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Robert Kubica: «Warum tue ich mir das noch an?»

Von Andreas Reiners
Robert Kubica

Robert Kubica

Für Robert Kubica wird es ein besonderes Jahr, eine besondere Saison. Und das nicht nur wegen der Coronavirus-Pandemie. Die hat dem Polen sogar ein etwas entspannteres Programm beschert.

Denn eigentlich hätte das Doppelprogramm aus Formel 1 und DTM dafür gesorgt, dass er kaum Zuhause ist. «Manchmal habe ich auf den Kalender geschaut und mir gedacht: 'Das ist zu viel'. In manchen Monaten wäre ich nicht einmal zwei Tage Zuhause gewesen», sagte er.

«Es hätte Phasen mit elf Rennwochenenden hintereinander gegeben. Dann ein freies Wochenende und anschließend wieder vier oder fünf Wochenenden in Folge. Ich muss fast lachen, wenn ich daran denke, dass ich darüber nachgedacht habe, dass es zu viel sein könnte.»

Als Ersatzfahrer für Alfa Romeo geht es am 5. Juli in Spielberg los, die DTM startet am 1./2. August in Spa, wobei es mehrere Überschneidungen zwischen Formel 1 und DTM gibt, wobei die Tourenwagenserie dann Vorrang hat.

Deshalb ist die Frage nicht ganz unberechtigt. Kubica stellte sie sich bei den DTM-Testfahrten am Nürburgring dann auch gleich mal selbst: «Warum tue ich mir das mit 35 Jahren noch an?».

Endlich wieder Herausforderungen

Klar, ein Scherz, denn die Antwort ist ziemlich klar: Weil der Pole Herausforderungen liebt. Weil er nach seinem schweren Rallye-Unfall 2011 lange nicht auf höchstem Niveau fahren konnte. Und weil er deshalb zeigen will, was er noch drauf hat.

Doch als DTM-Rookie muss er «noch vieles herausfinden», wie er zugab. «Ich habe in der Formel 1 zum Beispiel viele stehende Rennstarts gemacht. Aber mit dem Fuß auf der Kupplung war das letzte Mal vor 17 Jahren. In der DTM lerne ich nicht von null an, aber die Erfahrungen aus anderen Kategorien helfen nicht sehr viel», sagte er.

Er kam am Nürburgring die ganze Zeit zum Fahren, da er sich das Auto des BMW-Kundenteams ART mit keinem anderen Piloten teilen musste. Er absolvierte 541 Runden beziehungsweise 1.963,289 Kilometer.

Viele Kilometer sind wichtig für einen Rookie und eine gute Voraussetzung, um in den Rhythmus zu finden. Das ist aber nicht genug. «Es gibt nicht diese eine Zutat oder Komponente, die hervorsticht, um konkurrenzfähig zu sein. Du musst alles im Griff haben. Wenn das Feld sehr eng zusammen ist, zählt jedes kleine Detail», sagte Kubica.

Wie zum Beispiel das Format, «das ist ziemlich einzigartig. Am Samstagmorgen kennst du die Streckenbedingungen nicht, musst aber sofort ins Qualifying», sagte er. Manche Strecken kennt er nicht oder ist lange nicht mehr dort gefahren. «Alle diese kleinen Dinge haben großen Einfluss auf die Performance.»

Das Problem, das viele Vorgänger aus der Formel 1 auch hatten: «Wenn du ein Rookie bist, ist es oftmals schon zu spät, bis du etwas verstanden hast. Dann ist das Wochenende schon vorbei. Das ist der Preis, den du als Rookie bezahlst. Viele Fahrer sind hier schon lange dabei und deshalb ist es für Rookies schwierig, von Beginn an gut zu sein.»

DTM sehr komplex

«Die DTM ist sehr komplex und viele Faktoren verändern sich von Tag zu Tag oder von Session zu Session oder sogar während einer Session. Weiß man einmal, wie sich die Reifen in den verschiedenen Bedingungen, geht es darum, Fehler zu vermeiden. Das müssen wir herausfinden. Wir benötigen ein bisschen Glück, wir müssen geduldig sein und können nicht erwarten, sofort auf dem Level der erfahrenen Teams und Fahrer zu sein.»

Hinzu kommt das Auto selbst, das Kubica immer noch kennenlernt. «Der BMW M4 DTM ist ganz anders als ein Formel-1-Auto, die Autos sind sehr empfindlich aufgrund der Reifen und der Aerodynamik. Es wäre falsch, zu sagen, dass es sich um einen klassischen Tourenwagen handelt. Es fühlt sich an wie ein Formelauto. Die DTM-Autos sind einzigartig, ein Mix aus allem. Es ist vom Gewicht her nicht das am leichtesten zu fahrende Auto, aber die Aero kompensiert das höhere Gewicht. Und es ist alles anderes als einfach, das Maximum herauszuholen.»


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