Ferrari illegal? Was die FIA zu den Vorwürfen sagt
Erfolg erzeugt Neid. Neid erzeugt böse Gerüchte. Ferrari ist in den letzten Wochen wiederholt unterstellt worden, mindestens in Grauzonen des Reglements zu arbeiten. Immer wieder ist die Legalität des Autos in Frage gestellt worden – in Sachen Ölverbrennung zur Leistungssteigerung; in Sachen Aerodynamik bei den Rückspiegeln am Halo, die mit Zusatzflügelchen versehen wurden; in Sachen Motorkennfelder, die eine gleichmässigere Anströmung des Heckflügels erlauben soll; in Sachen Nutzung der Batterie, wenn kurzfristig mehr Leistung zur Verfügung steht als 160 PS.
Der Standpunkt der FIA vor dem Monaco-GP: Der Ferrari ist wiederholt geprüft und letztlich für legal erklärt worden, alles Weitere ist Hörensagen und Mutmassung. Sebastian Vettel blieb ganz entspannt: «Gerüchte gibt es immer. Ich vertraue Ferrari. Ich vertraue darauf, dass wir das Richtige machen. Ich vertraue auch der FIA, dass sie eingreifen würde, wenn sie etwas sähe, das ihr nicht gefällt. Früher war das jedenfalls so. Ich gebe nichts auf Gerüchte. Vor vier Wochen wurden andere Mutmassungen herumgereicht, und in vier Wochen werden es wieder andere sein.»
Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting hat zusammen mit FIA-Chef Jean Todt am Samstag an einer kleinen Medienrunde mit britischen Kollegen teilgenommen. Dabei hält Whiting fest, zitiert von der Agentur Reuters: «Im Reglement steht, dass der Wettbewerber der FIA nachweisen muss – der Wagen ist zu jedem Zeitpunkt des Einsatzes reglementskonform. Das konnte Ferrari in Monaco tun.» Whiting gibt aber zu, dass in Baku gewisse Fragen aufgetaucht waren, welche die FIA von Ferrari beantwortet haben wollte. Es ging darum, dass Ferrari angeblich Mittel und Wege gefunden hatte, um kurzfristig mehr als die erlaubten 160 PS aus der Energierückgewinnung freisetzen konnte.
Whiting vermutet, ein Teil der Spekulation könnte dadurch entstanden sein, dass leitende Angestellte von Ferrari zu Mercedes gezogen sind. So wie Technikchef James Allison. Oder Motorenspezialist Lorenzo Sassi. «Die Angelegenheit wurde durch haltlose Spekulationen verschlimmert, die sich im Fahrerlager wie ein Steppenbrand verbreiteten.»
Whiting weiter: «Wir haben anhand der Daten im Rahmen des Baku-GP Einiges erkannt, das uns als erklärungswürdig vorkam. In Spanien dann sind seitens Ferrari Massnahmen ergriffen worden, welche zu verständlicheren Antworten geführt haben.»
Zwischen den Zeilen lässt sich das deuten als: Ferrari wurde mit der Hand an oder in der Keksdose erwischt und angewiesen, das bitteschön sein zu lassen. Wie genau Ferrari Batterieleistung an den üblichen Sensoren vorbeigeschmuggelt haben soll, bleibt im Dunkeln.
FIA-Chef Jean Todt: «Wenn andere Rennställe an der Legalität des Ferrari zweifeln, dann dürfen sie gerne protiestieren. Das wäre der saubere Weg – statt die Medien für seine Belange zu manipulieren.»
Ferrari hat zu den ganzen Vorwürfen nie Stellung genommen.