HRT muss raus aus dem Teufelskreis
Christian Klien in Abu Dhabi
Für Timo Glock, Jerome D`Ambrosio und Vitaly Petrov ist die Sache durch, sie konnten beruhigt Weihnachten feiern, den alle drei haben ihr Cockpit für die kommende Saison sicher.
Doch mit ihren Unterschriften haben sich viele Hoffnungen anderer Piloten zerschlagen. Deren letzte Rettungsanker heissen nun Force India und HRT. Beim in Silverstone beheimateten Rennstall Force India allerdings sind die externen Hoffnungen gering. Adrian Sutil, Vitantonio Liuzzi, Paul Di Resta und Nico Hülkenberg, das dürften die vier Piloten sein, die sich um die beiden Cockpits streiten.
Ganz anders hingegen die Lage bei HRT. Dort ist die Fahrerfrage völlig offen, Überraschungen sind dort wahrscheinlichen. Die Spanier haben ein gewaltiges Problem. Wenn Dr. Colin Kolles sagt, die Piloten seien an den wenigen Fortschritten im vergangenen Jahr mit schuld, dann hat er damit nicht unrecht. Wenn jedoch ein neues Team nur unerfahrene Fahrer gemessen an deren Mitgift einstellt, darf man sich nicht wundern, wenn, erst recht im Zeitalter des Testverbotes, aus dem Cockpit nur wenig Impulse zur Weiterentwicklung kommen.
HRT steckt in einem Teufelskreis. Die Finanzen sind knapp, man braucht Fahrer mit Budget. Doch die Piloten mit dem meisten Geld sind eben zu Recht Pay-Driver. Ohne qualitativ hochwertige Piloten aber bleibt das Abo für die beiden letzten Startplätze bestehen. Vor zwölf Monaten ging es nur darum, das Team an den Start zu bringen. Dies ist geschehen, wofür man vor allen Beteiligten nur den Hut ziehen kann. Doch will sich HRT in der Formel 1 etablieren, müssen sie aus diesem Teufelskreis nun ausbrechen.
Das Problem ist der Teamführung bekannt. Dort hat man auch gelernt, dass Piloten wie Yamamoto zwar kurzfristig helfen, die Rechnungen zu bezahlen, aber ansonsten das Team nicht weiterbringen. Deshalb wird es noch dauern, bis dort die Fahrer verkündet werden. «Bis zum Januar werden wir nichts bekannt geben» so Team-Inhaber Jose Ramon Carabante gegenüber der spanischen Zeitung «Marca» vor einigen Tagen.
HRT wird alles dransetzen, in dieser Zeit möglichst viele Team-Sponsoren zu finden. Desto mehr Geld direkt über das Team reinkommt, desto besser sind die Chancen für einen Fahrer wie Christian Klien. Der hat viel Erfahrung als Testfahrer, kennt das Team und konnte bei seinen wenigen Einsätzen bei HRT 2010 einige Impulse setzen. Und, was auch wichtig ist: Für Klien wäre HRT keine Notlösung wie für manch anderen Piloten, sondern ein erstrebenswertes Ziel. Insofern wäre der Vorarlberger von den verfügbaren Piloten die logische Wahl. Sinn macht dies jedoch sowohl für Team als auch Fahrer nur als Stammpilot für die gesamte Saison. Doch es ist eben alles eine Frage des Geldes.