Lewis Hamilton mit KTM? Wieso ihn die MotoGP reizt
Lewis Hamilton in Abu Dhabi
Bei der KTM AG ist der Schuldenberg 2024 von 300 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro gewachsen, am 29. November wurde deshalb ein europäisches Restrukturierungsverfahren beantragt. Dieses gewährt einem insolvenzgefährdeten, aber noch nicht zahlungsunfähigen Unternehmen die Möglichkeit, sich unter gerichtlicher Aufsicht und in Absprache mit den Gläubigern in einem definierten Zeitraum wirtschaftlich zu erholen, um so die Insolvenz zu verhindern.
Das setzt einen strikten Sparkurs voraus – Investitionen, Marketingbudgets oder auch das sportliche Engagement werden auf den Prüfstand gestellt.
«Wir haben im Sport bereits vor einem Jahr ein ganz massives Effizienzprogramm begonnen, damit es weitergeht», sagte Hubert Trunkenpolz, der Verantwortliche für das Marketing, die Produkt- und Preispolitik sowie Strategieentwicklung innerhalb der Pierer-Gruppe, im November im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com.
«Die Marke KTM ist ohne Motorsport nicht vorstellbar. Zum Glück haben wir sehr gute Partner, allen voran Red Bull, die uns nicht nur als Sponsoren, sondern als Partner unterstützen, um durch diese harte Zeit zu gehen, um das Programm von Red Bull KTM so weit aufrechtzuerhalten, wie es notwendig ist. Wir werden auch nächstes und übernächstes Jahr MotoGP fahren. Wir haben einen Vertrag mit der Dorna, den wir erfüllen, und das wird ausschließlich mit der Marke KTM passieren. Wir müssen die Marke promoten, wir sehen den Sport für die Marke KTM als das wichtigste Marketingwerkzeug, deshalb machen wir das.»
Seit Monaten führen die Verantwortlichen bei KTM intensive Gespräche mit bestehenden Sponsoren, ob und wie sich das Engagement ausbauen lässt. Und natürlich sind neue Partner willkommen – selbst der Verkauf von Teamanteilen an Investoren ist denkbar. Denn jeder in der Rennsportabteilung weiß: Umso mehr sich das Racing selbst finanziert, desto besser für die Firma.
Bereits Anfang Juli 2024 kursierte die Meldung, Formel-1-Star Lewis Hamilton wolle das Gresini-Team kaufen und als Rennstallbesitzer in die MotoGP einsteigen. Nadia Padovani sagte anschließend, dass ihr Team nicht zum Verkauf stehe, an Hamiltons grundsätzlichen Absichten hat das aber nichts geändert.
«Ich arbeite an verschiedenen Projekten», verriet der Engländer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com während des Formel-1-WM-Finales in Abu Dhabi am vergangenen Wochenende. «Ich glaube, dass die Gleichberechtigung der Schwarzen wichtig ist. In der Formel 1 gibt es bei den Eigentümern keine Vielfalt, sie gehört derzeit nur weißen Männern. Ich würde gerne ein Teil davon sein. Mein erster Schritt war, Teil der Broncos zu sein (das Football-Team aus Denver – der Autor), und das war erstaunlich, denn dort gibt es echte Vielfalt bei den Eigentümern. Ich habe die MotoGP immer geliebt, und interessiere mich auch für das potenzielle Wachstum des Sports.»
Hamilton, der in Yas Island sein letztes Rennen für Mercedes fuhr und 2025 und 2026 für Ferrari antreten wird, sieht das Thema allzu schwarz-weiß: Die Mehrheitseigentümer von Red Bull Racing kommen aus Thailand und das Team McLaren ist in bahrainischer Hand.
Viele Verantwortliche im MotoGP-Fahrerlager fänden es spannend, wenn sich ein Weltstar wie Lews Hamilton einbringen würde.
«Aus Marketingsicht wäre ein solcher Schritt sehr interessant», sagte Ducatis Sportdirektor Mauro Grassilli gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wenn Leute aus anderen Welten Interesse an der MotoGP zeigen, dann ist das allgemeingesprochen sehr gut. Letztlich hängt es aber davon ab, wie das Interesse genau aussieht.»
«Ein Investor möchte involviert sein», überlegte der Italiener. «Es hängt auch davon ab, aus welchen Gründen jemand ein Team kaufen möchte. Ob das geschieht, weil jemand Geld ausgeben möchte, oder ob ein wichtiges Sportprogramm der Antrieb ist. Hat einer eine Vision, ist das großartig für unsere Welt.»
Bei KTM war bereits in der ersten Dezember-Woche zu hören, dass es «interessante Entwicklungen» gibt. Dass Hamilton Interesse am MotoGP-Team von KTM hat, wurde am vergangenen Wochenende von seinem Umfeld lanciert. Für den strauchelnden österreichischen Motorradhersteller ist das gut – er kann positive Schlagzeilen gebrauchen.