Formel 1 im TV: Liberty Media – Ziel widersprüchlich
Wie sollen künftig die Bilder der Formel 1 übertragen werden? Für das Medienunternehmen Liberty Media verhandelt Sean Bratches (der kaufmännische Leiter der Formel 1) auf verschiedenen Ebenen. Kernfrage: Wie soll die Balance zwischen freiem Fernsehen und Pay-TV aussehen? Der in Berlin geborene Bratches sagt: «Das ist bei uns ein grosses Thema. Wir wollen einerseits so viele Menschen als möglich erreichen. Wir wollen aber auch Geld einnehmen. Aber alle Märkte sind verschieden. Pay-TV wird nicht in allen Ländern gleich gut akzeptiert. Wir können das nicht alles über einen Kamm scheren. Es gilt hier, eine gesunde Balance zu finden.»
Einfach wird das nicht: Auch Formel-1-CEO Chase Carey spricht bei den verschiedenen Lösungsansätzen von «widersprüchlichen Zielen».
Derzeit versuchen Carey, Bratches sowie Liberty-Media-Geschäftsleiter Greg Maffei das TV-Konzept der Zukunft zu finden. Das digitale Angebot soll ausgebaut werden, dazu strebt Liberty Media den Ausbau der Zusammenarbeit mit TV-Sendern an.
Der in Irland geborene US-Amerikaner Carey meint: «Wir reden hier von vier verschiedenen Ebenen. Da ist das traditionelle, freie Fernsehen. Dann das Bezahlfernsehen, also Pay-TV. Als dritte Ebene haben wir die ganzen digitalen Plattformen, wenn die Formel 1 auf Mobilgeräten via Internet konsumiert wird. Und letztlich haben wir die so genannten Over-the-Top-Produkte.» Stichworte hier sind VoD (Video on Demand, Video auf Anforderung) und OTT (Over the Top Content, Übermittlung von Videoinhalten über Internetzugänge).
Carey weiter: «In einem gewissen Mass reden wir von widersprüchlichen Zielen. Um es einfach zu sagen – je spezieller die Angebote, desto kostspieliger, aber du erreichst damit auch weniger Menschen.»
Carey beteuert, Liberty Media sei nicht auf den schnellen Dollar aus. Das Ziel bestehe darin, die Formel 1 langfristig wachsen zu sehen. «Wir müssen es schaffen, ein ausgewogenes Angebot zu haben. Eine gesunde Mischung aus den Faktoren Geld einnehmen und Menschen erreichen. Dann gibt es natürlich Nebenbereiche. Für unsere Seriengeldgeber ist es elementar, dass wir viele Fans einbinden.»
Chase Carey sieht noch lange nicht den Tod des klassischen Fernsehens. «Klar verlagern sich mit der neuen Generation von Zuschauern die Sehgewohnheiten mehr und mehr auf digitale Plattformen und zu mobilen Geräten. Aber ich glaube nicht, dass das so schnell passiert wie viele Menschen glauben. Die Macht der Gewohnheit ist sehr stark. Wir glauben an die Zukunft digitaler Angebote, aber das wird alles Zeit brauchen. Vorderhand ist klar, dass es sehr viel mehr Möglichkeiten geben muss, um unsere Inhalte den Konsumenten schmackhaft zu machen.»