Ferrari: Unsichtbare Helfer für Alonso und Massa
Ferrari-Ingenieur Rob Smedley und Felipe Massa.
Ein Aspekt des modernen Formel-1-Sports kommt viel zu kurz: Die Tatsache, wie viele Spezialisten hinter den Erfolgen der Grand-Prix-Asse stehen.
Dazu gehören bei Ferrari der Engländer Neil Martin, dessen Landsmann David Lloyd sowie der Italiener Massimo Atzori. Wenn Sie nun vor Ihrem geistigen Auge diesen Namen nicht gleich Köpfe zuordnen können, dann sind Sie in bester Gesellschaft – denn die drei Techniker sitzen nicht an den GP-Orten dieser Welt, sondern in einem besonderen Raum des F1-Rennstalls, zuhause an der Via Alberto Ascari von Fiorano. Die Aufgabe der unsichtbaren Drei: den Rennstall vor Ort unterstützen, ohne von der Hektik am Rennplatz abgelenkt zu sein.
Der frühere Red-Bull-Racing Martin wurde von RBR abgeworben, nachdem Ferrari mit einer verpatzten Rennstrategie Fernando Alonso in Abu Dhabi 2010 den WM-Titel gegen Sebastian Vettel verschenkt hatte. David Lloyd arbeitete schon vor Martin in Italien – er war 2003 als Renn-Ingenieur von British American Racing (BAR) geangelt worden. Massimo Atzori ist gewissermassen ein Eigengewächs, das sich früher ums Test-Team gekümmert hat.
Atzori kümmert sich um den Wagen von Alonso, Lloyd um jenen Massas, Martin überwacht die Arbeit seiner zwei Gefährten. Die Drei sind mit dem Renngeschehen in Echtzeit vernetzt – selbst wenn die Einsatzmannschaft im fernen Melbourne (Australien) weilt, beträgt die Verzögerung des Daten-Transfers nur sechs Zehntelsekunden!
Neil Martin gegenüber den Kollegen der «Gazzetta dello Sport»: «Früher war der Rennsport weniger vielschichtig. Die Strategie richtete sich darauf aus, einfach so schnell als möglich zu sein. Das ist heute anders. Die äusseren Bedingungen sind wichtiger geworden, weil die modernen Reifen extrem feinfühlig darauf reagieren. Es gilt, Dutzende von Faktoren im Augen zu behalten, wie den Reifenverschleiss, den Verkehr auf der Bahn und natürlich den Zeitverlust durch einen Wechsel der Walzen.»
Die Arbeit der unsichtbaren Helfen beginnt schon Wochen vor dem Rennen: wenn ein entsprechendes Dossier für die nächste Rennpiste vorbereitet wird. Während des Trainings verfolgen Martin, Lloyd und Atzori an zahlreichen Messschirmen das Geschehen. Sie können sich jederzeit zuschalten.
Martin erklärt: «Unser grösstes Plus ist unsere Umgebung – wir haben keinen Lärm, wir sitzen nicht unter knallender Sonne oder im Regen, wir können kühlen Kopf bewahren, ohne Hektik.»
Für Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hat sich die Arbeit der fernen Techniker bezahlt gemacht: Bei neun WM-Läufen 2012, welche unter Wechselbedingungen stattgefunden haben, schnitten die Ferrari-Renner besser ab als die Weltmeister-Truppe von Red Bull Racing.