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Formel-1-Logistik in Corona-Zeiten: Normal ist anders

Von Rob La Salle
​Es ist eine Herkules-Aufgabe, die Grand-Prix-Renner rund um die Welt zu WM-Läufen zu schicken. Fachleute von Mercedes-Benz erklären, was sich in Corona-Zeiten für sie alles geändert hat.

Die Logistik hinter der Abwicklung eines WM-Laufs der Formel 1 ist gewaltig, seitens des Veranstalters und auch seitens der Rennställe. Aber was ändert sich für die zehn GP-Teams alles vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie? Mercedes-Benz gestattet einen Blick hinter die Kulissen.

Karl Franson ist Chef-Logistiker der sechsfachen Weltmeister von Mercedes. «In den vergangenen zwei Wochen hängte ich so gut wie ununterbrochen am Telefon mit unseren Logistikpartnern, weil sich ständig alles ändert. Der Kalender wurde sehr spät definiert, zum Glück bleiben wir für den ersten Teil der WM in Europa. Wir beginnen mit drei Rennen in Folge, aber aus logistischer Sicht sind es für uns eigentlich nur zwei – weil wir auf dem Red Bull Ring zwei Läufe fahren und dann fünf Stunden lang nach Budapest reisen.»

«Was das Einrichten der Box angeht und den Abbau, wenn wir einen GP-Schauplatz verlassen, so hat sich wenig geändert. Wenn wir in Österreich Quali und Rennen fahren, dann befinden sich Leute von uns bereits am Hungaroring, um alles für den WM-Lauf von Ungarn vorzubereiten. Das bedeutet: Wenn der grösste Teil der Mannschaft am Sonntagabend und Montag Richtung Ungarn weiterzieht, kommen sie an eine Rennstrecke, an welcher die Box eigentlich fixfertig eingerichtet sein sollte.»

«Die Spezialisten für den Aufbau der Box reisen nach erledigter Arbeit am Hungaroring unverzüglich ab, um in Silverstone die gleiche Arbeit zu erledigen.»

Geändert hat sich die Art und Weise, wie Kraftstoff und Reifen geliefert und übernommen werden. Karl Franson weiter: «Benzin würde eigentlich bis zur Box geliefert, und wir würden unsere Jungs zu Pirelli schicken, um die Walzen in Empfang zu nehmen. Das ist alles anders. Wir werden einen Ort haben, an dem Sprit und Reifen deponiert und dann von uns abgeholt werden – wir haben also so wenig direkten Kontakt wie möglich.»

Auch das Reisen ist in Corona-Zeiten komplett anders, wie Joanna Jones weiss, welche die Reisen von Mercedes-Benz organisiert. Sie sagt: «Normalerweise würden wir Linie fliegen, um zu den GP-Schauplätzen zu gelangen. Nun jedoch konzentrieren wir uns auf Charterflüge. Was den Weg von Österreich nach Ungarn angeht, so werden wir den per Auto zurücklegen. Alle diese Massnahmen zielen darauf, den Kontakt zu anderen Menschen zu minimieren.»

«Die grösste Herausforderung besteht in den ganzen Reise-Einschränkungen. Die Vorschriften in den verschiedenen Ländern ändern sich beinahe täglich. Wir planen in einem normalen Jahr mit einem Vorlauf von Monaten, das ist auf Wochen geschrumpft. Wir ahnten beispielsweise, dass Charter-Flugzeugen sehr gefragt sein würden, also mussten wir früh genug entsprechende Maschinen organisieren.»

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