Wo endet die Gier von Bernie Ecclestone?
Die alten Rivalen Ecclestone und Todt
Was für eine Formel 1 stellt sich Bernie Ecclestone für die Zukunft vor?
Vor drei Jahren noch sagte der berühmteste Renn-Promoter der Welt: «Wir brauchen die kleinen Teams.»
Vor noch einem Jahr liebäugelte der 82 Jahre alte Brite mit 22 bis 25 Rennen pro Saison. Jetzt startet die Formel 1 mit elf Teams ins neue Jahr, wovon zwei Drittel finanziell arg gebeutelt sind. Das Programm besteht aus 19 Grands Prix, nach 20 im Vorjahr.
Und Bernie sagt: «Wir werden nie mehr 20 Rennen haben.» Da hat sich offenbar die Erkenntnis Bahn gebrochen, dass die Ressourcen, aus denen sich der GP-Zirkus speist, nicht unbegrenzt sind.
Die Einschaltquoten im Fernsehen sind 2012 europaweit im Schnitt um 20 Prozent gesunken. Und das in einem Jahr, in dem ein Highlight das nächste jagte; in einem Jahr auch, das mit sieben verschiedenen Siegern in sieben Rennen begann; in einem Jahr schliesslich, in dem der Titelkampf bis zum letzten Meter spannend blieb.
Die Streckenbetreiber maulen – rund um den Globus – über die hohen Antrittsgebühren. Sie wollen nachverhandeln oder verabschieden sich gezwungenermassen, wie jüngst Valencia.
Die Spitzenteams blasen unverdrossen 270 Millionen Euro aus den Fabrikschornsteinen, als wäre die Zeit stehengeblieben. Mercedes und Ferrari kaufen links und rechts neue Spitzenkräfte ein. Von Budget-Obergrenzen haben wir zuletzt nur Monisha Kaltenborn, Miteignerin des Sauber-Teams, reden hören. Es darf bezweifelt werden, dass diese Idee, die einzige mit Aussicht auf Erfolg, derzeit ernsthaft diskutiert wird. Der FIA-Präsident, Jean Todt (66), tut herzlich wenig, ausser auf die FIA-Kassen zu achten und die Teams noch mehr zu schröpfen, Stichwort Erhöhung der Nenngebühr.
Dabei könnte es allen viel besser gehen, besonders den Teams, ohne die dieser Sport nichts wäre.
In Brasilien klagte ein Teamchef gegenüber speedweek.com: «Die Formel 1 ist ein florierendes Unternehmen. Die Formel 1 wächst in mehr als gesunden Raten. Nur: Wie soll dieses Unternehmen funktionieren, wenn eine einzige Person beständig 50 Prozent des Gewinns für sich absaugt?»
Wer diese Person ist, dazu braucht es nicht viel Vorstellungsvermögen.
Wir schätzen mal grob: 350 Millionen im Jahr gehen den Teams, denen dieser Sport eigentlich gehören sollte, durch die Lappen. Da fragt der eine oder andere im Fahrerlager hinter vorgehaltener Hand: Wo endet die Gier des Bernie Ecclestone?
Dass der Formel-1-Promoter in erster Linie unverdrossen sein Pfründe sichert, ist für manchen ein Hinweis dafür, dass ihm dieser Sport nicht so sehr am Herzen liegt – sonst würde er es vorziehen, mit der Hälfte seines Vermögens zu sterben. Die dürfte immer noch für Töchter und Generationen von Nachfahren genügen.
Wie sagte doch Danny Kaye über Gier?
«Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch Gold, Aktien und Grundstücke dazu.»