MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Alberto Ascari im Ferrari: Ein Jahr, ein Sieger

Kolumne von Peter Nygaard
Alberto Ascari 1955

Alberto Ascari 1955

Die skurrilsten Momente der Formel-1-Historie. Heute: Das Leben und Sterben von Ferrari-Seriensieger Alberto Ascari.

Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinem anderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gab aber auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über die wir in einer losen Serie berichten.

Reims (Frankreich), 5. Juli 1953

Es war typisch Reims an diesem frühen Juli-Tag – schön und heiss. Als der Brite Mike Hawthorn eine Sekunde vor dem grossen Juan Manuel Fangio über die Zielline flitzte, ging nicht nur eine spannende Windschattenschlacht zu Ende, sondern es war auch klar: die Siegesserie von Ferrari-Ass Alberto Ascari war beendet.

Vor dem Hintergrund beschränkten Interesses seitens der Automobil-Hersteller wurde die Formel-1-WM 1952 und 1953 für Formel-2-Fahrzeuge ausgeschrieben. Das war ein Steilpass für Ferrari, den sich der Rennstall aus Maranello nicht entgehen liess.

Alberto Ascari (Kennzeichen: blaues Hemd, blauer Helm, leichtes Bäuchlein, schwerer Aberglaube) setzte zu einer einmaligen Siegesserie an. Er triumphierte beim belgischen Grand Prix in Spa-Francorchamps am 22. Mai 1952 und hörte dann einfach nicht mehr auf zu gewinnen.

Und bevor die strengen Statistiker den Mahnfinger heben: ja, wir wissen sehr wohl, dass damals auch das Indy 500 zur Formel-1-WM gehörte. Allerdings reisten so wenige US-Amerikaner aus dem Nudeltopf nach Europa wie Europäer nach Indianapolis, dass wir das getrost ignorieren dürfen.

Ascari siegte und siegte und siegte, bis am 21. Juni 1953, passenderweise erneut in Belgien. Seine neun Siege in Folge sind bis heute unerreicht. Am nächsten kam ihm 2004 Michael Schumacher mit sieben Erfolgen in Serie.

Eine geruhsame Rente hatte das Schicksal für Ascari nicht vorgesehen: Am 22. Mai fiel er samt seines Lancia-Ferrari ins Hafenbecken von Monaco. Er konnte sich schwimmend ans Ufer retten, aber vier Tage später kam er in Monza ums Leben. Die genauen Umstände wurden nie geklärt. Völlig ungewöhnlich für den abergläubischen Ascari hatte er sich beim Sportwagentest von Eugenio Castellotti dessen Helm ausgeliehen und um den Wagen gebeten. Seine einleuchtende Erklärung: «Wenn man vom Pferd fällt, dann ist es am besten, wenn man gleich wieder aufsitzt.»

Bis heute hält sich die Legende, dass Ascari in der Curva Vialone einem Mann ausweichen wollte, der unerlaubt die Bahn kreuzte.
Albertos Tod bietet Gänsehaut-Parallelen zum Todessturz seines Vaters Antonio: Beide kamen an einem 26. ums Leben, beide waren dabei 36 Jahre alt. Beide wurden vier Tage nach einem schweren Unfall getötet, beide hatten zuvor 13 GP-Siege errungen. Beide hinterliessen eine Gattin mit zwei Kindern. Beide starben ausgangs von schnellen Linkskurven.

Der Kuriositäten nicht genug: der andere Fahrer, der wie Alberto Ascari ins Hafenbecken fiel (Paul Hawkins 1965), kam ebenfalls an einem 26. Mai ums Leben: in Oulton Park 1969.

Alberto Ascari selber hatte immer gesagt: «Ich bin absichtlich streng zu meinen Kindern. Damit sie mich nicht zu sehr lieben. Dann ist der Schmerz auch nicht so gross, sollte ich sie eines Tages verlassen.»

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