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Mattia Binotto (Ferrari): «GP ohne Tifosi – seltsam»

Von Rob La Salle
Mattia Binotto im September 2019 in Mailand mit Charles Leclerc und Sebastian Vettel

Mattia Binotto im September 2019 in Mailand mit Charles Leclerc und Sebastian Vettel

​Italien feiert am 2. Juni die Gründung der Republik, die aufs Jahr 1946 zurückgeht. Daher hat Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zur Feder gegriffen. Zur kommenden WM sagt er: «GP ohne Tifosi, das wird seltsam.»

Die Republik Italien ist an diesem 2. Juni 2020 74 Jahre alt geworden, aber wegen der Coronakrise kann von rauschenden Festen keine Rede sein. Der Geburtstag des Landes wird in kleinem Rahmen und eher besinnlich begangen. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ist von den Kollegen der Gazzetta dello Sport gebeten worden, ein paar Zeilen zu schreiben, und das passt ganz gut – schliesslich hatte Ferrari im vergangenen Februar das neue Modell SF1000 im Stadttheater von Reggio Emilia präsentiert, in jener Stadt also, in welcher vor 223 die dreifarbige italienische Flagge entstand (die Tricolore).

Mattia Binotto schreibt: «Sport ist unsere Leidenschaft und ein wichtiger Teil unseres täglichen Lebens. Wenn das sportliche Leben wieder erwacht, dann ist das ein Zeichen des Optimismus, ein markanter Moment, ein weiterer Schritt Richtung Normalität. Wir haben zwei spezielle Monate hinter uns, für viele schwierig und schmerzhaft, zwei Monate, in welchen unsere üblichen Gewohnheiten erschüttert worden sind.»

«Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich diese lange Periode der Isolation mit meiner Familie verbringen konnte. Ich hatte die Möglichkeit, meine Arbeit fortzusetzen, wenn auch von Zuhause aus. Für mich persönlich ergab sich die Gelegenheit, die Reihenfolge meiner Prioritäten zu überdenken und darüber zu reflektieren, was mich diese Unterbrechung des normalen Lebens lehren sollte.»

«Mir ist etwa bewusst geworden, dass sich Dinge anpacken lassen, die zuvor zu kurz gekommen sind, dass ich mein Leben besser organisieren kann, dass ich mehr aus meiner Zeit schöpfe, wenn ich den Tag von Oberflächlichem entrümple. Man muss sich auf das Wesentliche besinnen, dann lässt sich auch mal etwas zu Ende bringen.»

«Im Lockdown sind wir durch das Internet mit unseren Kollegen verbunden geblieben. Das war wichtig in einer heiklen Phase, in welcher es nicht nur um die Zukunft unseres Rennstalls ging, sondern des ganzen Sports. Es war nicht ganz einfach, gewisse Weichen für die Zukunft zu stellen, aber ich glaube, Ferrari hat hier mit einem hohen Mass an Verantwortung gehandelt; Verantwortung unseren Mitarbeitern und dem Motorsport gegenüber, wenn das gemeinsame Wohl über die Interessen Einzelner gestellt werden muss.»

«Die Technik hat es erlaubt, mit den Menschen in Kontakt zu bleiben. Dennoch fehlten mir die persönlichen Begegnungen im Werk – im Büro, am Prüfstand, in der Fertigung. Das ist einfach anders als vor einem Computerschirm zu sitzen. Nun ist auch das Leben im Ferrari-Werk wieder erwacht, und auch wenn noch immer viele Mitarbeiter Home-Office machen, ist es schön, wieder mehr Leute zu sehen.»

«In ungefähr einem Monat gehen wir wieder auf die Rennbahn, wenn in Österreich eine wirklich eigenartige Saison beginnt. Wir fahren dann acht Mal in Europa, ohne Publikum und mit einem sehr strengen Sicherheitsprotokoll, um die Gesundheit des Formel-1-Fachpersonals zu garantieren. Ein Grand Prix ohne Tifosi auf den Tribünen, das wird seltsam. Aber wir freuen uns darauf, endlich wieder machen zu dürfen, was wir lieben, und die Motoren dröhnen zu hören.»

«Wenn Italien an diesem Tag feiert, so dürfen wir als Ferrari stolz darauf sei, unser Land in der Welt zu vertreten. Wir hoffen, dass wir unseren Landsleuten bald viel Freude bereiten und etwas mithelfen, diese schwierigen Monate zu vergessen.»

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