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Franz Tost: «Lieber nicht mehr mit zwei Neulingen»

Von Mathias Brunner
Franz Tost

Franz Tost

Jerez-Testbilanz von Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. «Das neue Auto bildet eine gesunde Basis.»

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist eben von einem Augenschein entlang des Jerez-Rundkurses zurückgekommen. Draussen heulen die Motoren, drinnen blinkt das Licht des Digital-Diktiergeräts. Es ist Zeit für eine kleine Bestandsaufnahme des Tirolers.

Franz, wie lautet dein Fazit dieses Tests?

Wir sind so weit auf dem richtigen Weg. Wir haben ja 2012 im Spätsommer unser komplettes Techniker-Team umgestellt. Mit James Key ist ein neuer Technikdirektor zu uns gekommen. Wir haben ferner Mitarbeiter in der Aerodynamik-Abteilung ausgewechselt und haben uns auch in anderen technischen Abteilungen verstärkt. Die ersten Resultate davon konnten wir schon hier in Jerez sehen. Das neue Modell STR8 bietet eine gute Basis, wobei man vorsichtig bleiben muss – es ist der erste Wintertest und wir sind in Jerez. Genaueres werden wir erst nach dem Qualifying von Melbourne wissen. Aber die Arbeitsmethodik und die ersten Erkenntnisse stimmen mich zuversichtlich, dass wir einen schönen Schritt nach vorne machen können.

Welche Eindrücke hast von vom Pistenbesuch mitgebracht?

Was unser Auto angeht: Mit der Abstimmung von heute Freitag war der Wagen in der Beschleunigungs-Phase aus der Kurve heraus etwas unruhig am Heck. Sonst sieht das recht gut aus.

Und die Konkurrenz?

Das Auto von Red Bull Racing macht einen guten Eindruck. Der McLaren scheint mir noch etwas zu stark zu untersteuern. Am Mercedes bauen die Reifen schneller ab als an anderen Autos, als Folge wird das Fahrzeug unruhig. Aber generell habe ich da draussen keinen Renner gesehen, wo ich einen gravierenden Mangel hätte feststellen können.

Euer Fahrer Jean-Eric Vergne hat festgehalten: «Das ist mein zweites Jahr, ich kenne das Team nun in- und auswändig, ich kenne alle Abläufe. Daher gehe ich ganz anders in die Saison.» Spürt man das?

Ja, auf alle Fälle. Jean-Eric hat sich auch im Winter physisch sehr intensiv vorbereitet, ich hoffe, mental auch. Dass er mehr Erfahrung besitzt, merkt man bei der Arbeit im Team und sieht man auch auf der Strecke. Er neigt ja grundsätzlich dazu, sehr aggressiv zu sein, da sieht man jetzt schon erhebliche Fortschritte.

Wieso habt ihr beide Renningenieure ausgewechselt?

Bei Daniel Ricciardo hat sich das so ergeben, weil dessen letztjähriger Renningenieur für die Arbeit im Simulator abgestellt worden ist. Das war immer so geplant. Bei Vergne hat sich der Wechsel im Laufe der Umstrukturierung unter den Technikern ergeben.

Wie gut hat sich Technikchef James Key ins Team eingefügt?

Das läuft alles so, wie ich mir das erwartet hatte. Ich bin mit der Arbeitsweise von James Key sehr zufrieden. Wir sind mit ihm auf dem richtigen Weg – schon dieses Jahr, aber vor allem dann, wenn wir 2014 in die Turbo-Ära gehen.

Ihr habt ja eine besondere Arbeitsgruppe gegründet, welche sich ganz der Steigerung der Fahrzeug-Leistungsfähigkeit widmen kann. Spürt man das schon?

Das ist ein Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt. Weil das ein Zusammenspiel ist zwischen Strecken-Ingenieuren, Simulation, Windkanal und eben dieser Gruppe. Erste Ergebnisse davon sollten Mitte der Saison erkennbar sein.

Welches war die grösste Lektion, die du 2012 für die kommende Saison gelernt hast?

Es war für mich von Anfang an glasklar: Das Risiko ist gross, mit zwei Neulingen Formel 1 zu fahren. Natürlich wurde das auch diskutiert. Uns war klar, dass das nicht einfach werden würde und wir 2013 da besser aufgestellt sein würden. Erschwerend kam dazu, dass der Wagen einfach nicht so schnell wie erwartet war. Zwei Neulinge und dann noch technische Probleme obendrein, das war schon schwierig.

Meine Lehre also: Ich möchte eigentlich nicht mehr mit zwei Neulingen fahren.

Am liebsten wäre mir diese Kombination – ein erfahrener schneller Mann und ein junger Fahrer, welcher der Philosophie entspricht, dass wir ja auch für Red Bull aus dem Nachwuchskader Piloten ausbilden.

Einer dieser jungen Fahrer ist der Portugiese Félix da Costa. Wann wird definiert, wie sein Formel-1-Programm aussieht?

Das hat noch Zeit. Er wird dieses Jahr die Formel Renault 3.5 fahren. Wir wollen unseren Fahrern, die ja selber noch sehr jung sind, nicht das Freitagtraining wegnehmen. Aber bei den letzten Rennen des Jahres werden wir sehen, ob sich da für da Costa eine Möglichkeit bietet.

Welche Abteilungen werden dieses Jahr weiter ausgebaut?

Wir werden die ganze technische Seite jetzt mal in Ruhe betrachten, um auf etwaige Schwachstellen reagieren zu können. Dann werden wir auch in der Produktion mehr Zeitarbeiter holen, dies aber zur Spitzenzeit, von November bis Januar.

Wo stehen wir in Sachen Gebäude in Faenza?

STR3, das Gebäude für die Kunststoff-Produktion, ist fertig. Inzwischen fertigen wir 90 Prozent aller Kunststoffteile selber her. Bauabschnitt 2 für das vierte Gebäude, oder STR4, beginnt im April und August oder September 2014 abgeschlossen sein.

Gibt es auch ein STR5?

(Lacht.) Momentan noch nicht, aber man weiss ja nie!

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