FP3 Baku: Russell 1., Verstappen 5., Bearman-Crash
Drittes Baku-Training: Bestzeit für George Russell
Die Formel-1-Fahrer und ihre Ingenieure stehen in Baku gleich mehrfach vor einer kniffligen Aufgabe. Erstens gilt es den besten Kompromiss zu finden aus Abtrieb für die langsamen Pistenteile des Strassenkurses und Windschlüpfigkeit für die schnellen.
Zweitens entwickelt sich die Bahn ständig, und mit mehr Gummi auf der Ideallinie verbessert sich die Haftung der Reifen.
Drittens findet das dritte freie Training nicht zu jenen Bedingungen statt wie die Quali vom 14. September und das Rennen vom 15. September, Pistentemperatur und Lichtverhältnisse sind anders.
Der langjährige GP-Pilot Alexander Wurz weiss: «Das Knifflige ist, sich von den Pistenverhältnissen nicht in die Irre führen zu lassen. Will heissen – nicht zu sehr auf den Ist-Zustand der Strecke zu reagieren, wie etwa im dritten Training, sondern vielmehr zu erahnen, wie sich die Bedingungen in der Quali präsentieren werden; und entsprechend beim Set-Up vorzugehen.»
Das vierte Problem auf dem sündhaft schnellen Strassenkurs von Baku: Fehler werden sofort bestraft. Eine geringe Fehleinschätzung, schon tuschiert ein Pilot die Pistenbegrenzung, ein kleiner Verbremser, schon steckt die Fahrzeugnase in einer TecPro-Barriere. Ein heftiger Unfall im dritten freien Training liegt nicht drin, denn schon ab 14.00 (unserer Zeit) geht es in die Quali.
Mit einem fünften Problem befassen wir uns später: Erstmals findet der Aserbaidschan-GP nicht im April oder Juni, sondern im September statt. Die Sonne steht gegen Abend in Baku tiefer, und das erzeugt Sichtprobleme für die Fahrer. Als ob die Licht- und Schattenwechsel auf dem Strassenkurs nicht schon knifflig genug wären.
Das dritte Training begann bei 26 Lufttemperatur, die Bahn 31 Grad warm, also weniger warm als am Freitag, Regenwahrscheinlichkeit bei immerhin 30 Prozent, vor dem dritten Training fielen sogar ein paar Tropfen. Merkwürdigerweise heute kaum Wind.
Unter den Augen von Hollywood-Star Will Smith (vor dem Training zu Gast bei Ferrari-Pilot Carlos Sainz) stellte der zweifache Baku-Sieger Sergio Pérez nach einer ersten Pisteninspektion fest: «Die Bahn ist feucht.»
Eine ganz Weile lang passierte auf der Bahn – wenig.
In dieser Phase begnügten sich die sieben Piloten auf der Bahn mit dem Anfahren von Reifen für späteren Gebrauch. Das beugt dem gefürchteten Körnen vor, wenn sich auf der Reifenoberfläche kleine Gummikügelchen bilden und sich das Fahren wie auf Eis anfühlt.
Nach 15 Minuten gelbe Flagge, dann rot: Der Alpine-Rennwagen von Esteban Ocon war stehengeblieben, zwischen den Kurven 17 und 18. Wieder ein Antriebsproblem für den GP-Sieger, in dessen Auto schon am Freitag der Motor gewechselt werden musste.
Nach zehn Minuten Pause ging es weiter, unter weiteren Tropfen, aber erst nach einer halben Stunde erlebten die Fans die erste gezeitete Runde – von McLaren-Fahrer Oscar Piastri.
Die Fahrer rückten mit weichen Pirelli-Reifen aus – Max Verstappen übernahm die Spitze vor Ferrari-Ass Carlos Sainz, Baku-Spezialist Pérez und Charles Leclerc im zweiten Ferrari. Die Piste wurde rasant schneller, daher auf einmal die beiden Williams-Piloten vorne, Alex Albon vor dem Argentinier Franco Colapinto, die Autos im 1:44er Bereich.
Dann wieder gelbe Flagge, dann rot: Dieses Mal erwischte es Haas-Fahrer Oliver Bearman – Pistenbegrenzung tuschiert in der ersten Kurve nach einem Verbremser, der Engländer versuchte noch, es in den Notausgang zu schaffen, aber er rutschte geradeaus in die TecPro-Barriere. Oliver am Funk: «Ich bin solch ein Idiot!»
Die Haas-Mechaniker werden in der Pause bis zur Qualifikation (ab 14.00 Uhr) mindestens die Aufhängung links vorne ersetzen müssen.
Durch den Bearman-Patzer konnten dessen Landleute Lewis Hamilton und Lando Norris ihre schnelle Runde nicht zu Ende fahren. Dieses Mal dauerte die Zwangspause sechs Minuten.
Nach 40 Minuten setzte sich Verstappen-Jäger Lando Norris an die Spitze, bald unterboten von Leclerc und dem verblüffenden Albon. Max Verstappen rückte vor auf P2, 129 Tausendstel hinter dem Ferrari von Monza-Sieger Leclerc, dann Pérez ganz vorne, seinerseits 66 Tausendstel vor Leclerc, der Mexikaner wie immer in Baku bärenstark. Kurz darauf neue Bestzeit von Oscar Piastri, dann P2 für Rekord-Champion Lewis Hamilton.
Das letzte Wort aber hatte Mercedes-Fahrer George Russell – Schnellster im dritten Training.
Der Eindruck vom ersten Trainingstag erhärtet sich: Red Bull Racing ist stärker als in Monza, wir erleben in Baku einen Mehrkampf um die Spitze zwischen McLaren, Red Bull Racing, Ferrari und Mercedes. Und Lando Norris hat die Abstimmungsprobleme vom Freitag offenbar gelöst, Drittschnellster hinter Russell und Leclerc.
3. Training, Baku
01. George Russell (GB), Mercedes, 1:42,514 min
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:42,527
03. Lando Norris (GB), McLaren, 1:42,737
04. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:42,749
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:42,862
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:42,968
07. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:43,024
08. Alex Albon (T), Williams, 1:43,194
09. Franco Colapinto (RA), Williams, 1:43,238
10. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:43,301
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:43,474
12. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:43,503
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:43,571
14. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:43,870
15. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:44,150
16. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:44,164
17. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:44,187
18. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:44,869
19. Esteban Ocon (F), Alpine, ohne Zeit
20. Oliver Bearman (GB), Haas, ohne Zeit
2. Training, Baku
01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:43,484 min
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:43,490
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:43,550
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:43,950
05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:43,983
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:44,029
07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:44,093
08. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:44,475
09. George Russell (GB), Mercedes, 1:44,536
10. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:44,547
11. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:44,645
12. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:44,683
13. Alex Albon (T), Williams, 1:44,737
14. Franco Colapinto (RA), Williams, 1:44,749
15. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:44,785
16. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:45,056
17. Lando Norris (GB), McLaren, 1:45,156
18. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:45,391
19. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:45,810
20. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:45,947
1. Training, Baku
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:45,546 min
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:45,859
03. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:45,922
04. Lando Norris (GB), McLaren, 1:46,027
05. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:46,173
06. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:46,282
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:46,452
08. George Russell (GB), Mercedes, 1:46,516
09. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:46,608
10. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:46,687
11. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:46,973
12. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:47,135
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:47,184
14. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:47,640
15. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:47,708
16. Franco Colapinto (RA), Williams, 1:47,901
17. Alex Albon (T), Williams, 1:47,955
18. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:48,712
19. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:49,052
20. Esteban Ocon (F), Alpine, keine Zeit