Ex-Ferrari-Designer: «Autos sehen alle gleich aus»
Mauro Forghieri mit Gilles Villeneuve 1979
Früher war alles anders. Da hatten die Designer beim Bau der Formel-1-Autos noch Freiheiten und die Autos waren viel individueller, sagt Mauro Forghieri, der mit Ferrari vier Fahrertitel in der Königsklasse gewann (John Surtees 1964, Niki Lauda 1975 und 1977 und Jody Scheckter 1979).
«Heutzutage sehen sie doch alle aus wie Karts», sagte der 78-jährige bei der Präsentation seines Buches «La Ferrari secondo Forghieri dal 1947 ad oggi» auf der Milano Autoclassica. «Ich wette, wenn man sie alle weiss lackiert, kann man sie nicht mehr unterscheiden. Es gibt keine Freiheiten, alles ist viel zu sehr reglementiert.»
Techniker wie Adrian Newey seien durch das Reglement viel zu sehr eingeschränkt, bemängelt Forghieri. Kein Wunder also, wenn es kaum noch Unterschiede gäbe. «Es ist wirklich absurd. Alle in der Formel 1 schauen voneinander ab. Sobald ein neues Teil an einem Auto ist, dann ist es in der darauf folgenden Woche an jeder Menge anderer Autos auch zu sehen. Das ist nun mal so.»
Forghieri trauert Strecken wie beispielsweise dem alten Nürburgring nach. «Aber da könnten die heutigen Autos sowieso nicht mehr fahren», weiss er. Das Arbeiten in der Formel 1 in den 1970er Jahren sei kein Vergleich mit heute. «Wenn uns mal Werkzeuge gefehlt haben, sind wir einfach nach nebenan zu Lotus gegangen, unseren erklärten Feinden. Heute gibt es so etwas nicht mehr. Als ich zuletzt bei einem Rennen war, musste ich jedes Mal meinen Ausweis zeigen, wenn ich mich bewegen wollte. Ich konnte nicht mal von einer Box zur andern gehen.»
Enzo Ferrari habe sich früher einen Wohnwagen gemietet, damit er überhaupt an der Strecke essen konnte, erinnert sich der Italiener. «Jetzt ist das Fahrerlager voller immenser Motorhomes, in denen 150 Leute verköstigt werden können, wie in einem Restaurant. Ich weiss nicht, ob es damals besser war oder jetzt besser ist. Wir waren an so etwas nicht gewöhnt; es ist trotzdem gut gelaufen.»