Die FIA hat verwachst
Am ärgsten geriet Nissan ins Hintertreffen
Der Auftakt der GT1-WM in Abu Dhabi war spektakulär. Während die monumentale Strecke in Abu Dhabi bei Tageslicht den Charme einer Zementfabrik hat, blühte die ganze Geschichte nach Einbruch der Dämmerung richtig auf. Mit abnehmendem Tageslicht nahm die Atmosphäre rund um die Strecke zu. In Europa müssen wir bald auf schnöde Glühlampen verzichten, die Araber beleuchten hingegen auch den letzten Winkel der Anlage taghell. Sicherheitshalber mal gleich bis zum nächsten Morgen.
Nun denn, Frentzen zog seine Kreise und man höre und staune, am Ende des Tages waren die Nissan fix dabei. Prompt durften die Japaner Gewicht einladen. Auch an den Einstufungen der anderen GT1 wurde noch mal schnell gefummelt. Aufgrund des verkürzten Qualifying zeigte sich aber erst in den Rennen eine erste verlässliche Standortbestimmung. Und da zeigte sich, dass besonders die vier Nissan GT-R ins Hintertreffen balanciert wurden.
Während bei der «Balance of Performance» jeder Teamchef seine Konkurrenten überlicherweise der grösst möglichen Schummelei verdächtigt, war man sich im Fahrerlager punkto der Japaner einig: Die haben nicht geblöfft. Die Quittung dafür folgte im ersten Rennen: Alle vier GT-R fuhren hinterher, das allerdings mannschaftlich geschlossen im Viererpaket. Im zweiten Rennen lief es nicht besser.
Doch nicht nur bei Nissan offenbarten sich Defizite, auch bei Lamborghini und Aston Martin lief es nicht ganz rund. «Der Umbau des Aston Martin auf die neuen Regeln hat das Auto aus dem Konzept gebracht», jammerte Tomas Enge. «Der Aston Martin hatte immer eine gute Aero und viel Power. Die Aero ist nun auf den Kopf gestellt und der Motor hat jetzt Mini-Restriktoren.»
Ford und Corvette hatten in Abu Dhabi das bessere Los gezogen. Besonders Mike Hezemans beeindruckte im Hauptrennen mit einer Aufholjagd. Der erfahrene Niederländer ackerte sich bis zum Fahrerwechsel vom Ende der Startaufstellung bis auf P7 nach vorne und beendet das Rennen mit Kollege Piccini auf dem Podium.
Überraschend ist das Einstufungstheather keinesfalls: «Wir werden frühestens in Brünn gerechte Einstufungen haben», mutmasste Stefan Mücke bereits vor Wochen. Allem Anschein nach wird der Berliner recht behalten.
Bei all dem Gezänk und Geschacher um die Fahrzeuge darf man aber auch nicht vergessen, dass die GT1 immer noch von Menschen gefahren werden. Die Einstufung des Ford GT dürfte nicht die schlechteste sein, aber was Romain Grosjean in beiden Rennen zeigte, dürfte selbst nochmals eine Schippe besser gewesen sein als das Auto.
Aber schon in Silverstone werden die GT1 näher zusammenrücken, auch wenn die britische High-Speed-Piste sicherlich die eine oder andere Schwäche aufdeckt, die in Abu Dhabi noch nicht zu sehen war. Auch die Nissan werden dann besser dastehen. Denn schliesslich ist gerade Nissan der einzige Fahrzeughersteller, der sich offiziell zur GT1 bekennt. Und das nicht nur mit Fahrzeugen sondern auch mit Werbebudgets. Und das möchte sich die SRO kaum vergraulen. So war die Einstufung der Nissan selbst GT1-Zampano Stephane Ratel etwas peinlich. «I´m so sorry for you», raunte der Franzose Nismo-Vertretern in Abu Dhabi zu.
Auch mit dem Ungleichgewicht bei den Einstufungen zeigte die GT1-WM auf dem Yas Marina Circuit eine tolle Premiere und guten Sport. Wenn es im Feld bei den nächsten Rennen dann noch enger zu geht, wird die Nummer erst richtig gnadenlos gut.