Quali in Sotschi: Bottas auf Pole, Ferrari geschlagen
Pole-Position für Valtteri Bottas
Mercedes ging als grosser Favorit in das Abschlusstraining zum Grossen Preis von Russland. Die Ferrari-Piloten hatten auch im dritten freien Training Probleme mit der Stabilität der Hinterachse gehabt, das Experiment mit einer umgebauten Hinterradaufhängung im Qualifying war schiefgelaufen: Hamilton war um sechs Zehntelsekunden schneller als Ferrari-Star Sebastian Vettel. Die grosse Frage vor der Quali: Würde Ferrari in den entscheidenden 60 Trainingsminuten eine Antwort gegen das ganz starke Mercedes finden?
Bei warmem Wetter, ein paar harmlosen Wolken und einer höheren Pistentemperatur als in jedem freien Training ging es los. DTM-Punkteleader Paul Di Resta wusste: «Bei Mercedes scheinen die jüngsten Verbesserungen am Wagen mehr gebracht zu haben als am Ferrari. Der Mercedes ist mehr im Einklang mit der Piste als der Ferrari.»
Ein Viertel des Startfelds ist strafenbelastet: Fernando Alonso (McLaren-Renault), Daniel Ricciardo und Max Verstappen (Red Bull Racing-Renault) sowie Pierre Gasly und Brendon Hartley (Toro Rosso-Honda) werden an den Schluss des Feldes rücken müssen.
Erste Wortmeldung von Sebastian Vettel: 1:33,534 min, Valtteri Bottas konterte gleich mit einer 1:33,170 min, damit war die Hackordnung aus dem freien Training zwischen Mercedes und Ferrari wieder hergestellt. Kimi Räikkönen robbte sich bis auf 171 Tausendstel an Leader Bottas heran.
Wo war Lewis Hamilton? Der Engländer brach seinen ersten Quali-Versuch ab, er war im letzten Pistensektor auf Fahrer getroffen, welche sich auf ihrer Aufwärmrunde befanden. Was möglich gewesen wäre, zeigte der erste Pistenteil: Fast drei Zehntel schneller als Bottas!
Die Chancen von Brendon Hartley wurden nicht grösser, als sich ein Teil vom Toro Rosso löste, es handelte sich um ein Luftleit-Element am Unterboden.
Endlich brachte Hamilton eine Runde zusammen: 1:32,825 min, neue Bestzeit. Damit lag der Vorsprung auf Vettel wieder bei jenen sechs Zehnteln wie im freien Training.
Die RBR-Fahrer Ricciardo und Verstappen zeigten mit den Rängen 3 und 4, was hier möglich wäre. Daniel Ricciardo: «Im Rennen können wir unter die ersten Sechs fahren.»
Out nach dem ersten Quali-Segment: Lance Stroll, Stoffel Vandoorne, Sergey Sirotkin, Fernando Alonso und Brendon Hartley. Der Neuseeländer hatte sich über Vibrationen rechts vorn beklagt. Sirotkin leistete sich beim letzten Versuch einen Dreher. Die gelben Flaggen in Kurve 9 verunmöglichten Hartley, seine Zeit zu verbessern, und auch Lance Strolls letzte Runde wurde davon verdorben.
Mercedes rückte zu Beginn des zweiten Quali-Segments mit ultraweichen Pirelli aus (violett markiert). Zur Erinnerung: Die Piloten müssen mit jenen Walzen ins Rennen gehen, mit welchen sie im zweiten Quali-Segment ihre schnellste Zeit fahren. Der Plan von Ferrari und Mercedes: Den Sprung in Quali 3 auf den ultraweichen Pirelli schaffen und so die Möglichkeit erhalten, mit den haltbareren Reifen ins Rennen zu gehen.
Die Fahrer von Red Bull Racing waren bereits ausgestiegen: Sie rücken zurück, eine weitere Teilnahme an der Quali würde nichts daran ändern, also lieber den Motor schonen und in Sachen Reifen mit aller Flexibilität ins Rennen gehen.
Die Hackordnung änderte sich nicht mit den ultraweichen Pirelli: Hamilton 149 Tausendstelsekunden vor Bottas, die Ferrari um 450 Tausendstel (Vettel) und 470 Tausendstel (Räikkönen) dahinter. Paul Di Resta: «Ferrari scheint kein Rezept gegen Mercedes zu finden.»
Die Renault-Fahrer Carlos Sainz und Nico Hülkenberg mühten sich trotz eines neuen Unterbodens ab, dann stiegen der Madrilene und der Deutsche aus: kein Einsatz in Quali 2. Hintergrund: Auf den Rängen 11 und 12 gibt es freie Reifenwahl. Die Leidtragenden waren die Fans, die viel zu wenige Autos zu sehen bekamen.
Reihenfolge nach Quali 2: Hamilton, Bottas, Vettel, Räikkönen, Leclerc, Grosjean, Ocon, Magnussen, Pérez und Ericsson. Anders gesagt: Ohne gefahren Runde out waren Verstappen und Ricciardo, Hülkenberg und Sainz, dazu Pierre Gasly.
Das bedeutete auch: Erstmals seit Monza 2015 konnte Marcus Ericsson unter die Top-Ten rücken. Und die favorisierten Piloten von Ferrari und Mercedes werden mit den ultraweichen Pirelli ins Rennen gehen.
Nachdem die Reifenwahl fürs Rennen unter den Spitzenleuten geklärt war, durften sich Hamilton, Bottas, Vettel und Räikkönen auf hyperweichen Pirelli austoben. Die Tifosi machten sich Mut: An den vergangenen fünf GP-Wochenenden hatte kein Pilot die Pole erobert, der in Quali 2 Schnellster gewesen war.
Valtteri Bottas entschied das erste Duell gegen Lewis Hamilton für sich: 1:31,528 min, ganze vier Tausendstelsekunden schneller als der Engländer! Sebastian Vettel lag um mehr als sechs Zehntel hinten. Paul Di Resta: «Ich wüsste nicht, wie Ferrari jetzt noch etwas aus dem Hut zaubern will.»
Und Bottas behielt das letzte Wort, damit ist der Finne in Sotschi noch nie von einem Stallgefährten geschlagen worden: Pole zum Grossen Preis von Russland, 145 Tausendstel vor Lewis Hamilton, Ferrari in der zweiten Startreihe, mit Vettel vor Räikkönen.
Der letzte Lauf von Hamilton war verpatzt: Fahrfehler in Kurve 7.