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Ferrari-Pilot Carlos Sainz: «Früher war ich naiv»

Von Mathias Brunner
Der Spanier Carlos Sainz ist an diesem 1. September 28 Jahre alt geworden. In der GP-Saison 2022 hat er ein weiteres Zwischenziel seiner Formel-1-Karriere abgehakt – Sieg in Silverstone.

Feliz cumpleaños, Carlos Sainz: Der spanische Ferrari-Fahrer ist am 1. September 28 Jahre alt. Der Sohn des gleichnamigen Rallye-Weltmeisters gibt zu, dass er sich hin und wieder in den Arm zwicken muss, um zu merken – das alles passiert wirklich.

Der 154-fache GP-Teilnehmer blickt zurück: «Mit 17 Jahren war ich naiv-optimistisch. Ich war komplett davon überzeugt, dass ich es spielend in die Formel 1 schaffen würde. Erst später wurde mir klar, wie schwierig das ist. Wenn mir damals einer gesagt hätte, dass ich eines Tages in einem Ferrari sitze, dann hätte mich das glatt aus den Socken gehauen.»

Carlos Sainz senior (60), Rallye-Champion 1990 und 1992 sowie dreifacher Dakar-Sieger, sagte nach der Vertrags-Unterzeichnung seines Sohnes bei Ferrari: «Carlos wird alle Tifosi überraschen. Ich habe immer an sein Talent geglaubt, und bisweilen konnte ich ihm auf seinem Weg helfen. Manchmal hat der Name Sainz geholfen, manchmal nicht. Ich weiss, wie hart er dafür gearbeitet hat, seine Ziele zu erreichen. Dass er es so weit gebracht hat, macht mich als Vater sehr stolz.»

Sainz senior behielt Recht: Im ersten Ferrari-Jahr 2021 belegte Sainz den fünften WM-Schlussrang, damit liess er Charles Leclerc hinter sich. 2022 tat sich «Chili» schwerer – Leclerc kam mit den Handling-Eigenschaften des 2022er Flügelautos besser zurecht als Sainz. Erst im Frühsommer fand Carlos zur alten Form zurück, in Monaco hätte er gewinnen müssen, wenn Ferrari strategisch geschickter vorgegangen wäre, in Kanada musste Weltmeister Max Verstappen sein ganzes Können aufbieten, um Sainz hinter sich zu lassen, in Silverstone war es dann so weit – erster Grand-Prix-Sieg des Madrilenen!

Sainz erinnerte sich: «Im Jahre 2010 holte ich in Silverstone in der Formel BMW meine ersten Pole-Position im Autosport und gewann anschliessend das Rennen. Nun ist mir das Gleiche in der Formel 1 gelungen. Ich bin überglücklich.»

Nur Sergio Pérez musste in der Formel 1 länger auf den ersten Sieg warten (190 Rennen) als Sainz: Im 150. Anlauf hat es für den Ferrari-Fahrer endlich geklappt. Sainz ist der 112. Sieger in der Formel 1 seit 1950, der erste neue Sieger seit Esteban Ocon in Ungarn 2021.

Sainz ist der zweite Fahrer aus Spanien, der in der Formel 1 gewinnen kann (nach 32 Siegen von Fernando Alonso), es ist der zwölfte Podestplatz in der Formel 1 von Sainz, dazu der 241. Erfolg von Ferrari in der Formel 1 und der dritte Saisonerfolg nach den Siegen von Charles Leclerc in Bahrain und Australien.
Sainz sagt: «Das ist ein Tag, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde! Noch ist es nicht ganz eingesunken, was eben passiert ist. Mit Ferrari auf einer Bahn wie Silverstone zu gewinnen, das ist wirklich ein Traum, der wahr geworden ist.»

Carlos Sainz junior hat das Motorsportgen seines Vaters geerbt. «Aber ich wusste von klein auf, dass ich Formel 1 fahren wollte, nicht Rallyes wie Papa.»

Lange war Carlos Sainz junior nicht klar, wie berühmt sein Vater ist. «Ich weiss noch, wie vor sechzehn Jahren ganze Strassenzüge mitten in Madrid abgesperrt wurden, weil ein wildgewordener Fahrer mit einem Citroen Xsara WRC Kringel drehte. Tausende von Fans feierten meinen Vater für seine grandiose Rallyekarriere, und es war der perfekte Abschied vor eigenem Publikum. An diesem Tag wurde mir klar, wie populär mein Vater wirklich gewesen ist. Ich war damals elf Jahre alt, und die Eindrücke sind auch heute noch so präsent, als wäre alles erst gestern passiert.»

«Damals gab es die ganzen sozialen Netzwerke nicht, und es war nicht so einfach, den Rallyesport zu verfolgen. Ich wusste, dass mein Vater ein sehr guter Fahrer war und dass er einige Rallyes gewonnen hatte, aber wenn er nach Hause kam, dann haben wir uns über Anderes unterhalten – über die Schule oder Fussball. Sein Job kam kaum zur Sprache. Als ich dann mit meiner Familie bei dieser Feier stand, und die Leute haben seinen Namen gerufen, dann war das wie ein Schock.»

«Davon ausgehend habe ich versucht, mehr über seine Karriere zu erfahren, ich habe jedes Video angeschaut, das ich finden konnte. Und auf einmal habe ich die Welt meines Vaters entdeckt», so Carlos auf der offiziellen Formel-1-Seite. Sainz senior gewann 26 Rallye-WM-Läufe, dazu die berühmte Dakar 2010, 2018 und 2020.

Der junge Carlos weiter: «Ich habe Vater mit Fragen gelöchert, und er hat geduldig alle beantwortet. Ich hing an seinen Lippen. Ich wollte auch ein Fahrer sein, ich wollte so sein wie er. Zu jener Zeit hatte ich begonnen, Kartrennen zu fahren. Weil Papa ständig auf Achse war, schleppte mich mein Onkel auf die Kartbahn. Als Vater dann den Helm an den Nagel hängte, hat er mich um die ganze Welt begleitet. Wir haben unzählige Stunden geredet, in Flugzeugen, in Mietwagen, im Hotel. Wir sind so stark verbunden, weil er in meinem Leben mehrere Rollen übernommen hat.»

«Zunächst mal ist er mein Vater, und einer, der von einem Sohn ziemlich viel verlangt! Er hat mir eröffnet: Ich darf meine Kartkarriere nur weiterverfolgen, wenn ich meine Examen bestehe. Internationale Karteinsätze waren schon damals teuer, und ich durfte nur unter der Bedingung weitermachen, dass meine Leistungen in der Schule stimmen.»

«Dann war er auch mein Manager. Er gab mir so viele Ratschläge, wie ich mich als Profi zu verhalten habe, alles basierend auf seiner reichen Erfahrung. Ich darf mich glücklich schätzen, auf dieses Wissen zugreifen zu können.»

«Und er ist auch mein Freund. Wir necken uns die ganze Zeit. Jeden Sport, den ich mache, habe ich dank ihm entdeckt – Tennis, Skilaufen, Jogging, Squash, Wasserski. Es war ihm wichtig, dass ich ein vielseitiger Athlet bin.»

«Ich finde es noch immer witzig, dass ich mich dann in die Formel 1 verliebt habe und nicht in den Rallyesport. Mein Vater nahm mich zum Grossen Preis von Spanien 2005 mit, wo ich Fernando Alonso kennenlernte, und damit war es um mich geschehen. Papa war immer ein grosser Formel-1-Fan, und ich bin überzeugt, wenn es anders gekommen wäre, dann hätte auch er eine Karriere im Formelsport versucht.»


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