Willkommen am Nürburgring!
Die Zeit ändert sich, die Leidenschaft bleibt.
Der Nürburgring lässt keinen kalt.
Nicht übertrieben sommerliche 14 Grad zeigt das Thermometer; wenn wir aus dem Fenster des Presse-Saals gucken, entdecken wir ein schönes Beispiel von Eifeler Niesel, schüchternen Aufhellungen im Westen stehen neue Wolkenschiffe im Osten gegenüber.
Aber der Mensch, grundsätzlich ausgerüstet mit einem ausgeprägten Jammer-Gen, ganz besonders wenn es ums Wetter geht, hält hier inne, atmet einmal ganz tief würzige Waldluft ein und beginnt zu lächeln: Ein Blick auf die Nürburg dazu genügt, um endgültig jeden Anflug jener Laune zu vertreiben, die eigentlich zum Regenwetter passen würde.
Geradezu verzückt die Miene jener, die sich gegenwärtig auf der legendären Nordschleife von Bernd Mayländer und Markus Winkelhock chauffieren lassen. Für diese Mercedes-Passagiere stellt sich die klassische Bond-Martini-Frage nicht – sie sind gerührt UND geschüttelt.
So trübe die wirtschaftliche Situation der Traditions-Rennstrecke von einigen gemalt wird, so viele freundliche Gesichter begrüssen uns: Statt überteuerter Hotelpaläste (mit unfreundlichen Grüssen nach Arabien) schlafen die meisten Besucher hier in gemütlichen Pensionen, geführt von warmherzigen Menschen, nicht von Gewinn-orientierten Managern. Da fühlt sich jeder als Herr der Ringe (alte und neue Strecke).
Vielleicht liegt ein Teil der Faszination auch in der Tatsache, dass wir uns hier aufs Wesentliche konzentrieren: keine Yachten, keine Schickimicki-Parties, kein hohler Glamour – nur reiner Rennsport, wie schön.
«Im Wechsel allein liegt das Beständige», antwortet der Tor-Wächter, als wir ihn fragen, wo dieses Jahr bitteschön unser Parkplatz fürs Redaktions-Fahrzeug liege. Nach milder Verblüffung über diesen schönen philosophischen Ansatz wird klar: egal, ob die Erlebniswelt am Ring nun eine clevere Idee ist oder ein Auswuchs von Grössenwahn – an der Faszination für den Nürburgring kann das nichts ändern. Und deshalb gehört dieses Rennen auch weiterhin in den Kalender.
Grand-Prix-Austragungsorte wie dieser erinnern uns daran, worin die Formel 1 gründet – in einer tiefen Tradition, die unantastbar bleiben muss. Wenn wir entlang der Döttiger Höhe am Morgen Richtung Presse-Parkplatz fahren, im Wissen, dass wenige Meter rechts von uns einst Rosemeyer und Carracciola und Fangio und Clark entlang gepfiffen sind, dann stellen sich einem unweigerlich die Nackenhaare auf.
Dieses Gefühl allein ist eine Reise in die Eifel wert.