Bolt in den zweiten Renntag. Die schmerzhafte Blessur, die der Brite sich am ersten Tag am Arm bei einer Kollision mit einem Baum geholt hatte, schien ihn nicht zu beeinträchtigen und er gewann mit 5 Sekunden Vorsprung auf Lettenbichler und knapp 9 Minuten auf Roman. Diese Performance katapultierte Bolt vom 9. auf den 3. Platz in der Gesamtwertung nach dem zweiten Tag. Der Kanadier Trystan Hart wies einmal mehr nach, dass er in den Top-5 mithalten kann und verbesserte sich mit einer beeindruckenden Leistung bei wiederum herausfordernden Bedingungen in den Wäldern bei Zlatibor auf den 4. Platz.
Lettenbichler ging mit einem stattlichen Polster von 25 Minuten Vorsprung auf Roman in den letzten Renntag, der laut dem Champion wiederum aus einer exzellenten Mischung von anspruchsvollen technischen Passagen in Bachbetten, knackigen Auffahrten und schnelleren Sektionen bestand. Den Vorsprung auf Roman konnte Manuel am Ende des dritten und letzten Renntages auf satte 33 Minuten ausbauen und somit den ersten Event vor dem Spanier gewinnen. Teodor Kabakchiev vervollständigt das Podium des Xross und zeigt nach seinem zweiten Platz an selber Stelle im Vorjahr, dass er in der Weltspitze mithalten kann. Trystan Hart sicherte sich den vierten Platz vor dem Österreicher Michael Walkner (GASGAS). Altmeister Graham Jarvis (Husqvarna) schaffte mit seinen 47 Jahren noch den 6. Platz. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedankt, dass seine Kontrahenten halb so alt sind. Billy Bolt verlor durch einen technischen Defekt am dritten Tag 1 Stunde und knapp 18 Minuten und wurde in der Gesamtwertung damit auf den 10. Platz zurückgeworfen.
Manuel Lettenbichler: «Das waren sehr gute Tage beim Xross in Serbien. Der vierte Platz beim Prolog war ein guter Ausgangspunkt für den 1. Offroad-Tag, da ich mich an den Spuren der drei vor mir orientieren konnte. Einige schwierige Auffahrten habe ich gut meistern und einen ordentlichen Vorsprung herausfahren können, weil die anderen dort dann doch etwas mehr zu tun hatten. Ich bin vorne die meiste Zeit mein eigenes Rennen gefahren. Schade, dass Billy am ersten Tag die Zeitstrafe bekommen hat, denn ohne die wäre es zwischen uns beiden ein spannendes Rennen geworden. Das hat sich am zweiten Tag gezeigt, denn ich bin als Erster gestartet und den ganzen Tag alleine gefahren. Aber von der Zeit her haben mir auf Billy nur 6 Sekunden gefehlt. Der dritte Tag war wieder super, ich bin als Erster gestartet, nicht mehr eingeholt worden und habe gewonnen. Ich hatte vor der Veranstaltung hier und dort Bedenken, wie es wohl laufen würde. Ich bin nun sowohl mit dem Bike als auch mit meiner Leistung sehr zufrieden, denn am Ende war der Vorsprung deutlich.»
Vorläufige Ergebnisse Hard-Enduro-WM Xross Serbien:
1. Manuel Lettenbichler (D), KTM, 9:49,29 Stunden
2. Mario Roman (E), Sherco, +33,09 min
3. Teodor Kabakchiev (BG), KTM, +39,35
4. Trystan Hart (CDN), KTM, +43,35
5. Michael Walkner (A), GASGAS, +47,21
6. Graham Jarvis (GB), Husqvarna, +1:20,32 h
7. Alfredo Gomez (E), Rieju, +1:27,25
8. David Cyprian (CZ), KTM, +1:34,58
9. Will Hoare (GB), GASGAS, +1:39,53
10. Billy Bolt (GB), Husqvarna, +1:52,12
Vorläufiger Gesamtstand:
1. Manuel Lettenbichler (KTM), 20 Punkte
2. Mario Roman (Sherco), 17
3. Teodor Kabakchiev (KTM), 15
4. Trystan Hart (KTM), 14
5. Michael Walkner (GASGAS), 11
6. Alfredo Gomez (Rieju), 11
7. Graham Jarvis (Husqvarna), 10
8. Billy Bolt (Husqvarna), 9
9. David Cyprian (KTM), 8
10. Will Hoare (GASGAS), 7