Danner: «Vettel fährt das nach Hause!»
Pirelli bleibt ein bestimmender Faktor. Vorteil Button?
Das Fahrerlager des «Shanghai International Circuit» – in seiner Weite einer Wüste gleich. Da kommt einem ein kühler Schluck Danner gerade Recht …
Der stärkste Eindruck von RTL-Formel-1-Experte Christian Danner: «Eine ganz souveräne Leistung von Weltmeister Sebastian Vettel, und das anhaltend. Und gleichzeitig klebt seinem Stallgefährten Mark Webber das Pech an den Füssen. Dabei sollte keiner vergessen, dass dass anfangs 2010 fast umgekehrt war! Aber bei Seb läuft derzeit alles rund, und wenn man im GP-Sport mal einen Lauf hat, ist man kaum aufzuhalten. Genauso wie es oft schwierig ist, sich aus einem Wellental hochzustrampeln.»
Dann beginnt Danner zu schmunzeln: «Man sollte sich bekanntlich nicht selber loben, aber mit meinen Prophezeihungen vor der Saison bin ich eigentlich ganz zufrieden – ich sah McLaren als härtester Verfolger eines sehr starken Red Bull Racing-Rennstalls, und ich sah Toro Rosso und Sauber als Überraschungen im Mittelfeld. Wenn ein Toro Rosso nur wenige Zehntel hinter einem Ferrari liegt, dann kann ich nur den Hut ziehen. Oft verschwindet viel hinter Red Bull Racing und McLaren in einer Art Mittelfeldbrei, und das ist schade. Daher weise ich gerne auf solch gute Leistungen hin.»
Auch für den Münchner war das Ende von Q2 ein Schlüsselmoment dieses Abschlusstrainings, als ein ganzer Schnellzug auf die Bahn hinausratterte, um in der Eile von 122 Sekunden eine Aufwärmrunde hinzukriegen und sich für die schnellsten Zehn zu qualifizieren. Es war abzusehen, dass das nicht alle schaffen würden, und das liegt wieder einmal an den Reifen.
SPEEDWEEK-Kolumnist Danner: «Ich fand zunächst mal Rosberg bewundernswert, der auf Pérez aufgelaufen ist, dennoch aber den vierten Startplatz herausfahren konnte. Schumacher hat das Auto auf der Hinterachse überbremst. Ob da die Bremsbalance nicht optimal eingestellt war, etwas mit KERS nicht perfekt lief oder es schlicht ein Fahrfehler war, war aus den Bildern nicht zu sehen – ich will dem Rekord-Champion nicht Unrecht tun.»
«Das Hauptproblem an diesem letzten Einsatz war die Zeit: die meisten Piloten, vielleicht mit Ausnahme der Ferrari-Fahrer, waren dazu gezwungen, eine für die Charakteristik des Reifen auf ihrem Auto zu schnelle Aufwärmrunde zu fahren. Eine Alternative gab es nicht, wenn du Abstand schaffen willst, überholt dich der nächste. Es war sehr einfach, da etwas falsch zu machen.»
«Renault hat verpokert – man hätte Heidfeld früher rausschicken müssen. Nicht weil Petrov stehenblieb, die rote Flagge provoziert und damit zu diesem Sturmlauf zum Schluss zwang. Hätte man vorausschauender gearbeitet, wäre Nick gar nicht in diese Zwangslage gekommen. Es gibt Strecken, die gegen Ende wesentlich schneller werden. Shanghai gehört nicht dazu. Man hätte nicht so lange warten müssen. Auch deshalb nicht, weil die Pirelli-Reifen dazu beitragen, dass Strecken nicht schneller werden. Ich hätte da mit mehr Sicherheit gespielt, aber das werden die Renault-Jungs inzwischen auch wissen.»
Was sagt der Bauch für den Renntag?
Danner: «Wenn Vettel beim Start nicht zurückfällt und das Rennen einigermassen regulär verläuft, dann fährt er einen Sieg nach Hause. Und ich sehe Button aufgrund seiner Fähigkeiten als Reifen-Flüsterer über die Renndistanz vor Hamilton.»