Rückkehr zu Kundenautos: Eine Sackgasse
Auch Gilles Villeneuve begann seine Karriere in einem dritten McLaren
Eine alte Idee von Ferrari-Präsident Luca Montezemolo wird derzeit erneut diskutiert. Als Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone vergangene Woche Teamchefs des halben Felds nach London lud, stand auf der Themenliste auch dieses Wort: Kundenfahrzeuge.
«Mr. Formula One» will vorsorgen. Selbst wenn er inzwischen erklärt hat, den Formel-1-Teams ginge es nicht so schlecht, wie sie immer daherjammerten, so entspricht das nicht der Wahrheit: Abgesehen von den beiden Red-Bull-Rennställen Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso sowie Ferrari und McLaren haben alle F1-Teamchefs Sorgenfalten im Gesicht, was die Finanzierung angeht.
Wir stehen bei 22 Fahrzeugen im Feld. Wenn Marussia das Geld ausgeht (Timo Glock musste bereits aus finanziellen Gründen aus dem Vertrag entlassen werden), und wenn Tony Fernandes die Lust am Formel-1-Abenteuer mit Caterham verliert, wenn zudem das Finanzierungs-Gerüste eines Mittelfeld-Teams obendrein zusammenklappt, dann sind wir ganz schnell bei 16 Autos im Feld.
Was dann?
Ecclestone hat vorgeschlagen, dass die grossen Teams für die weniger betuchten Rennställe dann Kundenfahrzeugen abgeben dürften. So wie man in den 70er Jahren einen McLaren kaufen konnte. Allerdings dürften Kunden nur Vorjahres-Renner einsetzen. Wie gross wäre damit wohl die Chance auf Erfolg?
Anderer Vorschlag: Diesjährige Autos wären erlaubt, würden aber keine WM-Punkte erobern können. Am Lenkrad sässen dann Nachwuchsfahrer.
So könnte es also sein, dass Red Bull Racing einen Dreifachsieg erringt – Vettel vor Webber und, sagen wir Felix da Costa. Aber der Portugiese erhielte keinen Punkt, darf er trotzdem aufs Podest? Und wie soll man den Fans erklären, dass der Viertplatzierte und Wahrheit der richtige Dritte ist?
Ein anderes Problem: Kundenfahrzeuge verwässern das Know-how. Wenn zum Beispiel Marussia Kundenrenner von McLaren einsetzt, dann braucht das weniger Manpower als die Konstruktion des eigenen Renners. Aber ist das für ein Team wünschenswert?
Ein Mann, dessen Name nicht genannt werden soll, findet: «Es gäbe eine ganz einfache Lösung dafür, wie man den finanziell weniger starken Teams unter die Arme greift – indem der Preisgeldkuchen fair aufgeteilt wird. Dann müssten wir über Kundenrenner überhaupt nicht diskutieren.»